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Seenotrettungsschiff „Sea-Watch 4“ vor der ersten Mission

„Wir schicken ein Schiff“

Das vom Bündnis United4Rescue zur Verfügung gestellte Rettungsschiff Sea-Watch 4 wird in Kürze zu seinem ersten Rettungseinsatz im Mittelmeer aufbrechen. Bis Mitte August soll das überwiegend aus kirchlichen Spenden finanzierte Seenotrettungsschiff vom spanischen Burriana aus in See stechen.

Da fast alle aktiven Seenotrettungsschiffe wegen angeblicher Sicherheitsmängel in Italien festgesetzt oder mit nicht erfüllbaren Auflagen am Einsatz gehindert werden, sind derzeit keine zivilen Seenotrettungsorganisationen im Mittelmeer aktiv. Der Kauf des neuen Rettungsschiffes Sea-Watch 4 wurde im Januar 2020 von dem zivilgesellschaftlichen Bündnis United4Rescue ermöglicht und setzt so ein klares Zeichen der Solidarität und
Menschlichkeit. Gut ein Jahr, nachdem im Juni 2019 die Petition „Wir schicken ein Schiff“ veröffentlicht wurde, soll das überwiegend aus kirchlichen Spenden finanzierte Seenotrettungsschiff vom spanischen Burriana aus in See stechen. Wegen der Corona-Pandemie und des Lockdowns in Spanien hat sich die erste Mission fast vier Monate verzögert.

Seenotrettung

Seit dem Ende der staatlichen Seenotrettung der EU-Mitgliedsländer sind nur noch private Schiffe im Mittelmeer unterwegs, um geflüchtete Menschen aus Seenot zu retten. Rund 400 Menschen sind im Jahr 2020 bislang laut Schätzungen im Mittelmeer ertrunken. Eine Tatsache, die viele Christinnen und Christen schmerzt.

Auf dem evangelischen Kirchentag im Juni 2019 in Dortmund war die Seenotrettung ein beherrschendes Thema. Die "Sea-Watch 3" lag zu diesem Zeitpunkt mit Flüchtlingen an Bord vor Lampedusa fest. Der Journalist Hans Leyendecker, damals Kirchentagspräsident, fand mehrfach deutliche Worte: „Europa darf nicht töten, auch nicht durch unterlassene Hilfeleistung.“ Und: „Wir dürfen das Meer nicht denjenigen überlassen, die aus dem Mare Nostrum ein Mare Monstrum machen, einen Friedhof der Menschenrechte.“ Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, der das Projekt Kirchenschiff in der EKD vorantrieb, sagte: „Europa verliert seine Seele, wenn wir so weitermachen.“ Und die Pastorin Sandra Bils brachte alles in ihrer Predigt beim Abschlussgottesdienst auf die Formel: „Man lässt keine Menschen ertrinken. Punkt.“

Bereits in der Woche nach dem Kirchentag stimmten die Kirchenvorderen der Forderung der Petition zu, ein Schiff für die Seenotrettung im Mittelmeer anzuschaffen. Seitdem arbeitete das Kirchenamt der EKD unter Hochdruck an möglichen Wegen dahin. Denn allen war klar: Zur Reederei wird die EKD nicht.

Im September steht der Plan, ein zivilgesellschaftliches Bündnis zu gründen, um Spenden für ein Schiff zu sammeln. Im November wird dafür der Trägerverein "Gemeinsam Retten e.V." gegründet. Die EKD entscheidet sich, mit der Seenotrettungsorganisation Sea-Watch zusammenzuarbeiten.
Auf der Synode der EKD in Dresden wird über das Für und Wider des Schiffs diskutiert. Innerkirchliche Skeptiker fordern u.a., dass keine Kirchensteuermittel in die Anschaffung fließen (die EKD hat keine Kirchensteuern in den Kauf des Schiffes investiert).

Im Dezember beginnt die Spendenkampagne des Bündnisses mit dem Namen „United4Rescue“, dem heute mehr als 500 Partner angehören. Ende Januar 2020 gelingt es dem Bündnis dann, das ehemalige Forschungsschiff „Poseidon“ zu ersteigern. Kosten: 1,3 Millionen Euro, davon 1,1 Millionen Euro Spendengeld von „United4Rescue“. Am 20. Februar wird die „Poseidon“ auf ihren neuen Namen „Sea-Watch 4“ getauft. Wenige Tage später sticht das Schiff in Richtung Burriana in See. „Dieses Schiff wird Leben retten und steht für eine lebendige Kirche“, sagt Sven Giegold. Doch bis die „Sea-Watch 4“ ausläuft, wird es mutmaßlich weitere Tote geben. Derzeit ist kein privates Seenotrettungsschiff im Mittelmeer unterwegs.

Hintergrund

Der Einsatz wird von der Organisation Sea-Watch operativ geleitet und durch Ärzte ohne Grenzen medizinisch unterstützt. Durch das Bündnis United4Rescue wird das Rettungsschiff von einer breiten Zivilgesellschaft mitgetragen.

United4Rescue unterstützt als unabhängiger, gemeinnütziger Verein die zivile Seenotrettung auf dem Mittelmeer. Das Bündnis vereint mehr als 550 große und kleine Organisationen, Initiativen, Unternehmen, Vereine und Stiftungen aus den unterschiedlichsten gesellschaftlichen Bereichen. Viele Mitglieder des Vereins setzen sich bereits seit Jahren für die zivile Seenotrettung ein und unterstützen das Bündnis mit ihrer Expertise und ihren Kontakten. Die Evangelische Kirche in Deutschland hat in der Gründungsphase den Aufbau von United4Rescue unterstützt. United4Rescue arbeitet seit November 2019 unabhängig von der EKD. Der Verein trägt sich selbst, alle Mitglieder arbeiten ehrenamtlich.
(Mit Material von epd)

 

 

 

 

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