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Tiefe Trauer und Worte der Hoffnung

KÖLN - Mit einem bewegenden Trauergottesdienst haben Angehörige, Politiker und Helfer am Freitag im Kölner Dom Abschied von den Opfern des Germanwings-Absturzes genommen. In einem Staatsakt sprachen Bundespräsident Joachim Gauck und NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) den Betroffenen anschließend Mut zu und dankten allen Helfern für ihren Einsatz. Insgesamt 1.400 Gäste waren zu der zweistündigen Zeremonie in die Kathedrale gekommen, darunter 500 Angehörige der Toten. Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Regierungsvertreter aus Frankreich und Spanien nahmen teil.

Auf Großbildleinwänden vor dem Dom verfolgten rund 2.000 Menschen die Lieder und Gebete, die im In- und Ausland auch live im Fernsehen übertragen wurden. In den Ansprachen kam noch einmal die ganze Fassungslosigkeit über das Geschehen zum Ausdruck. In Nordrhein-Westfalen und an allen öffentlichen Gebäuden des Bundes wehten die Fahnen am Freitag auf Halbmast, Tausende Menschen trugen sich in Kondolenzbücher im Internet ein. Die Lufthansa, Mutterkonzern von Germanwings, schaltete ganzseitige Traueranzeigen in großen Tageszeitungen.

Mitten aus dem Leben gerissen

Für jeden der 150 Menschen, die beim Absturz der Germanwings-Maschine am 24. März auf dem Weg von Barcelona nach Düsseldorf in den französischen Alpen ums Leben kamen, brannte ein weiße Kerze - auch für den Copiloten, der den Airbus offenbar absichtlich zerschellen ließ und 149 Menschen mit sich in den Tod riss. Als Zeichen der Hoffnung wurden kleine Holzengel verteilt, die eigens für die Trauerfeier in einer russischen Behindertenwerkstatt gefertigt wurden. Die Schwester eines Opfers sprach eine Fürbitte.

Die Passagiere und Crewmitglieder seien mitten aus dem Leben gerissen worden, sagte die Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen, Annette Kurschus, in ihrer Predigt. Unbegreifliches sei getan worden »gegen so viele, die leben und lieben konnten«, fügte sie in Anspielung auf den Copiloten hinzu. Hier klafften »Abgründe in Seele und Menschenherz«. Gott selbst leide aber mit den Familien. Schmerz, Trauer und Verzweiflung seien bei ihm aufgehoben.

Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki verwies auf den mitleidenden Gott am Kreuz und die christliche Auferstehungshoffnung. »Die Liebe ist stärker als der Tod, glauben wir Christen«, sagte er. »Wir glauben, dass diese 150 Menschen nicht verschwunden und nicht ins Nichts gegangen sind.» Im Deutschlandfunk mahnte Woelki die Medien, den Respekt vor den Opfern zu wahren. Auch Kurschus nannte es "würdelos, ein Geschäft mit den Tränen von Menschen zu treiben«.

Ein Band des Mitleidens und der Gemeinsamkeit

Für Bundespräsident Gauck führt das Unglück vor Augen, dass es keine völlige Kontrolle des Lebens gibt. »Weder vor technischen Defekten noch vor menschlichem Versagen gibt es absolute Sicherheit - und erst recht nicht vor menschlicher Schuld«, sagte er mit Blick auf die »verstörende Vernichtungstat« des Copiloten. Auch dessen Angehörige hätten einen geliebten Menschen verloren. Leid und Not hätten Menschen aber auch zueinander finden und über sich hinauswachsen lassen, betonte Gauck. Es sei ein Band des Mitleidens und der Gemeinsamkeit entstanden.

Der Bundespräsident dankte insbesondere für die französische Hilfe. Die Behörden und die Menschen am Unglücksort hätten »alles getan, was ihnen möglich war, um die Angehörigen zu empfangen, um die Toten zu bergen und um den Hergang der Katastrophe zu erforschen«. NRW-Ministerpräsident Kraft hob die Anteilnahme in Kondolenzbüchern, Schweigeminuten und Gottesdiensten hervor. »Ich wünsche mir so sehr, dass Sie die große Anteilnahme spüren, dass sie Ihnen Kraft gibt in dieser schweren Zeit«, sagte sie sichtlich bewegt zu den Hinterbliebenen.

Der spanische Innenminister Jorge Fernández Díaz sagte, die betroffenen Länder seien »geeint in unserem Schmerz und unserer Fassungslosigkeit angesichts dieses unglaublichen Geschehens«. Nun müsse versucht werden, die entstandene Lücke »wieder neu zu füllen - mit Liebe, vor allem aber mit Hoffnung«. Unter den Opfern des Absturzes von Flug 4U 9525 am 24. März waren 51 Spanier. Der französische Staatsminister für Verkehr, Alain Vidalies, sagte: »Unsere Teilnahme an der Trauerfeier hier an diesem Ort kann Zeugnis ablegen von dieser europäischen Solidarität, die über die Grenzen hinausgeht, und die sich gegenüber allen Opfern hier zeigt.« (epd)