Unsere aktuellen Nachrichten
auf einen Blick
Kerstin Grünert als Superintendentin in Siegen-Wittgenstein eingeführt

„Lust an den großen Schrauben zu drehen“

Die Einführung in ein kirchliches Amt ist nicht nur ein offizieller Akt –  in der liturgischen Handlung wird die einzuführende Person unter den Segen Gottes gestellt und sie bekräftigt, dass sie ihren Dienst mit seiner Hilfe ausüben will. Das tat jetzt Pfarrerin Kerstin Grünert in einem feierlichen Gottesdienst, in dem sie als Superintendentin des Evangelischen Kirchenkreises Siegen-Wittgenstein in ihr Amt eingeführt wurde, das sie seit September dieses Jahres ausübt.

In die Evangelische Kirche am Hilchenbacher Marktplatz kamen zahlreiche Gottesdienstbesucher, die mit einem „Ja, mit Gottes Hilfe“ ihrerseits bestätigten, dass sie Kerstin Grünert als leitende Theologin für rund 130.000 evangelische Christen im Kirchenkreis unterstützen möchten.

Die Festgemeinde, die von Ortspfarrer Christian Weber begrüßt wurde, stimmte mit dem fröhlichen und Gott lobenden Lied „Auf Seele, Gott zu loben“ in den Gottesdienst ein, der musikalisch von den CVJM Kreisposaunenchören Siegerland und Wittgenstein begleitet wurde.

Die neue Superintendentin hat eine besondere Verbindung zu der Evangelischen Kirche in Hilchenbach. In diesem Gotteshaus besuchte sie den Kindergottesdienst, dort wurde sie konfirmiert und hielt als Theologiestudentin ihre erste Predigt. Im vergangenen Jahr feierte sie, damals als Synodalassessorin, den Gottesdienst zur Vereinigung der Kirchenkreise Siegen und Wittgenstein mit.

Ulf Schlüter, theologischer Vizepräsident der Evangelischen Kirche von Westfalen, nahm in seiner einleitenden Rede zur Einführung der Superintendentin Bezug auf die Lebensstationen von Kerstin Grünert. In Hilchenbach wurde sie geboren und hier wuchs sie auf. In Erndtebrück war sie elf Jahre lang als Gemeindepfarrerin tätig. Schlüter formulierte ihren Werdegang so: „Im Westen geboren, im Osten geprägt und am Ende Westen wie Osten regiert.“

"Sie werden Ihre Aufgaben und Gestaltungsräume finden"

Eine Gemeinsamkeit, die Kerstin Grünert mit der ehemaligen Bundeskanzlerin Angela Merkel teile – ob sie sonst noch etwas gemeinsam hätten, wisse er nicht. Fest stehe aber: Die 16 Jahre Regierungszeit Merkels könne Kerstin Grünert noch toppen – von der Kreissynode wurde sie im Juni für eine reguläre Amtszeit von acht Jahren gewählt. Bei Lichte betrachtet, so der Theologe, unterscheide sich das Kanzleramt und das Amt der Superintendentin aber doch erheblich. Von Herrschen und Regieren stehe in der Kirchenordnung in den Artikeln 112 bis 116, in denen die Pflichten und Aufgaben eines Superintendenten festgehalten sind, nichts.

Schlüter zitierte Grünert, die wisse, dass die Kirche am Anfang eines Prozesses stehe, der diese verändern werde. Sie habe, das hatte sie bereits zur Wahl gesagt, „Lust an den großen Schrauben zu drehen“, wissend aber auch, dass gerade nicht die Zeit sei, fertige Konzepte zu präsentieren.

„Zwischen den großen Schrauben, den Ideen, den offenen Fragen, werden Sie Ihre Aufgaben und Ihre Gestaltungsräume finden. Gemeinsam mit den 33 Kirchengemeinden dieses Kirchenkreises und mit allen, die da Verantwortung tragen und sich engagieren“, sagte Schlüter. Gemeinsam mit dem ehemaligen Superintendenten Peter-Thomas Stuberg, Vorgänger von Kerstin Grünert, und Jaime Jung, Gemeindepfarrer in Erndtebrück, führte Schlüter Kerstin Grünert offiziell in ihr Amt ein und gemeinsam mit den beiden Assistenten segnete er sie.

"Ich bin gespannt, wo Gott mit uns hin will"

Grünert sprach in ihrer ersten Predigt als eingeführte Superintendentin von den Transformationsprozessen in der Kirche. Sie betonte, dass man bei einem Prozess aktiv beteiligt sei und „kein Kirchenschiff, das wie eine Nussschale hilflos den Wellen, die von außen kommen, ausgesetzt ist“. Es werde Veränderungen geben. „Kirchliches Leben funktioniert nicht mehr in der Weise, in der wir groß geworden sind.“ Man lebe nicht mehr miteinander in den Gemeinden, sondern konsumiere – punktuell und unverbindlich. „Unsere Aufgabe ist es, diesen Prozess anzunehmen, mit dem Bild von Abschied und Neubeginn“, sagte Grünert.

Das sei verbunden mit unterschiedlichen Gefühlen und Gegensätzen, die doch zusammengehörten: „Wir stecken zwischen Baum und Borke. Voller Vorfreude und voller Sorge. Mit Tatendrang und mulmigem Bauch. Mutig voran und wehmütig festhaltend.“ Steuern gehe im Moment nur auf Sicht. Grünert nahm hier Bezug auf den Bibelvers (Jeremia 29,11), den sie für ihren Einführungsgottesdienst gewählt hatte: „Ich weiß wohl, was für Gedanken ich über euch habe, spricht der Herr: Gedanken des Friedens und nicht des Leides, dass ich euch gebe Zukunft und Hoffnung.“

Sie wolle Gott bei den Transformationsprozessen nicht herausdenken. „Er ist ja Grund und Fundament des Ganzen.“ Verändern gehöre zum Kirche-Sein dazu, „und ich bin gespannt, wo Gott mit uns hinwill“. Grünert fasste zusammen, warum sie positiv gestimmt ist: „Glaube ist lebendig und fröhlich, bunt und kräftig, suchend und fragend, voller Bewegung und Hoffnung. Wir wollen hier im Kirchenkreis Siegen-Wittgenstein fröhlich Kirche sein.“

Dieser Text stammt von Sarah Panthel, Öffentlichkeitsreferentin des Kirchenkreises Siegen-Wittgenstein. Den vollständigen Bericht finden Sie auf der Webseite des Kirchenkreises.

Zurück