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Präses Kurschus über eine Welt zwischen Wandelpanik und Wandeleuphorie. Und über die Wandelbarkeit Gottes.

Gott begegnet im Wandeln

MedienInfo Kirchentag 2019 
 

„Gott begegnet im Wandeln – und das Entscheidende geschieht unterwegs.“ Das hat Dr. h. c. Annette Kurschus, Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen (EKvW), beim Deutschen Evangelischen Kirchentag in Dortmund betont. Damit hat sie an diese positive Erfahrung erinnert, die in den biblischen Grunderzählungen des Alten und Neuen Testamentes vorkommt. Vor allem aber hat sie zum Wandeln ermutigt und ermuntert.

In einer Welt, die zwischen zwei Polen schwankt - zwischen dem ohnmächtigen Wandel-Erleiden und dem eifrigen Wandel-Herbeiführen, zwischen Wandelpanik und Wandeleuphorie – „müssen wir uns wandeln, wenn wir aus der Atemlosigkeit des Immer-Mehr und Immer-Schneller herauswollen“, unterstrich Kurschus in ihrem Vortrag zum Thema „Wohl denen, die da wandeln“.

Ein Glaube, der die Welt im Werden sieht und mit einer Veränderung zum Guten rechnet, müsse nicht schlingern zwischen Wandelohnmacht und Veränderungstaumel. „Er kann und soll vielmehr im Vertrauen auf Gott – in Gelassenheit und Ungeduld - Spuren einer ‚verbesserlichen Welt‘ (Ernst Lange) suchen. Nichts, davon bin ich überzeugt, braucht eine Welt im Wandel dringender als solche gottvertrauende, menschenfreundliche Hoffnung“, so Kurschus weiter.

Auch wenn sich Glaube und Religion in der Geschichte mit Vorstellungen von der Unwandelbarkeit Gottes immer auch als Beharrungsfaktor gebärdet hätten, gehöre gerade das Staunen über einen Wandel, wie er grundlegender und weltumspannender nicht gedacht werden könne, zum Grund und Kern des christlichen Glaubens: nämlich den Wandel in Gott selbst, Gott ist Mensch geworden – das Heilsereignis des christlichen Glaubens.

Kurschus: „Nichts ist auszusetzen an dem Aufatmen, das sich einstellt, wenn wir aus dem anstrengenden Immer-Neu und Immer-Schneller der Werktage einkehren in den heilsamen Rhythmus der Zeit, wie sie sich an den Sonn- und Feiertagen öffnet - als Unterbrechung und Frei-Raum vom Sollen und Müssen. Nichts ist auszusetzen an der Sehnsucht nach alten Worten, Texten und Melodien. Nichts ist auszusetzen an der Sehnsucht nach Gottes Segen und Schutz, nach Gnade und Beistand. Sie wollen und können ja nichts anderes sein als Proviant, Wegzehrung und Stärkung zum Wandel. Aber das heilsam Unveränderliche ist eben nur ein Teil dessen, was vom christlichen Glauben her über Gott und die Welt, über uns und den Wandel zu sagen ist.“

Zwar könne man versuchen, dem Wandel aus dem Wege zu gehen. Man könne sich gegen die Veränderung einigeln; man könne die Welt in Drinnen und Draußen teilen, um das Innen durch Mauern und Zäune vor der Verwandlung zu schützen. Aber, so Kurschus weiter: „Mauern wehren nicht bloß das Außen ab, sie verändern das Innen, machen es kleiner, enger, ängstlicher.“

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