Westfälische Eröffnungsfeier der neuen Brot für die Welt-Aktion in Unna
„Wer sich für Nächstenliebe engagiert, ist kein Träumer...“
Mit einem zentralen Festgottesdienst für Westfalen ist am 1. Advent in Unna die neue Aktion von Brot für die Welt eröffnet worden. Das Aktionsmotto “Wandel säen” war auch das Thema im Gottesdienst mit rund 200 Besucherinnen und Besuchern in der historischen Evangelischen Stadtkirche.
In seiner Kanzelrede würdige der Kamener Bundestagsabgeordnete Oliver Kaczmarek (SPD) die Arbeit der Organisation. Brot für die Welt sei ein leuchtendes Beispiel für Solidarität und Nächstenliebe weltweit. „Wer sich für Nächstenliebe engagiert, ist kein Träumer oder eine Träumerin, sondern arbeitet für eine gemeinsame Vision, für eine gerechte Welt und für ein friedliches und dauerhaftes Zusammenleben“, sagte er.
Das globale Wirken von Brot für die Welt und seinen Partnerorganisationen sorge dafür, dass dadurch Millionen Menschenleben gerettet werden. Auch durch Rückschläge, Kriege oder Klimaveränderungen würde das Hilfswerk weiter für einen Wandel und für eine bessere Welt arbeiten. Kaczmarek beklagte die ungleiche Verteilung von Ressourcen und erwirtschafteten Wohlstand. Afrika beispielsweise habe großes Potenzial für eine nachhaltige Entwicklung. Der Kontinent sollte eine faire Chance bekommen.
Der Agrar-Ökonom Michael Schulte (Westhemmerde) wies darauf hin, dass ein Viertel der bundesweit produzierten Lebensmittel weggeworfen werden. „Das sind 76 Kilogramm je Bundesbürgerin und Bundesbürger.“ Etwa sechs bis acht Prozent aller vom Menschen verursachten weltweiten Treibhausemissionen könnten reduziert werden, wenn die Verschwendung von Lebensmitteln verhindert würde.
Auch der Superintendent des Kirchenkreises Unna, Karsten Schneider, hält einen Wandel für nötig. „Als Christinnen und Christen wollen wir mit allen Kräften dazu beitragen, wissen aber auch: Das braucht Geduld.“
Die Folgen des Klimawandels seien derzeit auch besonders stark in Ostafrika zu spüren, so beispielsweise in Burundi. „Jedes zweite Kind unter fünf Jahren dort leidet an Mangelernährung“, sagte Ailed E. Villalba Aquino, Beauftragte für Brot für die Welt in der Evangelischen Kirche von Westfalen, und Mitarbeiterin des landeskirchlichen oikos-Instituts für Mission und Ökumene. Wer die 66. Aktion unterstütze, helfe dabei, den dringend nötigen Wandel zu säen. “Einen Wandel, der dazu beiträgt, den skandalösen Hunger in unserer Welt zu beseitigen.” So endete der Gottesdienst, in dem auch Schülerinnen und Schüler ein Hilfsprojekt für Waisenkinder in Tibet vorstellten, mit einem Aufruf für mehr Ernährungsgerechtigkeit und für Frieden.
Mit der 66. Aktion sollen vor allem Menschen und Initiativen im Globalen Süden unterstützt werden, die sich für Klimaschutz und nachhaltige Landwirtschaft engagieren. Ein Beispiel ist die Organisation Ripple Effect in Burundi, die Bäuerinnen in nachhaltigen Anbaumethoden schult und somit hilft, die Lebensbedingungen ihrer Familien zu verbessern.
Das evangelische Hilfswerk macht mit seiner Aktion alljährlich in der Advents- und Weihnachtzeit auf den weltweiten Hunger aufmerksam und plädiert mit anderen Organisationen dafür, ein sicheres Ernährungssystem für alle Menschen zu schaffen. Mehr als zwei Milliarden Menschen können sich nach Angaben von Brot für die Welt nicht gesund ernähren. Ebenso müssen mehr als 700 Millionen Menschen hungern, obwohl genug Nahrung für alle vorhanden ist. Besonders betroffen sind Kinder und Frauen. Ursachen sind vor allem Klimawandel, Kriege, ökonomische und soziale Ungerechtigkeit sowie ein ungleiches und nicht nachhaltiges Ernährungssystem.
Brot für die Welt fördert nach eigenen Angaben weltweit derzeit gemeinsam mit seinen Partnerorganisationen mehr als 1.800 Projekte zur Überwindung von Hunger, Armut und Ungerechtigkeit in mehr als 80 Ländern. Das Hilfswerk der evangelischen Landeskirchen und der Diakonie wurde 1959 gegründet. Die Kollekten an Heiligabend sind in den evangelischen Kirchengemeinden traditionell für Brot für die Welt bestimmt.