Westfälische Kirche fördert mit Innovationsfonds neue Konzepte des Gemeindelebens / Bereits über 30 Bewerbungen
„TeamGEIST“ gesucht
Kirchengemeinden möchten ein Café für Familien mit kleinen Kindern einrichten, ein Bildungshaus will sich zum regionalen Nachhaltigkeitszentrum entwickeln, ein Kirchenkreis erkundet, wie Digitalisierung christliche Gemeinschaft stiften kann: Das sind nur drei von über 30 Projekten, die sich für eine Förderung durch den neuen Fonds „TeamGEIST - Start-Ups für die Kirche von morgen“ der Evangelischen Kirche von Westfalen beworben haben.
„Wir sind überrascht, dass trotz der Pandemie so viele Leute an zukunftsweisenden Konzepten für das kirchliche Leben arbeiten“, freut sich der Geschäftsführer des Innovationsfonds, Pfarrer Andres Michael Kuhn.
Dabei war der Start von „TeamGEIST“ alles andere als leicht. Gleich das Auftakttreffen für die „Start-ups für die Kirche von morgen“ musste im März coronabedingt abgesagt werden. Kuhn und sein Team sattelten von analog auf digital um. Bei einem eintägigen Online-Workshop im Mai informierten sich rund 100 Interessenten unter anderem über Konzeptentwicklung, Sozialraum-Projekte und Fundraising. Infolge gingen bis Anfang Juni rund 30 Projektideen und -überlegungen in der Dortmunder Geschäftsstelle ein, wie Kuhn erzählt. Die Konzepte werden nun mit den Antragstellern überarbeitet.
Mit dem Förderprogramm reiht sich die westfälische Kirche in die Suche nach innovativen Konzepten für das Gemeindeleben ein. Die benachbarte Landeskirche Hannovers hatte bereit 2015 einen Fonds „Missionarische Chancen“ aufgelegt, ebenso lange gibt es die „Erprobungsräume“ zur Förderung anderer Gemeindeformen in Mitteldeutschland. Auch die Lippische Landeskirche und die rheinische Kirche haben erste „Erprobungsräume“ gestartet. Zu den bisher ausgewählten Initiativen im Rheinland gehören unter anderem eine virtuelle Kirche, eine Kindergemeinde und ökumenische Segensfeiern.
Die Evangelische Kirche von Westfalen stellt für „TeamGEIST“ drei Millionen Euro bereit, die bis 2025 ausgeschüttet werden können. Erstmals ist das in diesem Jahr zum Reformationstag am 31. Oktober der Fall, ab 2021 wird es jeweils zwei Vergabe-Termine geben. Ein wichtiges Förderkriterium sei etwa, ob die Projekte mit neuen überzeugenden Formen die christliche Botschaft unter die Menschen bringen, erläutert Kuhn. Chancen haben demnach auch Konzepte, die traditionelle kirchliche Strukturen zukunftsfähig umgestalten.
Große thematische Bandbreite
Pfarrer Kuhn lobt die thematische Bandbreite der eingereichten Ideen: „Es geht um Jugendarbeit und Familien, um Gemeinwesenarbeit und Musikprojekte, um Nachhaltigkeit und Digitalisierung.“ Zwei Initiativen wollen etwa neue Apps entwickeln, je eine digitale Datenbank für christliche Musik und ein evangelisches Informationsangebot. Eine andere Gruppe möchte ein christliches Netzwerk für Computerfans („Nerds“) ins Leben rufen. Anderswo soll der Klettergarten in einer Kirche dauerhaft finanziell gesichert oder ein weiteres Gotteshaus zu einer interaktiven Lernwerkstatt entwickelt werden.
Kleinere Projekte können nach den Regeln von „TeamGEIST“ mit höchstens 25.000 Euro gefördert werden, mittlere und größere Vorhaben mit maximal 200.000 Euro, verteilt auf bis zu drei Jahre. „Ab einer bestimmten Intensität der Arbeit geht es nicht mehr ohne Personalmittel“, weiß Kuhn. Einige der Antragsteller bäten deshalb um Gelder für zusätzliche Stellen, zumeist im pädagogischen Bereich. Natürlich werde sich nicht alles realisieren lassen und Zuschüsse könnten auch unter der beantragten Summe liegen, räumt der Pfarrer ein.
Mehr als Fördermittel
Ohnehin sei der Fonds nicht primär als Fördermittelgeber gedacht, betont Kuhn: „Wir möchten Haupt- und Ehrenamtliche bei ihren Vorhaben beraten und begleiten - thematisch, spirituell, juristisch - und ihnen Kontakte vermitteln.“ Die Antragsteller sollten sich von vornherein überlegen, Kooperationen einzugehen, und sich Gedanken machen, wer ihr Projekt sonst noch finanziell fördern könne, heißt es bei „TeamGEIST“.
Die rund 30 Anträge für den diesjährigen Vergabe-Termin kommen aus allen Regionen der westfälischen Kirche: Aus Bochum im Ruhrgebiet werden gleich drei christliche Projektideen Rennen schickt. Drei Anträge kommen aus dem Münsterland, fünf aus Ostwestfalen und sieben aus dem südlichen Westfalen. Jugendreferate sind laut Kuhn ebenso unter den Antragstellern wie Frauenhilfe und Männerarbeit, Kirchenkreise und Kirchengemeinden, die zum Teil mit Diakonischen Werken oder kommunalen Einrichtungen kooperieren. (Von Thomas Krüger (epd))