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Kurschus trifft Verwaltungsmitarbeitende im Bielefelder Astoria-Theater

Kirche als Arbeitgeber attraktiv machen

Wenn rund achtzig Verwaltungs-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter aus ganz Westfalen für einen Tag ihre Schreibtische verlassen und sich auf den Weg in ein Bielefelder Puppentheater machen, dann nicht, um die Puppen tanzen zu sehen. Sondern weil sie die Chance haben, sich gemeinsam mit Präses Dr. h. c. Annette Kurschus über zentrale Themen und Herausforderungen ihres Berufsfeldes auszutauschen.

Nach Begrüßung und Andacht diskutieren sie in fünf Gruppen über die Themen „Zusammenarbeit und Vernetzung“, „Gesundheit“, „Arbeitsbedingungen und Arbeitsorganisation“, „Personalplanung und –entwicklung“ sowie „Kirche im Rückbau“. Dabei wird schon an den ersten Äußerungen deutlich, dass es hier nicht um Lochen, Knicken, Heften oder andere klischeebehaftete Verwaltungstätigkeiten geht. Sondern um das, was den Mitarbeitenden wirklich unter den Nägeln brennt.

Allen voran wird die zunehmende Arbeitsverdichtung thematisiert, die besonders auf Ebene der Gemeinden spürbar sei. In Zeiten von Fusionen und multiplen Veränderungsprozessen (Petrus, NKF, einheitliche IT) stießen immer mehr Mitarbeitende in der Verwaltung an ihre Grenzen. Aufgaben seien oft nicht klar genug verteilt, es fehle Zeit für die Menschen. „Ich liebe meinen Job“, bringt es eine Teilnehmerin auf den Punkt, „aber ich habe keine Chance, in Ruhe alles abzuarbeiten.“

„Das presbyterial-synodale System ist für die Verwaltung eine Katastrophe“, nimmt eine andere Teilnehmerin kein Blatt vor den Mund. Dieses System sei in der heutigen Zeit nicht lebbar, Mitarbeitende würden unnötig verbrannt. Fazit: „Wir sparen uns zu Tode.“ In mehreren Arbeitsgruppen wird eine Professionalisierung der Leitung gefordert. Presbyterinnen und Presbyter hätten ebenso wie Pfarrerinnen und Pfarrer noch viel zu lernen, vor allem aber Personalführung.

„Wir benötigen einheitliche Lösungen für die Herausforderungen vor Ort, die oft identisch sind“, fordert eine Teilnehmerin. „Und zentrale Schulungen“, ergänzt ihre Nachbarin. Kirchengemeinden würden mitunter im Stich gelassen, auch vom Landeskirchenamt, etwa wenn Programme fehlerhaft seien. Hier fehle es auch an transparenter Kommunikation.

In der Gruppe „Personalplanung und -entwicklung“ ist derweil bereits die Zukunft der Kirche im Blick. „Wir müssen Zeit und Geld in Auszubildende investieren und sie durch die Ausbildung für den Arbeitgeber Kirche begeistern“, unterstreicht ein Teilnehmer. Führungskräfte sollten regelmäßig geschult werden. Und überhaupt: Kirche müsse als Arbeitgeber attraktiver werden.

Bereits in ihrer Andacht hatte sich die Präses direkt an die Verwaltungsmitarbeitenden und gegen den oft gehörten Vorwurf gewandt, ihre Tätigkeiten seien nicht „das Eigentliche“, würden dem „Eigentlichen“ oft im Weg stehen oder sogar vom „Eigentlichen“ abhalten. Kurschus: „Sie tragen zu einer gut gestalteten Zukunft der Kirche eine Menge bei. Ohne Ihre Kompetenzen wären wir als Pfarrerinnen und Pfarrer verloren. Als Bischöfe und Präsides erst recht. Unsere Institution Kirche könnte nicht funktionieren ohne Sie.“

In der kirchlichen Verwaltung brauche es Mitarbeitende, so Kurschus weiter, die „Gott liebhaben - und die Menschen. Keine Anstrengung darf uns zu mühsam sein; kein Ablauf zu eintönig; kein Versuch zu gewagt; keine Mühe zu minderwertig – wenn dadurch Gottes Ehre unter die Menschen kommt. Das ist ein Anspruch. Unter dem dürfen wir´s nicht tun.“

Nach sechs Stunden Erzählen und gegenseitigem Zuhören sind die Moderationswände dicht mit bunten Zetteln beklebt. An diesem Tag haben nicht die Puppen (obwohl die nach der Mittagspause auch kurz aus der Kiste kamen) sondern die Verwaltungsmitarbeitenden ihre Bühne bekommen, haben der Präses ihre Sorgen und Ängste anvertraut. Wie hatte die leitende Theologin bereits zu Beginn der Veranstaltung gesagt: „Das hat dieses Theater auch noch nicht so oft erlebt.“

Das Treffen zwischen Verwaltungsmitarbeitenden und Präses Annette Kurschus wurde vom Vorstand des Westfälisch-Lippischen Verbandes der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im evangelisch-kirchlichen Verwaltungsdienst (WLV) vorbereitet und durchgeführt.

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