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Präses Annette Kurschus: Notleidende Flüchtlinge können nichts für unsere Überforderung

Flüchtlinge: Kirche wirkt als zivilgesellschaftliches Netzwerk

»Rechenschaft geben von der Hoffnung, die in uns ist«: Darauf kommt es Präses Annette Kurschus entscheidend an in allem, was Kirche sagt und tut. »In der Flüchtlingsfrage«, erklärte sie am Montag (16.11.) in ihrem Bericht vor der Westfälischen Landessynode, »sind wir mit unserem Ureigensten gefragt.«

Die Flüchtlinge, die nach Deutschland kommen, tragen am allerwenigsten Verantwortung dafür, dass eine der leistungsstärksten Volkswirtschaften und stabilsten Demokratien der Welt sich logistisch, politisch und gedanklich überfordert vorkommt und es mitunter auch tatsächlich ist. Darauf hat die leitende Theologin der Evangelischen Kirche von Westfalen hingewiesen.
»Unsere Überforderung, unser Chaos und unsere Erschöpfung sind noch gering, wenn wir sie vergleichen mit den Herkunftsländern der Flüchtlinge. Und wenn wir auf deren Nachbarländer schauen, die immer noch ungleich mehr Menschen als wir aufgenommen haben.«
Deutlich sprach sich Annette Kurschus für ein effektives und faires Asylverfahren aus. »Humanitär bedenkliche Abschiebungen in so genannte sichere Drittstaaten darf es nicht geben.« Familienzusammenführungen müssten möglich werden und bleiben. Nur so könne Integration gelingen.
Die evangelische Kirche bewährt sich nach Einschätzung der Präses in der Flüchtlingskrise als »ein Netzwerk, das tief in die Gesellschaft hinein verknüpft und mit ihr verwoben ist. Als solches ist sie gefragt. Als solches wird sie gebraucht«. Gerade auch die geregelten Strukturen der Institution Kirche seien hier wichtig. Schon lange bevor die Willkommenskultur zu einem Medienthema wurde, hätten die Kirchengemeinden mit ungezählten Freiwilligen diese Kultur und dieses Willkommen gelebt und gestaltet: »Ein wahrer Segen!«
Angesichts der zahlreichen Flüchtlinge zerbreche die Illusion, Deutschland könne in einer globalisierten Moderne »den Realitäten von Gewalt und Ungleichheit und blanker Todesnot gewissermaßen die Einreise verweigern, wenn wir nur vertraglich, politisch, polizeilich und moralisch einigermaßen geschickt agierten«.

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Datum: 16.11.2015