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Festgottesdienst zu 50 Jahren rechtlicher Gleichstellung von Pfarrerinnen und Pfarrern

Vom Mut und der Beharrlichkeit, von der Liebe und der Geduld der Pionierinnen

Eine Stecknadel könnte man fallen hören, so still ist es in der Soester Kirche St. Maria zur Höh an diesem Sonntagnachmittag. Denn: Am 29. September jährt sich die rechtliche Gleichstellung von Pfarrerinnen und Pfarrern zum 50. Mal. Die Evangelische Kirche von Westfalen (EKvW), der Westfälische Theologinnen Konvent, der Evangelische Pfarrverein in Westfalen und die Evangelische Frauenhilfe in Westfalen haben zum Festgottesdienst eingeladen. Dass dies „immer noch ein guter Grund zum Feiern“ ist, weiß hier in der „Hohnekirche“ an diesem Jubiläumssonntag jeder – und besonders jede.

Andächtige Stille herrscht also, als statt Oberkirchenrätin Katrin Göckenjan-Wessel der Theologische Vizepräsident zur Predigt ansetzt. Ulf Schlüter ist in letzter Minute für die erkrankte Kollegin, die in diesem Kreise alle nur „Käthe“ nennen, eingesprungen. Der Theologische Vizepräsident predigt dennoch in den Worten einer Frau, indem er die Oberkirchenrätin durch ihre vorbereitete, mit viel Leidenschaft gefüllte Predigt sprechen lässt.

Sie widmet sich dem steinigen, unsicheren Weg, den mutige, tapfere Pionierinnen beschritten haben. Viele von ihnen erreichten vor dem Ende ihres Berufslebens nicht das Ziel, selbst als Pfarrerin anerkannt zu werden. Sie mussten Spott und Erniedrigungen über sich ergehen lassen. Doch sie alle haben dazu beigetragen, dass die Pfarrerinnen Anne Heckel, Birgit Reichel und Sandra Fedeler hier in der Hohnekirche stehen, Gottes Wort lesen und das Abendmahl austeilen dürfen – ohne rechtliche Einschränkung, völlig gleichwertig zu ihren männlichen Kollegen.

Katrin Göckenjan-Wessel nennt es einen „Pionierweg“, den diese Frauen damals ohne Vorbilder, ohne beschriebene, akzeptierte Ziele beschritten. Keine konkrete Aussicht, aber eine unbändige Sehnsucht habe sie angetrieben. Sie hätten eine echte Aufgabe, nicht nur viel Arbeit gewollt. Sie folgten ihrer Sehnsucht, schlossen sich zusammen und beteten Psalm 84 – durch viele Kilometer getrennt – Woche für Woche samstags um 21 Uhr. In seinen Worten fanden die Theologinnen Stärke für ihren Weg.

Nach der Ehrung der nicht nur für Westfalen wegweisenden Theologinnen schlug Göckenjan-Wessel aber auch die Brücke zu den großen Aufgaben der heutigen Zeit. Die Frage „Wo sollen wir denn hin?“ eint die Frauen zu Anfang des 20. Jahrhunderts sowie Juden nach dem 7. Oktober und Geflüchtete.

Als Kirchenleitende formuliert Göckenjan-Wessel – durch Ulf Schlüter ausgesprochen – die Hoffnung, dass die Sehnsucht größer sein möge als die Bequemlichkeit oder die Angst, zu verlieren.

Obwohl der Anlass ein freudiger ist und die Predigt sowie die Veranstaltungen drumherum daran keinen Zweifel lassen, schwingt der große Auftrag der Evangelischen Kirche mit. Und die großen Fußstapfen, die die Pionierinnen – ob als Pfarrerinnen eingesegnet oder nicht – hinterlassen haben.

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