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Christinnen und Christen feiern Erntedankfest

Staunender Dank öffnet die Sinne, auch für das, was zum Himmel schreit

In Gottesdiensten im ganzen Land feiern Christinnen und Christen am Sonntag (2. Oktober) das Erntedankfest. „Erntedank heißt zuallererst: „Gott sei Dank“. Und „Gott sei Dank“ heißt immer: Kein Mensch gerät aus dem Blick“, so die Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Präses Annette Kurschus.

„In Erntezeiten ist mit Händen zu greifen, wie angewiesen und abhängig wir Menschen sind: Von fruchtbaren Böden, vom gedeihlichen Zusammenspiel zwischen Sonne und Regen, von guten Saat- und Erntezeiten.“ In diesem Jahr werde aber auf dramatische Weise deutlich, wie sehr die weltweite Ernährung durch das Handeln von Menschen gefährdet werde. „Wir können die Verantwortung für Dürren und Überschwemmungen nicht mehr einfach von uns weisen. Der Klimawandel ist menschengemacht, und er trifft zuerst die Ärmsten der Armen“, so Kurschus. So habe der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine auch für die weltweite Ernährungslage verheerende Auswirkungen. Durch steigende Nahrungsmittel-, Energie- und Transportpreise habe sich die ohnehin dramatische Hungersituation noch einmal deutlich verschärft, so die EKD-Ratsvorsitzende. „Wenn Menschen über Leichen gehen, können wir das nicht hinnehmen.“

„Angesichts dieser Situation fällt uns der Dank über die Fülle, die wir selbst erleben, schwer. Und doch darf uns der staunende Dank nicht verloren gehen. Er lockt und weckt und stört uns auf in allem trägen oder resignierten „Weiter so!“. Weil er die Sinne öffnet. Weil er empfänglich macht für das Wunderbare und Schöne. Und empfindlich für alles, was dieses Wunderbare und Schöne gefährdet, was auf der Erde im Argen liegt und buchstäblich zum Himmel schreit: Lasst uns umkehren auf einen Weg, der keinen zum Verlierer macht. Auf einen Weg des Danks, der um Gottes willen nichts und niemanden verloren gibt. Auf einen Weg der Umkehr zu mehr Gerechtigkeit“, so Kurschus.

Mit dem Erntedankfest erinnern Christinnen und Christen an den engen Zusammenhang von Mensch und Natur. Gott für die Ernte zu danken, gehörte zu allen Zeiten zu den religiösen Grundbedürfnissen. Traditionell werden in den Kirchengemeinden die Altäre zum Abschluss der Ernte mit Feldfrüchten festlich geschmückt. Termin für Erntedank ist in der Regel der erste Sonntag im Oktober. Mit der Bitte des Vaterunsers „unser tägliches Brot gib uns heute“ wird zugleich an die katastrophale Ernährungssituation in den ärmsten Ländern der Erde erinnert.

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Datum: 30.09.2022