Gemeinsames Nachdenken im Industriemuseum DASA über die künftige Arbeit der Kirche
300 Zukunft(s)gestalten in Dortmund
Kreativ sein, sich was trauen, miteinander einfach mal etwas Neues machen: 300 hauptamtlich Mitarbeitende aus allen Bereichen der Evangelischen Kirche von Westfalen, die auch nach 2035 voraussichtlich noch im Dienst sein werden, trafen sich in der Dortmunder DASA, um einen Tag lang miteinander Ideen zu einer kirchlichen Arbeit der Zukunft zu schmieden.
Mit dabei: Pfarrer*innen, Gemeindepädagog*innen, Diakon*innen, Kirchenmusiker*innen und Personen aus dem Lehramt. Und auch künftige Mitarbeitende, Studierende aus entsprechenden Fachrichtungen, waren gekommen. Ihr Motto beim Blick in die Zukunft: ‚Gemeinsam. Kirche. Aufbrechen.‘
In kleinen, offenen Gruppen fanden sich die Teilnehmenden nach der Begrüßung durch die vorbereitende Projektgruppe zusammen und teilten ihre Visionen einer kirchlichen Arbeit von morgen miteinander. Die Band ‚Becks to the future‘ hatte in der inspirierenden Location zuvor für die musikalische Einstimmung gesorgt, die westfälische Präses Annette Kurschus richtete zum Start der Veranstaltung einen motivierenden Impuls an die Zukunftsgestalter*innen.
Nicht alle Vorstellungen und Ideen waren neu, die nach der ersten Runde gesammelt waren, aber alle zeugten von der Lust auf Verändern und Gestalten. Manche Hoffnungen auf gemeinsames Wirken deckten sich, einiges war überraschend, vieles wurde erfreulich klar und konkret benannt. Alle Impulse dienten anschließend als Grundlage für weiteren Absprachen und Ansätze zu konkreten Projektideen.
Bunt und divers soll die Kirche von morgen sein, da waren sich die Frauen und Männer in der DASA einig. Und nur in gutem, vertrauensvollem Miteinander wollen sie ihre künftige Arbeit gestalten, auch darin bestand uneingeschränkter Konsens. Strukturfragen hatten großes Gewicht beim Blick in die Zukunft. So wurden tradierte Formen kirchlichen Lebens deutlich in Frage gestellt. Das Festhalten an alten, parochialen Gemeindegrenzen erschien vielen wenig sinnvoll und erfolgversprechend. Vielmehr war mehrfach von einer „Gehstruktur“ die Rede. Kirche und ihre Vertreter*innen müssten Menschen in diversen, auch jeweils eigenen Umgebungen aufsuchen, statt, wie traditionell vielerorts üblich, deren Besuch zu festgelegten Anlässen an kirchlichen Orten zu erwarten.
Auch einen veränderten Umgang mit Gebäuden und deren Management mahnten die Teilnehmenden des Zukunftsforums an, ebenso wie einen neuen Blick auf kirchliche Verwaltung. Und auch hier wünschten sich viele eine neue Art der Zusammenarbeit, verbunden mit einer fortschreitenden Professionalisierung auf unterschiedlichen Ebenen. Mit einem veränderten professionellen Verständnis geht auch der Blick auf die eigene Aufgabe im Beruf einher. Nicht jeder müsse alles können und tun, so wie es häufig im tradierten Rollenverständnis für Pfarrerinnen und Pfarrer beschrieben werde. Stattdessen postulierten die ‚Zukunft(s)gestalten‘ eine „Gabenorientierung“ im Hinblick auf Aufgaben und Verantwortlichkeit in kirchlichen Körperschaften.
Der Vielfalt dienen könne dabei auch der Fokus auf ehrenamtliches Engagement. Wer sich in kirchlichem Umfeld ehrenamtlich einbringen möchte, der müsse dafür von hauptamtlich Mitarbeitenden befähigt werden. Auch das, so ein Postulat, sei künftig eine wichtige Aufgabe für Pfarrer*innen und andere Verantwortliche in den Gemeinden.
Man dürfe sich getrost, so formulierte es eine Teilnehmerin, auf die Überzeugung verlassen, dass Gott den Rahmen und festen Halt vorgebe. Darin sei Raum für unterschiedliche Formen und jede Menge kreatives Tun.
Dass auch in der realen kirchlichen Alltagswelt immer mehr Räume zum Ausprobieren und Neugestalten entstehen und dabei auch mögliche Fehler eingeräumt werden, das wünschten sich viel derjenigen, die zum gemeinsamen ‚Zukunftsgestalten‘ in die Dortmunder DASA gekommen waren. Präses Annette Kurschus und andere Mitglieder der Kirchenleitung, die als Teilnehmende mitdiskutierten, freute es. Hatte doch die Präses gerade in ihrem Bericht auf der Landessynode „Laboratorien künftiger Kirchlichkeit“ eingefordert und sich „eine Haltung, die experimentierfreudig und dabei fehlerfreundlich ist“ gewünscht.