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Evangelische Kirche von Westfalen stärkt Gehörlosenseelsorge

Das Werk eurer Hände sei gesegnet

MedienInfo 26/2019
 

Wenn sie auf die Kanzel steigen oder im Altarraum ans Lesepult treten, ist es in der Kirche still. Viel stiller als gewöhnlich. Denn ihre Predigten kann man meistens nicht hören – sondern sehen. Christine Brokmeier, Ludwig-Hendrik Korthaus, Eleonore Hauschild, Katja Lueg, Heike Kerwin, Barbara Plümer und Christian Schröder sind Gehörlosenseelsorger.

Und so unterschiedlich ihre Gemeinden und facettenreich ihr Aufgaben auch sind – eines haben die fünf Pfarrerinnen und zwei Pfarrer gemeinsam: Sie sind jetzt in einem feierlichen Gottesdienst in der evangelischen Kirche Bochum-Werne in ihre neu geschaffenen landeskirchlichen Pfarrstellen für die Gehörlosenseelsorge in der Evangelischen Kirche von Westfalen (EKvW) eingeführt worden. Die Arbeit an sich ist nicht neu – Gehörlosenseelsorge ist schon lange fester Bestandteil des kirchlichen Lebens in Westfalen. Neu ist aber die Verankerung in der Landeskirche. Im Rahmen der Gesamtkonzeption Seelsorge in der EKvW hatte die Landessynode bereits im November 2018 die Weichen neu gestellt, die landeskirchlichen Pfarrerstellen geschaffen und damit die Gehörlosenseelsorge gestärkt und zukunftssicher verankert. Für die Gehörlosengemeinden landeskirchenweit ein Grund zur Freude.

Und ein wichtiges politisches Signal. Auch für Kirchenrätin Daniela Fricke, die die Konzeption als zuständige Referentin maßgeblich mit vorangetrieben hatte: „Endlich ist der Dienst, den wir in unserer Kirche schon seit so langer Zeit ausüben, verbindlich anerkannt. Endlich ist aus dem Auftrag ein Amt, eine ordentliche Pfarrstelle geworden. Endlich geschieht gebärdensprachliche Gemeindearbeit mit gehörlosen Menschen in unserer Kirche nach Plan, mit System und auf Zukunft hin. Daniela Fricke dankte den Gehörlosenpfarrerinnen und -pfarrern „für die Kommunikation des Evangeliums, welche auf vielerlei Weise geschieht“. Sie dankte ihnen für das Erlernen der Gebärdensprache, um so gehörlosen Menschen auf Augenhöhe begegnen und angemessen mit ihnen kommunizieren zu können. Sie dankte ihnen auch dafür, „dass ihr nicht müde geworden seid in eurem Dienst - obwohl die Perspektive manches Mal nicht sicher war -, sondern im Gegenteil euch immer mehr eingesetzt und engagiert habt, gelernt habt und von und mit den unzähligen Menschen, die euch anvertraut waren und sind“. Und mit Blick nach vorn wünschte sie: „Seid gewiss, dass Gott euch freundlich zugewandt bleibt in eurem Dienst. Und vertraut darauf, dass er das Werk eurer Hände segnet.“

In seiner Predigt ermutigte Pfarrer Christian Schröder dazu, im Leben immer mal wieder mutig neue Wege zu gehen und bislang Unbekanntes neugierig auszuprobieren. Aber auch Grenzen zu erkennen: „Ich muss nicht perfekt sein – und andere müssen das auch nicht!“ Eigene Stärken und Schwächen annehmen und akzeptieren, bei sich und anderen – das sei es, worauf es ankomme. Denn Gottes Wille sei die Verschiedenheit der Menschen mit ganz unterschiedlichen Talenten und Begabungen. Und genau darin liege eine große Chance. Für jeden Einzelnen, aber auch für die neuen Gehörlosenseelsorger und –seelsorgerinnen als Team. Die Stärkung der Gehörlosenseelsorge in Westfalen ist für Schröder, der zugleich auch landeskirchlicher Beauftragter für Gehörlosenseelsorge ist, ein „tolles Signal der Landeskirche, dass Gehörlose gleichberechtigt dazugehören“. Ein erster und wichtiger Schritt auf einem Weg, der noch lange nicht zu Ende sei. Denn Ideen für künftige Projekte und Visionen von einem wirklichen Miteinander von Hörenden und Nicht-Hörenden hat er jedenfalls genug…

Hintergrund:

Bereits seit dem 1. Februar 2019 sind die jetzt offiziell in ihre Ämter Eingeführten als landeskirchliche Pfarrerinnen und Pfarrer im Bereich der Gehörlosenseelsorge tätig – und zwar in folgenden Regionen:

  • Region Münsterland: Pfarrerin Eleonore Hauschild (100 Prozent)
  • Region Ruhrgebiet: Pfarrer Ludwig-Hendrik Korthaus (100 Prozent)
  • Region Iserlohn, Lüdenscheid-Plettenberg, Hagen, Hattingen-Witten, Schwelm und Hamm: Pfarrerin Christine Brokmeier (100 Prozent)
  • Region Bielefeld, Gütersloh, Halle und Paderborn: Pfarrerin Heike Kerwin (100 Prozent)
  • Landeskirchliche Beauftragung sowie Region Herford, Minden, Lübbecke und Vlotho: Pfarrer Christian Schröder (insgesamt 100 Prozent)
  • Region Bochum, Herne, Gelsenkirchen und Wattenscheid: Pfarrerin Katja Lueg (50 Prozent)
  • Region Siegen und Wittgenstein: Pfarrerin Barbara Plümer (50 Prozent)

Eine weitere Berufung für die Region Arnsberg, Soest und Unna (50 Prozent) wird noch zu einem späteren Zeitpunkt erfolgen.

Das Aufgabenspektrum dieser „leisen Seelsorge mit Herz und Hand“ ist vielfältig und stellt die Pfarrerinnen und Pfarrer vor besondere Herausforderungen: Zu ihren Aufgaben gehören regelmäßige Gottesdienste in Deutscher Gebärdensprache (DGS) in den Gehörlosengemeinden und Regionen; Taufen, Trauungen und Bestattungen für Gehörlose und deren hörende Angehörige; Einzelseelsorge; bei Bedarf auch Konfirmandenunterricht mit Elternarbeit in Kooperation mit den Schulen vor Ort; die Gewinnung, Ausbildung und Begleitung von ehrenamtlich Mitarbeitenden in den Gemeinden; die Erstellung und Nutzung visuell ansprechender Medien und Publikationen; Kontakte zu ökumenischen Partnern und vieles mehr.

 

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