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Ausstellung im Hoesch-Museum: Migration und Religionen im Ruhrgebiet

Heimat grenzt nicht aus, sondern verbindet

Ohne Migration gäbe es das Ruhrgebiet nicht, sagte Isolde Parussel, Leiterin des Dortmunder Hoesch-Museums. Dort wurde am Donnerstag bei der Eröffnung der Ausstellung „Neue Heimat finden – auf Vielfalt vertrauen – im Revier leben“ deutlich, wie stark die dynamischen, oft überraschenden und auch komplizierten Prozesse von Migration und Integration das Revier zu dem werden ließen, was es ist. Und wie sie es weiterhin verändern. Die Veranstaltung gehörte zum „Roten Faden Migration, Integration, Anerkennung“ des Kirchentages

Gleich zu Beginn legte Nordrhein-Westfalens Heimatministerin Ina Scharrenbach Wert auf die Feststellung, dass sich „Heimat“ nicht verbindlich definieren lasse, politisch schon gar nicht. Heimat sieht sie eher als eine Art Leitbild dafür an, dass das Zusammenleben gelingt. „Heimat grenzt nicht aus, sondern verbindet.“ Das gelte auch für die verschiedenen Religionen: „Es kommt auf das Verbindende an.“ Wer die Freiheit des anderen achte, könne auch vom anderen Achtung der eigenen Freiheit erwarten.

Ob diese gegenseitige Achtung in dem alten Dorf Asseln am Hellweg praktiziert wurde, als dort ab Mitte des 19. Jahrhunderts die Zechen und mit ihnen die Migranten kamen? Vizepräsident Ulf Schlüter ließ die Frage offen. Der langjährige Asselner Gemeindepfarrer zeichnete die Entwicklung des Bauerndorfes nach, das um 1850 noch 500 Einwohner hatte.. 50 Jahre später zehnmal so viel. Gravierende Auseinandersetzungen gab es nicht, wohl aber eine Konkurrenz zwischen evangelischen „Ureinwohnern“ und katholischen Zugereisten: Wer hat den höchsten Kirchturm? Es kamen Industrialisierung, Wiederaufbau, Wirtschaftswunder, Strukturwandel, Globalisierung, Mobilisierung. Heute ist das vormals evangelische Gemeindehaus in Dortmund-Asseln Kirche und Heimstatt der großen Russisch-Orthodoxen Gemeinde. Moscheen sind entstanden, eine afrikanische Gemeinde hat ein anderes evangelisches Gemeindehaus bezogen, und in der Nordstadt, wo die Protestanten in der Minderheit sind, praktiziert die Lydia-Gemeinde das Modellprojekt „Gemeinsam Kirche sein“: Einheimische und zugewanderte Christen gestalten zusammen Kirche.

In einer kurzen Diskussionsrunde stellte Moderator Dr. Traugott Jähnichen fest, dass viele Menschen heute die kulturelle Vielfalt zwar bejahen, aber sich mit religiöser Vielfalt schwertun. Zugespitzt: „Man findet die Dönerbude an der Ecke zwar nett, aber stört sich an der Moschee.“ Ulf Schlüter wies hier auf den Widerspruch hin: „Die Bedeutung der Religion hat stark abgenommen – zugleich bereitet die religiöse Vielfalt Probleme.“ Was tun? Über die Vielfalt nur zu reden nützt nichts, so Schlüter. „Es braucht den aktiven Dialog, die verlässliche Kommunikation. Es geht nur mit Begegnung. Sie bewährt sich, wenn es kritisch wird.“

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