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Erstaufnahmeeinrichtung, Kirchentag und Dortmunder Norden: Präses Annette Kurschus zu Besuch im Kirchenkreis Dortmund

Konzentrierte Eindrücke aus einem großen Kirchenkreis

»Hier leistet Dortmund eine ganz besondere Arbeit.« Präses Annette Kurschus zeigte sich beeindruckt von dem Engagement der Mitarbeitenden in der Erstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge in Hacheney. Hier machte die leitende Theologin der westfälischen Landeskirche Station während ihres Besuchs beim Evangelischen Kirchenkreis Dortmund am 1. Juni.

Die Einrichtung im Dortmunder Süden, die im letzten Jahr bis zu 1.500 Flüchtlinge täglich aufgenommen hatte, sei »ein besonderer Ort in Nordrhein-Westfalen«, so Ulf Schlüter, Superintendent des Kirchenkreises. Einrichtungsleiter Murat Sivri und Rechtsdezernentin Diane Jägers führten Präses Kurschus durch die Einrichtung. »Ich finde, sie machen hier eine vorbildliche Arbeit«, lobte Kurschus. Jägers gab das Lob an die Mitarbeitenden weiter. »Es sind hunderte. Hätten wir sie nicht gehabt, dann wären wir im letzten Jahr gnadenlos untergegangen.« Nach Schließung der Balkanroute gibt es hier eine »Atempause«, so Jägers. »Doch wir befürchten, dass der Druck in den nächsten Wochen wieder steigt.«

Ein dichtes Programm hatte Kurschus bei ihrer Visite in Dortmund. »Ich bekomme in konzentrierter Form verschiedene Eindrücke aus dem großen Kirchenkreis.« So auch in einem Gespräch mit dem Dortmunder Polizeipräsidenten Gregor Lange. Der wertete die Unterhaltung mit ihr wenige Tage vor einer Neonazidemonstration als »Wertschätzung für die Kolleginnen und Kollegen.« Kurschus wollte sich hier über die rechtsradikale Szene in Dortmund informieren. Die glänze mit 50 bis 100 Leuten nicht durch ihre personelle Stärke, stellte Lange klar, sei aber gut vernetzt, auch international, und habe eine »ziemlich gerissene Strategie«. Polizeibeamte aus Huckarde und Dorstfeld, wo sich die Rechtsextremen festgesetzt haben, berichteten von einer »teilweise sehr schwierigen Arbeit«. Eine Gewaltbereitschaft sei immer zu spüren, »auch wenn sie uns freundlich gegenüber treten.« Bei dem Besuch drückte Kurschus ihre »Hochachtung vor dem aus, was Sie tun«.

Der Kirchentag 2019 in Dortmund war Thema beim Empfang des Oberbürgermeisters Ullrich Sierau. »Ich habe den Eindruck, dass Sie den Kirchentag  auch zu Ihrer Sache gemacht haben«, sagte Kurschus und kündigte an, er werde ein Ereignis »für die ganze Bevölkerung« sein. Sierau lobte das aktive Eintreten der evangelischen Kirche für den interreligiösen Dialog und hob ihre »sehr relevante Rolle« beim Engagement gegen den Rechtsextremismus hervor.

Über die Situation im Dortmunder Norden informierte sich Präses Kurschus bei einem Gang über den Nordmarkt bis zum Kulturzentrum Wichern. 53.000 Menschen aus 180 Nationen leben in diesem Stadtteil. Jeder vierte ist arbeitslos. Bereits zuvor hatte Kurschus das Sozialkaufhaus an der Münsterstraße besucht. Seit zehn Jahren gibt es diese Einrichtung der Diakonie. Björn Kastilan, sein Leiter, ist stolz darauf, dass man »mit dem, was wir hier auf 1.500 Quadratmeter bieten, eine ganze Wohnung preiswert einrichten kann – vom Geschirr bis zum Wohnzimmerschrank.« Vor allem AGH-Kräfte sind im Kaufhaus beschäftigt. Und zwar »sinnvoll«, wie Kastilan betont. Eine anerkannte Ausbildung gibt es zwar nicht, aber eine Qualifizierung für den Einzelhandel. Neben dem Sozialkaufhaus und »Wichern« engagiert sich die Dortmunder Diakonie mit einem Kiosk auf den Nordmarkt, mit »Passgenau« und mit der Anlaufstelle für Zuwanderer »Willkommen Europa« für die Bevölkerung des Dortmunder Nordens. »Ich kann nur sagen«, fasste Kurschus ihre Eindrücke zusammen, »die Begeisterung für Ihre Arbeit spürt man. Da ist viel Liebenswertes, Warmherziges und eine toughe Kompetenz. Genau diese Kombination braucht es hier.«

Kein Beruf wie jeder andere

Zum Auftakt des Besuches hatte Präses Kurschus am Pfarrkonvent des Evangelischen Kirchenkreises teilgenommen. Hier sprach sie zu dem Thema „Kein Beruf wie jeder andere…“

»Wir repräsentieren Kirche in besonderer Weise – ob es uns gefällt oder nicht«, so Kurschus vor den Theologinnen und Theologen aus Dortmund und Lünen. Zwar sei der Pfarrberuf nicht wichtiger als andere kirchliche Berufe, doch sei es ein »umfassendes Amt«, auf das sich alles andere Wirken in der Kirche beziehe. Diese Rolle sein anzunehmen und ernst zu nehmen. Es käme darauf an, »dass wir unseren Dienst tatsächlich so tun können, damit diese zentrale Mitte erkenntlich bleibt.«

Pfarrerinnen und Pfarrer seien der menschlichen Existenz besonders verpflichtet. Deshalb würden sie einen besonderen Beruf ausüben. Es sei ein schöner und schwerer Beruf. »Oft auch in dem Schönen schwer und in dem Schweren schön«.

In der sich anschließenden Diskussion wurde eine Engführung auf die Ortsgemeinde kritisiert. »Gemeinde gibt es auch wo anders«, so eine Diskussionsbeitrag.  Problematisiert wurde, dass die Gemeinden größer und der theologische Nachwuchs weniger würde. Damit verbunden befürchtete man, dass »irgendwann nur noch die pastorale Versorgung im Vordergund steht«.
Kurschus kündigte an, noch in diesem Jahr befristete Projekte in den Kirchenkreisen zu starten.

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