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Lohnlücke zwischen Männern und Frauen wird kleiner

Equal Pay Day bereits am 7.3.2025 – Ein Grund zum Feiern?

Es ist ein kleiner Erfolg. Die Lohnlücke zwischen Männern und Frauen in Deutschland ist geringer geworden. Während der Gender Pay Gap 2023 noch 18 Prozent betragen hat, ist er 2024 auf 16 Prozent gesunken. Deshalb wird der Equal Pay Day in diesem Jahr bereits am 7. März begangen.

Der Equal Pay Day steht symbolisch für den Tag, bis zu dem Frauen unbezahlt arbeiten, während Männer schon seit dem 1. Januar für ihre Arbeit entlohnt wurden. Rechnet man den Wert in Tage um, arbeiten Frauen in Deutschland also in 2025 „nur noch“ bis zum 7. März ohne Bezahlung.

„Ja, die Lohnlücke zwischen Männern und Frauen ist etwas geringer geworden, aber Grund zur Feier eines gleichstellungspolitischen Erfolges ist es leider nicht“, so Nicole Richter, Gleichstellungsbeauftragte der EKvW. „Wenn wir bedenken, dass das Gesetz zurgerechten Bezahlung von Frauen und Männern schon seit 1957 in den Europäischen Verträgen verankert ist und weiterhin in fast allen Ländern Europas nach wie vor ein Gender Pay Gap existiert, bleibt die Freude gedämpft.“

Nach Angaben von Eurostat 2024 beträgt die Lohnlücke in Europa im Durchschnitt 13 Prozent. „Somit liegt Deutschland mit 16 Prozent weiterhin über dem Durchschnitt der EU“, so Nicole Richter. Ein entscheidender Grund für die ungleiche Bezahlung ist die fehlende Transparenz in der Entlohnung zwischen den Geschlechtern. Die diesjährige Kampagne zum Equal Pay Day steht deshalb unter dem Motto „Weil es sich lohnt –Entgelttransparenz jetzt“. Sie weist darauf hin, dass es einen Zusammenhang gibt zwischen Entgelttransparenz und fairer Bezahlung. Bis 2026 hat Deutschland die Aufgabe, die europäische Richtlinie zur Entgelttransparenz umzusetzen. Arbeitgebende müssen dann definieren und klar kommunizieren, nach welchen Kriterien sie wie bezahlen. Dadurch soll eine transparente und faire Bezahlung aller Geschlechter möglich werden.

Dr. Alena Höfer, Frauen- und Diversitätsbeauftragte der EKvW, weist daraufhin, dass es neben dem Gender Pay-Blick auch einen Fokus auf klassistische Diskriminierung in der Diskussion um faire Bezahlung braucht. In Deutschland ist der ‚Class Pay Gap‘ bisher noch relativ unbekannt und wenig erforscht. Ob Menschen aus Arbeiter*innenhaushalten kommen, ist äußerlich nicht erkennbar. Sie sind in ihrer Ausbildung nicht nur mit höheren Herausforderungen konfrontiert, sondern auch im Arbeitsleben, wie in der Verhandlung von Gehalt. „Das liegt daran, dass sie über weniger Netzwerke zurückgreifen können, die ihnen zeigen, wie Gehaltsverhandlungen ablaufen und was gefordert werden kann. Darüber hinaus wirkt oft das sogenannte `Impostor-Syndrom´, d. h. das subjektive Gefühl, der eigenen Qualifizierung nicht zu entsprechen. Das führt zu einer Degradierung des eigenen Werts.“, so Dr. Alena Höfer. Menschen aus Arbeiter*innenhaushalten werden häufig schlechter bezahlt und eingruppiert als Menschen aus Akademiker*innenfamilien – bei gleicher Eignung. Sie haben weniger Netzwerke, pflegen andere Kommunikationsstile und verfügen dementsprechend nicht über die gleichen Voraussetzungen.

Marcel Fratzscher, Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) und Professor für Makroökonomie an der Humboldt-Universität zu Berlin, schätzt den Class Pay Gap in Deutschland auf 10-15 Prozent. Manchmal können sich Gender Pay Gap und Class Pay Gap auch überschneiden. So kann es z. B. für Frauen aus Familien mit weniger Bildung schwieriger sein einen Bildungsabschluss zu bekommen. Vor allem aber sind fehlende Netzwerke entscheidend. Das Phänomen „Thomas stellt Thomas ein“ beschreibt, dass Männer sich Männer suchen, die ihnen ähnlich sind und diese beruflich protegieren. Für eine erfolgreiche Politik und eine gute Arbeit im Team oder Unternehmen braucht es jedoch vielfältige Perspektiven und Transparenz in der Bezahlung.

Dr. Alena Höfer: „Deshalb brauchen wir dringend mehr Perspektiven von Frauen aus verschiedenen sozialen Kontexten und mit diversen Biografien in Unternehmen, in Teams und auch in der Politik.“

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