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Präses Kurschus würdigt Zeichen der Versöhnung in Maly Trostenez

Versöhnung - gegen Hass und Rassismus

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat bei einem Besuch in Weißrussland der Opfer deutscher Kriegsverbrechen in dem osteuropäischen Land gedacht. Bei der Eröffnung eines Gedenkortes am Freitag (29.6.) auf dem Gebiet der früheren Massenvernichtungsstätte Maly Trostenez in der Nähe von Minsk würdigte er zudem die Bereitschaft zur Versöhnung.

Der Bau der Gedenkstätte wurde aus Deutschland mit einer Million Euro mitfinanziert. Unterstützung kam dabei auch von der Evangelischen Kirche von Westfalen.

Die Erinnerung an die Verbrechen der deutschen Besatzer in der damaligen Sowjetrepublik zwischen 1941 und 1944 bezeichnete Bundespräsident Steinmeier als eine »Verpflichtung, die niemals erlischt.«

Steinmeier erklärte, die NS-Verbrechen im Zweiten Weltkrieg seien zielgerichtet geplant worden und hätten zu einer »Orgie der Vernichtung« geführt. In Weißrussland sei jeder vierte Bürger im Krieg getötet und mehr als 600 Dörfer vernichtet worden. 2015 hatte sich die deutsche Bundesregierung in Minsk für die Verbrechen der deutschen SS und Wehrmacht während des Zweiten Weltkrieges in der damaligen Sowjetrepublik Weißrussland entschuldigt.

»Wir kennen ihre Namen nicht, wir wissen nicht einmal ihre Zahl«, sagte Präses Annette Kurschus. »Mindestens 60.000, vielleicht über 200.000 Menschen sind hier ermordet worden – im Zeichen der hasserfüllten, rassistischen Nazi-Ideologie. Kaum jemand in Deutschland und in Europa kannte bisher den Namen Trostenez. Erinnerung hat mit Würde zu tun. Um der Opfer willen soll dieser Ort in Erinnerung bleiben.« Die leitende Theologin betonte die Bedeutung des Erinnerungsortes für den Frieden. Angesichts der gemeinsamen Geschichte sei das auch ein Zeichen der Versöhnung zwischen Deutschland und Weißrussland, sagte Kurschus, die auch stellvertretende Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ist. »Auf dem Boden der Versöhnung können Hass und Rassismus nicht wachsen«, unterstrich sie. Der hessen-nassauische Kirchenpräsident Volker Jung mahnte eine gemeinsame europäische Erinnerungskultur an.

Maly Trostenez gilt als die größte unter deutschem Befehl betriebene Vernichtungsstätte auf dem Gebiet der ehemaligen Sowjetunion. Die neue Gedenkstätte an dem in Deutschland weitgehend unbekannten Schauplatz des Holocaust wurde auf Initiative des Internationalen Bildungs- und Begegnungswerks (IBB) aus Dortmund errichtet. Weißrussische Historiker gehen davon aus, dass etwa 200.000 Menschen in Maly Trostenez getötet wurden. Zu den Opfern zählten Juden, die aus deutschen, österreichischen und tschechischen Städten deportiert wurden, sowie Menschen aus Mittel- und Osteuropa. (epd)

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