Experten aus dem Landeskirchlichen Archiv im Notfalleinsatz
Nach dem Hochwasser liegt Hagens Kirchengeschichte auf Eis
Nach einer ersten Kostenschätzung hat die Flutkatastrophe einen Schaden von rund 200.000 Euro im Archiv des Evangelischen Kirchenkreises Hagen verursacht. Durchnässte Handakten, Baupläne, Rechnungen, Gutachten und Schriftverkehr lagern jetzt bis zu ihrer Restaurierung in einem Tiefkühlzentrum in der Nähe von Münster. Mitarbeitende des Landeskirchlichen Archivs hatten den Kirchenkreis beim Notfalleinsatz zur Bergung der Archivalien unterstützt.
„Das Westfälische Archivamt wird im Oktober oder November beginnen, das Archivgut in der Gefriertrocknung aufzutauen. Dadurch werden die Schimmelsporen vernichtet, anschließend wird das Archivgut gereinigt“, erklärte Wolfgang Günther, der zum 1. September seinen aktiven Dienst als Archivleiter der Landeskirche beendet hat. Am Schluss werde das Hagener Archiv zum Landeskirchlichen Archiv nach Bielefeld gebracht, wo es endgültig deponiert werde.
Bis dahin ist die Hagener Kirchengeschichte buchstäblich auf Eis gelegt, denn nur die Gefriertrocknung kann den Inhalt der etwa 5000 Ordner aus dem gefluteten Lagerraum retten. Große Teile des Archivs des Evangelischen Kirchenkreises Hagen mit Dokumenten von den Anfängen aus dem frühen 19. Jahrhundert und noch deutliche ältere Aufzeichnungen der Kirchengemeinde in Dahl waren dort vom Volmewasser überspült worden. Die ersten zwei Regalböden standen vollständig unter Wasser. „Durch die hohe Luftfeuchtigkeit sind aber auch alle anderen Bereiche beschädigt worden“, erklärte der Hagener Projektleiter René Harder, der die Archivarinnen und Archivare der Landeskirche um Unterstützung bat.
„Es bot sich ein Bild der Verwüstung“, berichtete Wolfgang Günther. Sein Team und etliche Speditionsfachkräfte halfen dabei, die Archivalien Stück für Stück aus den Regalen zu holen und jede einzelne Akte in Frischhaltefolie zu verpacken, bevor sie in Kartons verstaut, auf Paletten gelagert und mit LKW zur Gefriertrocknung transportiert wurden. „Aufgrund der Erfahrungen, die das Landeskirchliche Archiv der EKvW seit zwölf Jahren in der Notfallprävention hat, waren uns die notwendigen Abläufe bekannt und entsprechende Notausrüstung vorhanden“, so Günther.
Die Bergung erfolgte unter strengen Sicherheitsbedingungen, da das Klima in den Magazinen feucht und mit Schimmelpilzsporen belastet ist. In den Räumen befand sich neben den Archiven auch die Altregistratur des Kirchenkreises. Nach Sichtung aller Unterlagen durch die Experten blieb ein großer Rest von Akten zurück, die entweder schon so beschädigt waren, dass sie nicht gerettet konnten, oder aber vom Inhalt nicht archivwürdig waren.
„Wir sind außerordentlich dankbar, so viel Hilfe von unserer Verwaltung und auch von der Landeskirche zu bekommen“, sagt der Hagener Synodalassessor Henning Waskönig. „Alleine hätten wir das niemals bewältigen können.“