Theologiestudierende der Kirchlichen Hochschule Wuppertal/Bethel unterwegs auf Java
Wo interreligiöses Zusammenleben gelingt
JAVA/WUPPERTAL - »Selamat pagi!«, so wird die Besuchergruppe aus Deutschland durch Vertreter der Staatlichen Islamischen Universität Sunan Kalijaga in der indonesischen Millionenstadt Yogyakarta begrüßt.
Zwölf Theologiestudierenden der Kirchlichen Hochschule Wuppertal/Bethel (KiHo) haben sich auf den Weg zur Insel Java gemacht. Dort erfahren sie von hochrangigen muslimischen Theologen und Theologinnen aus erster Hand, wie aktuell über Fragen von interreligiösem Zusammenleben, Staat und Menschenrechten gedacht wird.
Ähnliche Fragen diskutieren sie mit Mitgliedern einer buddhistischen Studentenorganisation wie auch mit Vertretern der größten islamischen Organisationen des Landes, der Muhammadiyya und der Nahdlatul Ulama (beide haben jeweils mehr als 35 Millionen Mitglieder) und nicht zuletzt mit Studierenden und Lehrenden an christlichen Universitäten.
Wissen über andere Religionen unabdingbar
»Wir haben dieses Programm durch Lehrveranstaltungen sorgfältig vorbereitet«, erklärt Dr. Henning Wrogemann, Initiator des Programms und Professor für Missions- und Religionswissenschaft und Ökumenik an der KiHo, und ergänzt: »Ein fundiertes Wissen über andere Religionen ist heute unabdingbar, wenn aber nicht ganz konkrete Begegnungen dazu kommen, können theoretische Kenntnisse leicht zu bedenklichen Fehleinschätzungen führen.«
Um interreligiöse Direkterfahrungen zu ermöglichen, wurde ein Interkulturelles Studienprogramm begonnen, das durch das Institut für Interkulturelle Theologie und Interreligiöse Studien (IITIS) der KiHo in Kooperation mit der Vereinten Evangelischen Mission (VEM) durchgeführt wird. Finanziell wird es sowohl durch die Ökumene-Referate der Evangelischen Kirche von Westfalen und der Evangelischen Kirche im Rheinland als auch durch die Stiftung und den Förderverein der KiHo unterstützt.
Impulse für die eigene Praxis erhalten
Für die VEM nimmt Dr. Claudia Währisch-Oblau, Abteilungsleiterin für Evangelisation, an der Indonesienreise teil: »Viele der indonesischen Mitgliedskirchen der VEM sind intensiv in interreligiösen Projekten aktiv. Christen und Kirchen aus Deutschland können daraus lernen und Impulse für die eigene Praxis erhalten.«
Nach vielen Begegnungen in Yogyakarta ist die weiter im Inland gelegene Stadt Salatiga die zweite Station der Reise. Hier geht es vor allem um Projekte auf gemeindlicher und dörflicher Ebene. »Das Leben in einem mehrheitlich muslimischen Land ist so ganz anders, als ich mir das vorgestellt habe«, meint Studentin Lisa Ketges, nachdem die Gruppe in einer islamischen Internatsschule (Pesantren) einen Abend der Begegnung erlebt und dort auch übernachtet hat.
Für die pfarramtliche Praxis bedeutsam
Vorbereitet wurde das zweiwöchige Indonesienprogramm (16. Februar bis 2. März) vor allem durch die VEM-Stipendiatin Dyah Ayuh Krismawati, die bei Wrogemann zum Thema christlich-islamische Beziehungen in Indonesien promoviert. Im kommenden Sommersemester können die Studierenden ihre Erfahrungen an der KiHo vertiefen, wenn es dort in Lehrveranstaltungen um eine Theologie Interreligiöser Beziehungen und um die Hermeneutik des christlich-islamischen Dialogs gehen wird.
Kirchliche Hochschule und Vereinte Evangelische Mission greifen damit aktuelle Herausforderungen auf und bieten Studierenden Erfahrungsräume und Reflexionsgelegenheiten, die für die pfarramtliche Praxis in einer religiös pluralen Lebenswelt von zunehmender Bedeutung sein wird. (KiHo)