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auf einen Blick
Von der Kunst in der Gemeinde zu begeistern

Ist das Kirche - oder kann das weg?

Unter dieser provokanten Überschrift fand am 5. September das Gemeindepädagogische Forum in Villigst statt. Die 130 Gemeindepädagog*innen, Diakon*innen und Sozialpädagog*innen lockte Thema und Untertitel: von der Kunst zu Begeistern.

Anhand der von den Hauptreferenten Maximilian Bode und Christopher Schlicht geschilderten Erfahrungen, die sie in ihrer Kirchengemeinde in Bremerhaven gemacht hatten, kamen die teilnehmenden Kolleg*innen in einen regen Austausch.

Sowohl mit ihrem Vortragsstil als auch mit ihren Inhalten machten sie deutlich, wofür sie stehen:

  • Teamorientierte Arbeitsweisen, die Ehrenamtliche und Kolleg*innen jeder Berufsgruppe ernst nimmt und Augenhöhe atmet.
  • Unterhaltsame Moderation, die liturgische Inhalte aufnimmt und Bedürfnisse von Teilnehmenden ernstnimmt.
  • Zielentwicklung mit Verantwortlichen ihrer Gemeinde, die sowohl Veränderung als auch zu bewahrendes im Blick behält.
  • Eine an der Botschaft Jesu orientierte Verkündigung, die gleichermaßen verständlich und theologisch fundiert Menschen aus allen Altersgruppen anspricht und beteiligt.

"Kirchenrebellen"

In ihrem gleichnamigen Buch haben "Max" und "Chris" ihre Erfahrungen aufs Papier gebracht. Hier einige Thesen daraus:

„Wenn du nichts riskierst, bleibt alles so, wie es ist … es braucht die Freiheit, Neues auszuprobieren, Altes zu lassen und Risiken einzugehen."

"Arbeite bockorientiert. Nur, wenn du selbst von etwas begeistert bist, wirst du andere begeistern. Feier das Leben und gib anderen die Chance, dasselbe zu tun."

"Sei echt. Zeig, was du liebst. Nur so spüren die Menschen, die du triffst, wie anziehend der christliche Glaube ist. Unsere Kirche wird vielleicht kleiner, aber die Liebe Gottes nicht.“

Wer sehen will, wie die Gemeinde der beiden in Bremerhaven arbeitet, kann sich hier auch in aktuelle Veranstaltungen einklicken und sogar mitmachen.

Begegnungsinseln

Es wäre kein gemeindepädagogisches Forum gewesen, wenn nur Max und Chris zu Wort gekommen wären. Gemeindepädagogische Praxis lebt aus der Vielfalt der Fachlichkeit und Persönlichkeiten der Kolleg*innen.

Nach den coronabedingten Durststrecken mit persönlichen, präsentischen Zusammenkünften, ermöglichten die Begegnungsinseln einen direkten Austausch zum Thema und den Themen derer, die diese „Inseln“ vorbereitet hatten:

Das Team vom Berufsverband Gemeindepädagogik BVG begeisterte für berufliche Interessensvertretung, die Kolleg*innen vom Amt für Jugendarbeit mit ihrer kollegialen und vielfältigen Fachlichkeit. Jörg Neuhaus vom evangelischen Erwachsenenbildungswerk Westfalen-Lippe stellte Fortbildungen nicht nur für Gemeindepädagog*innen vor. Das Team von UK und Radio Paradiso sorgte für gute Nachrichten und Miriam Albrecht – Jugendbildungsreferentin der MÖWE brachte „Exit Fast Fashion“ ein.

Wie Konfi-Arbeit heute kreativ gestaltet wird, dafür standen Carina Kuznik und Iris Keßner vom Pädagogischen Institut. Holger Gießelmann zeigte, wie professionelle Werbung für kirchliche Berufe aussieht und Marion Schüssler, Heike Kollmeyer und Frank Fischer waren ansprechbar als VSBMO-Team des Landeskirchenamtes.

Praxis-Workshops

Der Nachmittag war ebenso bunt und typisch gemeindepädagogisch. Hier ein Einblick in drei der acht Workshops:

  • Daniel Rempe, Referent im Amt für Jugendarbeit der EKvW für „Glaube und Leben“ und Perspektiventwickler, stellte in seinem Workshop die Frage: „Welche Idee, Inspiration und Innovation kann entstehen, wenn sich eine Gemeinschaft von lernbereiten Teams aus Jugendarbeit und Gemeinde auf den Weg macht?“
  • Das IPT der Stadtkirchengemeinde Hagen blickte auf die ersten Jahre ihrer interprofessionellen Arbeit und stellte ihr Konzept vor. Dabei kam auch zur Sprache, worauf zu achten und was im Alltag nicht so einfach umzusetzen ist.
  • Das Team vom Checkpoint Iserlohn machte Kirche im Sozialraum zum Thema: „Kirche hat mehr zu bieten als traditionsreiche Rituale, die zu weltfremden Uhrzeiten in alten Gebäuden gefeiert werden. Wir sehen Kirche als Herz, Motor und Oase im Stadtteil, an ungewöhnlichen Orten, mit der ganzen Vielfalt von Menschen, bei weitem nicht perfekt, aber immer an Stärken und Chancen orientiert. Wir handeln getragen von einer Gemeinde, die bei Gott ein- und bei den Armen aufgetaucht ist“, sagte Timon Tesche.

Der Abschluss des Forums wurde mit einer kleinen Feier gestaltet: "Einander segnend verabschieden" war die Aufgabe für alle Teilnehmenden des Forums. Dazu suchte sich jede*r eine der folgenden, etwas anderen Seligpreisungen aus, die die Kleinen Schwestern Jesu aus Paris zusammengestellt haben.

  • Selig, die über sich selbst lachen können; es wird ihnen nie an vergnügter Unterhaltung fehlen.
  • Selig, die einen Berg von einem Maulwurfshügel zu unterscheiden wissen; manche Scherereien werden ihnen erspart bleiben.
  • Selig, die imstande sind, sich auszuruhen und auszuschlafen, ohne sich dafür entschuldigen zu müssen; sie werden Gelassenheit finden.
  • Selig sind, die zuhören und schweigen können; sie werden viel Neues dazulernen.
  • Selig, die gescheit genug sind, sich selber nicht allzu ernst zu nehmen; sie werden von ihren Mitmenschen geschätzt werden.
  • Selig, die auf den Anruf Anderer aufmerksam sind, ohne sich jedoch für unentbehrlich zu halten; sie werden Freude verbreiten.
  • Selig, die Kleines ernsthaft und Ernstes gelassen betrachten können; sie werden im Leben vorankommen.
  • Selig, die ein Lächeln zu schätzen wissen und ein Grinsen vergessen können; auf ihrem Weg wird die Sonne scheinen.
  • Selig, denen es gelingt, befremdendes Benehmen stets wohlwollend zu deuten; sie werden zwar als naiv gelten, aber das ist der Preis für die Liebe.
  • Selig, die überlegen, bevor sie handeln und beten, bevor sie überlegen; sie werden viele Torheiten vermeiden.
  • Selig, die den Herrn erkennen können in allen jenen, die ihnen begegnen; sie haben das wahre Licht, die echte Wahrheit gefunden.

Lust auf ein Forum mit Gemeindepädagogischen Themen? Dann merken Sie sich den 11. September 2023 in Villigst vor. Das Thema wird grade ausgebrütet.

Frank Fischer
Referent für diakonisch-gemeindepädagogische Mitarbeitende und Berufsprofile in der EKvW

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Datum: 08.11.2022