Präses Annette Kurschus besuchte nach dem Brand die Lutherkirche in Altena
»Klarheit und Stärke in schwieriger Situation«
ALTENA/WESTFALEN - Der Brandgeruch hängt noch stark im Raum. In einer Ecke sind die Bänke verkohlt. Schwarze Balken, Scherben und Schutt liegen herum. Hier schlugen die Flammen aus dem Fenster. Die Lutherkirche in Altena, erst 2007 für 1,1 Millionen Euro renoviert, brannte in der Nacht zum 17. Mai. Die Polizei geht von Brandstiftung aus. Präses Annette Kurschus hat am Donnerstag (26.6.) die Gemeinde besucht. »Ich habe hier eine bemerkenswerte Klarheit und Stärke gespürt, mit der Sie in dieser besonderen Situation handeln«, sagte die leitende Theologin der Evangelischen Kirche von Westfalen nach Gesprächen mit Verantwortlichen und Mitarbeitenden der Kirchengemeinde.
Auf den ersten Schock folgte die trotzige Reaktion: »Jetzt erst recht – und wir alle miteinander«, sagt Küsterin Angelika Kilsch. Baukirchmeisterin Karin Thomas erklärt: »Was passiert ist, können wir nicht mehr ändern, darum müssen wir nach vorne gehen.« Und das tun sie mit großer Tatkraft. Dabei kommt Solidarität und Hilfe von allen Seiten. In Altena sind viele Menschen erschüttert, traurig und wütend. Auch Feuerwehrleute hatten Tränen in den Augen. Die katholische Nachbargemeinde bot sofort ihre Kirche für die evangelischen Gottesdienste an, die bei größeren Ereignissen nun dort stattfinden. Handwerker waren schnell zur Stelle, wie etwa ein Schreinermeister, der das beschädigte Fenster abdichtete. Viele haben sich an die Gemeinde gewandt, tatkräftige Unterstützung und Geld angeboten.
Doch noch kann man mit den Reparaturarbeiten nicht loslegen. Zahlreich sind die einzelnen Schritte, die jetzt aufeinander folgen müssen. Wie soll die geschwärzte Decke gereinigt werden? Wie ist der Ruß zu entsorgen? Wo könnte das Mauerwerk vom Löschwasser feucht geworden sein? Hält der Stahlträger noch, der im Feuer glühte? Aufträge müssen ausgeschrieben werden, immer in enger Abstimmung mit dem Denkmalschutz. Baukirchmeisterin Karin Thomas und Finanzkirchmeister Peter Krey brauchen jetzt viel Zeit und Energie. Immerhin: die Versicherung begleicht den Brandschaden.
Die Evangelische Kirchengemeinde Altena hat einen langen Weg der Umgestaltung hinter sich. Die Stadt zählt zu den Kommunen mit dem stärksten Bevölkerungsrückgang. Um 1970 hatte der Ort mit der ältesten Jugendherberge noch 30.000 Einwohner, heute sind es knapp 18.000. Von diesem Wandel ist die evangelische Kirche massiv betroffen. Kirchen, Pfarr- und Gemeindehäuser in den Randbezirken wurden verkauft. Das Konzept: die Mitte stärken. Und in dieser Mitte steht die Lutherkirche mit ihrem angrenzenden Gemeindehaus. »Wir haben entschieden: Das ist unser Zentrum, das machen wir jetzt richtig schön«, erläutert Pfarrerin Merle Vokkert.
Mit der gelungenen Kirchenrenovierung war ein großes Ziel erreicht. Die Brandstiftung ist ein Rückschlag. Aber er wird nicht dazu führen, dass sich die Gemeinde auf diesem Weg beirren lässt – eher im Gegenteil. »Wir spüren einen ganz starken Zusammenhalt in unserer Gemeinde«, sagt Pfarrerin Vokkert. Aber auch die Bevölkerung in Altena, ob evangelisch oder nicht, steht zu »ihrer Lutherkirche«. Und die leitenden Verantwortlichen vom Presbyterium »wissen, was zu tun ist«, da ist sich Präses Annette Kurschus sicher.