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Präses Annette Kurschus wünscht ein hoffnungsvolles Pfingstfest

„Komm, Heiliger Geist!“

Zu Pfingsten feiern Gemeinden in der Evangelischen Kirche von Westfalen wieder Gottesdienste unter freiem Himmel.

Was viele Ostern gehofft hatten, wird angesichts vielerorts sinkender Corona-Zahlen möglich: In vorsichtigen Schritten zum Gemeindeleben in Präsenz zurück zu kehren. Der sehnsüchtige Ruf „Komm, heiliger Geist!“ hat ein Ziel, „unser Bitten und Rufen und Flehen wird gehört“, sagt Präses Annette Kurschus. Sie ruft in ihrer Pfingstbotschaft dazu auf, auch im Alltag Zeugin und Zeuge Jesu Christi zu sein und Hass, Gewalt und Hetze entgegen zu treten.

Die Pfingstbotschaft von Präses Annette Kurschus im Wortlaut:

Pfingsten: Dieses kirchliche Fest ist seit jeher mit einer tiefen Sehnsucht verbunden. Während der vergangenen Monate hat sich die Sehnsucht auf eine nie gekannte Weise in unserem Leben eingenistet. Gut, wenn sie sich meldet. In allem, was stillsteht und lähmt, streckt sich die Sehnsucht hoffnungsvoll nach vorne aus. Wir Christinnen und Christen bitten und rufen und flehen zu Pfingsten. „Komm, Heiliger Geist!“, singen wir in diesen Tagen, immer wieder: „Komm!“, „Erscheine!“, „Kehr bei uns ein!“. Die göttliche Kraft, die wir den „Heiligen Geist“ nennen, haben wir nicht vorrätig als stetige „Begeisterung“. Zu Pfingsten singen wir sie sehnsüchtig herbei. In diesem Jahr womöglich besonders intensiv.

Eine feste Zusage ist mit dem „Heiligen Geist“ verbunden. Und ein klarer Auftrag. „Ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen … und werdet meine Zeugen sein“, sagt Jesus zu denen, die ihm nachfolgen.

Zeugin, Zeuge Jesu Christi sein: Dazu sind Christinnen und Christen gesandt. Heraus aus den Kreisen ihrer Gemeinden, heraus aus den Mauern ihrer Kirchen, hinweg über die Grenzen ihrer Traditionen und Gewohnheiten – hin zu den Menschen. Nichts anderes bedeutet Mission: Gesandt sein, sich aufmachen, hingehen. Das ist nicht leicht – erst recht nicht in einer religiös pluralen Gesellschaft, in der christlicher Glaube zunehmend ein Angebot unter vielen wird. Da kann der Weg vor die eigene Haustür bisweilen weiter und mutiger sein als eine Reise in ferne Länder der Welt.

Zeugin, Zeuge Jesu Christi sein, darunter verstehe ich zum Beispiel: In meinem direkten Lebensumfeld kein Hehl daraus machen, dass ich Christin bin. Davon sprechen, was mein Glaube mir bedeutet – und dass er mir täglich zum Leben hilft. Öffentlich nach Gott fragen, an Gottes Güte festhalten – auch wenn das verrückt erscheint und immer ein Wagnis bedeutet, erst recht in Zeiten wie diesen, wo alles wankt, was bisher Halt gab und als sicher galt. Kompromisslos eigene Schuld eingestehen – im Vertrauen auf die Kraft der Vergebung. Mutig den Mund aufmachen gegen Hass und Gewalt und Hetze – egal, aus welcher Richtung sie kommen und welcher Herkunft sie sind.

Bald ist Pfingsten. Unsere Sehnsucht hat einen festen Ort im Kalender der Kirche. Gott sei Dank.

Solange wir bitten und rufen und flehen; solange wir ahnen: „Da steht noch etwas aus!“; solange bleibt hoffnungsvolle Spannung. Spannung hält uns lebendig.

„Komm, Heiliger Geist!“; „Komm!“; „Erscheine!“; „Kehr bei uns ein!“

Unsere Sehnsucht hat ein Ziel; unser Bitten und Rufen und Flehen wird gehört. Niemand muss über sich selbst hinauswachsen, vielmehr wird uns von Gott her etwas zuwachsen. Vielleicht der Mut, energisch Widerstand zu leisten. Oder die Kraft, treu bei der Stange zu bleiben und durchzuhalten. Oder die Fantasie, Neues zu denken und Riskantes auszuprobieren. Oder die Liebe, für andere da zu sein. Oder die Treue, nichts und niemanden verloren zu geben.

Wenn das kein Grund zum Feiern ist!

Ein frohes Pfingstfest wünsche ich Ihnen.

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