Unsere aktuellen Nachrichten
auf einen Blick
Weihnachtsgruß des Theologischen Vizepräsidenten Ulf Schlüter

"Gott sei Dank - für Weihnachten"

Der Weihnachtsgruß 2024 des Theologischen Vizepräsidenten der EKvW, Ulf Schlüter im Wortlaut:

Zur Video-Version des Weihnachtsgrußes

„Im Leben wird dir nichts geschenkt!“ Oft genug habe ich diesen Satz als Kind und junger Mensch gehört. „Im Leben wird dir nichts geschenkt!“ Eine Lieblings-Sentenz meines Vaters, meist zitiert an trüben Tagen.

In seinem Fall – immerhin nachzuvollziehen. Eine Kindheit im Krieg, eine Jugend in Trümmern. Als junger Mann zog‘s ihn ins Ruhrgebiet, Maloche auf der Zeche, abends büffeln auf der Bergschule, um Ingenieur zu werden. In den Schoß fiel ihm nicht viel.

Trotzdem kam mir der Satz schon als Kind komisch vor. Nichts geschenkt. Das konnte gar nicht stimmen – schon weil es Weihnachten gab. Wo wir Jungs – natürlich – unterm Baum Geschenke entdeckten. Und wo gerade mein Vater sich wie ein Schneekönig freute bei unserem Jubel über dieses oder jenes Päckchen. Und er strahlte über beide Backen bei jedem kleinen Waggon, jedem Faller-Häuschen, das meine Mutter ihm zudachte – für die Märklin-Eisenbahn im Weihnachtszimmer.

Was ihn nicht abhielt, ein paar Wochen später wieder mit seinem Satz um die Ecke zu kommen. Bloß keine Geschenke vom Leben erwarten.

Natürlich sollte der Satz vor allem uns zu Fleiß und eifriger Arbeit anleiten.

Eines stimmt: Die Geschenke im Leben sind reichlich ungleich verteilt. Viele müssen extrem hart arbeiten und wirtschaften, um über die Runden zu kommen. Und die Angst, es trotzdem nicht zu schaffen, trotzdem zu verlieren, die schüttelt dieser Tage weite Teile der Gesellschaft. Verlust ist das Wort dieser Zeit.

Es ist leider leicht, mit dieser Angst zu spielen, im laufenden Wahlkampf erleben wir das. Schuld sind dann immer die anderen, eben die, denen einfach zu viel geschenkt wird – und mehr als dir selbst. Die Fremden, die Flüchtlinge, die Faulen, eine so genannte Elite – wer immer. So zu denken und sich zu erregen, das macht – gefühlt - Welt und Lage übersichtlich. Reißt die Gesellschaft aber in Stücke.

Kern jeder Religion ist diese Einsicht: Mein ganzes Leben ist mir geschenkt. Und es gelingt nur dort, wo ich es teile mit anderen, wo ich mich selbst verschenke. Sonst bin ich schon vor dem Sterben tot.

Als Christen glauben wir: Da ist ein Gott, der verschenkt sich selbst – an uns Menschen. Legt sich aus freien Stücken in eine Krippe. Im Grunde kreuzdumm - und zum Schluss sogar tödlich – am Kreuz. Aber was soll er machen, Gott im Himmel, die Liebe ist sein Wesen. Und ist die Quelle, der Sinn, das Geheimnis allen Lebens. Alles geschenkt.

Gott sei Dank – für Weihnachten. Für seine Ankunft in der Welt, für seine Liebe. Die wir feiern mit 1.000 Bräuchen - und gern auch mit Geschenken. Gott sei Dank. Da lässt sich was lernen fürs Leben. Das Kostbarste - geschenkt.

Gesegnete Weihnacht! Ihr Ulf Schlüter.

Zurück