Fünf Fachbereiche unter einem Dach / Festvortrag von Prof. Dr. Jochen Arnold
„Gut gestimmt und segensreich“: 25 Jahre IAFW
„Gut gestimmt und segensreich“: Unter diesem Motto feierte das Institut für Aus-, Fort- und Weiterbildung (IAFW) der Evangelischen Kirche von Westfalen am 21. August in Haus Villigst mit rund 80 Mitarbeitenden und Gästen sein 25-jähriges Jubiläum.
Fünf Fachbereiche – plus Verwaltung – sind heute unter dem Dach des IAFW vereint, das 1999 aus dem Zusammenschluss von Predigerseminar, Pastoralkolleg und Arbeitsstelle Gottesdienst und Kirchenmusik hervorgegangen ist: das Gemeinsame Pastoralkolleg, die Fachbereiche Gottesdienst und Kirchenmusik sowie Supervision und Personalberatung, das Zentrum Seelsorge und der Fachbereich Geistliche Begleitung.
Ein guter Grund zum Feiern, findet auch Oberkirchenrätin Göckenjan-Wessel, die in der Kapelle die Festpredigt zum Missionsbefehl Jesu an seine Jünger (Matthäus 28,16-20) hielt: „Menschen in beruflicher Verantwortung und ehrenamtlichem Engagement werden befähigt, ermutigt, darin gestärkt, am zentralen Auftrag der Kirche mitzuwirken“. Damals und heute. Das IAFW sei in seiner Struktur und Organisationsform „schon immer unterwegs“. Gewohnt also, „Wege zu suchen, zu bahnen, zu finden, Zusammenarbeit zu wagen, neue Möglichkeiten zu erkunden. Selbst lern- und veränderungsbereit zu sein, um den Menschen Lernprozesse und Entwicklungen zu ermöglichen“ Darin liege heute ein großer Auftrag und eine Lernchance. Gerade auch in gesellschaftspolitisch und finanziell schwieriger werdenden Zeiten.
Zweifel, so Göckenjan-Wessel, gehörten zum Lernen von Anfang an dazu. Ebenso wie zur Nachfolge. „Gut, dass wir Lernorte haben und Experimentierräume fördern, um nachzudenken und loszugehen. Machen wir uns auf den Weg“, ermutigte sie, „mit dem Zweifel, der manchmal nagt und zugleich so wichtig ist. Mit der Zusage: Alle Macht im Himmel und auf Erden, ist mit dem gekreuzigten und auferstandenen Jesus Christus. Und mit dem Auftrag und der Chance, mit den Menschen neu zu lernen, was es heißt: so zu leben, wie Jesus Christus es geboten hat.“
Die musikalische Metapher
„Gut gestimmt und segensreich“: So lautete auch der Titel des Festvortrags von Professor Dr. Jochen Arnold, der – noch Direktor des Hildesheimer Michaelisklosters – zum 1. September in die westfälische Landeskirche wechseln und dann als Dezernent für „Kirchliches Leben“ u.a. auch für das IAFW zuständig sein wird. Der habilitierte Theologe und A-Kirchenmusiker griff das „gut gestimmt“ in launiger Weise gleich im doppelten Wortsinn auf – als musikalische und emotionale Metapher: Im IAFW, so schilderte Arnold seine ersten Eindrücke vom vorgezogenen „Antrittsbesuch“, gebe es nicht nur ein gut gestimmtes Instrument: „Da ist ein fröhlich konzertierendes Miteinander in einem großen Team wie im Sinfonieorchester.“ Ein schwingendes, aber zugleich harmonisch-wetteiferndes Jubilieren, Sich-Zeigen im besten Sinne. „Mal spielt die zarte Seelen-Flöte das Solo, dann das Liturgie-Cello, das (Predigt)-Horn oder die Beratungsklarinette. Die Buntheit macht den Reiz aus. Klänge aus unterschiedlichen Genres kommen zusammen: Saxophon, Gitarre oder Drums bringen den rhythmischen Groove in die Fortbildung, sie erden das Ganze mitten im Leben. Ich denke an die großartige Verwaltung und die gastfreundliche Zuwendung im Tagungshaus. Wenn die Band oder das Orchester der Dozent*innen schleppt, aber auch wenn sie zu schnell spielt und die Teilnehmenden überfordert, dann macht das Singen und Musizieren keinen Spaß“, weiß Arnold und sagt mit Blick auf Institutsleiter Dr. Peter Böhlemann: „Deshalb wird immer wieder geprobt, koordiniert unter einer zugewandten und kompetenten Leitung.“
Nicht jeder sei Flöte, nicht jede die Geige, schon gar nicht die erste Geige und auch nicht jeder das Fagott oder die Posaune. Und das, ist sich Arnold sicher, sei gut so. Auch wenn es in Villigst viele Menschen gebe, die multitaskingfähig seien. „Als Dirigent weiß ich: Solche Künstlerinnen und Künstler zusammenzuhalten und zu begeistern, ist nicht immer leicht. Aber ich spüre: die Menschen arbeiten gerne hier.“
Den Sound des Evangeliums noch attraktiver machen
Außer den Menschen brauche es in der Aus-, Fort- und Weiterbildung aber auch grundlegende Voraussetzungen, die mit dem Klang eines Musikinstruments vergleichbar seien: „Der Ton soll gut und klar klingen: klare und unmissverständliche Kommunikation, dazu gehört auch: gute Lesbarkeit und Verständlichkeit von Materialien, situative und gut erprobte Techniken der Gesprächsführung in der Seelsorge und Supervision; oder praktische Tools von Thomas Kabel zur liturgischen Präsenz.“
Ein zweiter, entscheidender „gut gestimmt“-Erfolgsfaktor für die Qualität gemeinsamen Lernens ist für Arnold auch die emotionale Situation: „Die Atmosphäre in Sitzungen, die Wertschätzung in Personalgesprächen, aber auch die Feedbackkultur in Kursen sind ein offenes Erfolgsgeheimnis einer Institution, oder konkreter einer landeskirchlichen Fortbildungseinrichtung.“ Sein Fazit: „Wenn wir als westfälische Kirche das Instrumentarium gottesdienstlicher, spiritueller und pastoral-seelsorglicher Fortbildungen weiterhin sorgfältig bereitstellen und fröhlich pflegen, so dass die Ausführenden Spaß am Spielen haben, dürfen wir damit rechnen, dass der Funke der guten Stimmung auf die Leute überspringt. Ihre jeweiligen Gestimmtheiten zu erspüren, gehört sicher zur hohen Kunst der Gruppenleitung in einer Situation. Ich bin zuversichtlich, dass dann auch weiterhin Menschen ins Fortbildungskonzert kommen, so dass in Kirche und Gesellschaft der Sound des Evangeliums hörbar bleibt und – ich wage es zu hoffen – wieder, oder noch, attraktiver wird.“
Segensreich: leiblicher und geistlicher Segen
„Leiblicher Segen“ wird für Arnold sowohl in der persönlichen Stärkung von Menschen in konkreten beruflichen Wirklichkeiten spürbar (zum Beispiel durch fachliche Qualifizierung, aber auch Supervision und Organisationsberatung) als auch in attraktiven Rahmenbedingungen, wie einem guten Tagungshaus und einer zuverlässigen, freundlichen Verwaltung. Dann gebe es aber auch noch den „Geistlichen Segen“ – u.a. durch geistliche Begleitung, neue Predigtformate, Freude am Gottesdienst und an der Musik oder auch die Stärkung der persönlichen Gebetspraxis.
Augenzwinkernd bringt Jochen Arnold das breite – gut gestimmte und segensreiche – Wirken der Mitarbeitenden des IAFW auf die kurze Formel: „Sie sind I intelligente Instrumentalist*innen mit A attraktiven Angeboten. Sie bieten F fachspezifische Fortbildung und weise W Weiterentwicklung derselben.“