Unsere aktuellen Nachrichten
auf einen Blick
Präses Annette Kurschus auf Weihnachtsbesuch in Münster

Mit dem Taxi zum Johannes-Hospiz

Präses Annette Kurschus hat an Heiligabend in Münster Menschen besucht, die an Weihnachten arbeiten müssen. Dazu zählen auch Taxifahrer und die Pflegekräfte in einem Hospiz.

Michael Billmann wollte ursprünglich Lehrer werden. Er hat Germanistik und Italienisch studiert, fand aber keine Anstellung. Das Taxifahren ist eines von mehreren beruflichen Standbeinen des 60-Jährigen. Er ist auch ausgebildeter Fremdenführer in Münster, er unterrichtet Italienisch, er betreibt einen kleinen Buchverlag. An diesem Heiligabend fährt er Präses Annette Kurschus durch die weihnachtlich geschmückten Straßen von Münster. Ist das etwas Besonderes, heute zu arbeiten? Nein, meint er, „man kennt es nicht anders.“ Auch morgen und übermorgen wird er fahren. Allerdings: In den Abendstunden sind überwiegend muslimische Kollegen unterwegs. Michael Billmann ist wohl kein „typischer“ Taxifahrer, fast drei Viertel seiner Kollegen in Münster stammen nicht aus Deutschland.

„Als Taxifahrer muss man ein sozialer Mensch sein“

Während er sein Auto routiniert durch die Innenstadt lenkt, gibt er Erläuterungen, weist auf die eisernen Käfige hin, die am Turm der Lambertikirche hängen und in denen einst die Leichen der Täufer zur Abschreckung gezeigt wurden. Was braucht man als Taxifahrer für Eigenschaften? „Geduld“, meint Billmann, und außer der selbstverständlichen Ortskenntnis auch: „Man muss ein sozialer Mensch sein.“ Man muss also die Menschen mögen, die man chauffiert. Wenn die Fahrgäste in belastenden Situationen sind, etwa nach einem Todesfall, ist Fingerspitzengefühl angebracht.

260 Taxis, 800 Fahrer

In Münster gibt es zurzeit ca. 260 Taxis in rund 160 Unternehmen und insgesamt etwa 800 Fahrer. 90 Prozent der Wagen werden auch über die Weihnachtsfeiertage - und besonders an Heiligabend in den Abend und Nachtstunden - im Einsatz sein.Die Taxizentrale ist an 365 Tagen 24 Stunden im Einsatz, am 24. Dezember nachts sogar in doppelter Besetzung.

Vom Johannes-Hospiz nach Schalke

Für einen Bewohner des Johannes-Hospiz war es der letzte Herzenswunsch: Noch einmal wollte der Todkranke ein Spiel auf Schalke sehen. Der Wunsch wurde ihm erfüllt, sein Name wurde dann sogar in der Arena über Lautsprecher angesagt. Er war überglücklich. Solche kleinen Sternstunden ermöglicht das Hospiz, wo zehn Menschen die letzte Phase ihres Lebens verbringen Hausleiter Michael Roes setzt sich mit seinem Team dafür ein, dass sie in Würde leben, bis sie Abschied nehmen. Die 35 Haupt- und 45 Ehrenamtliche sorgen für eine ansprechende Atmosphäre: „Sie strahlen aus, dass Sie das gerne tun“; sagte Präses Annette Kurschus. Von großer Bedeutung sind die ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen.

Der Kontakt entsteht durch das Tun

Christa Neuhaus ist eine von ihnen. Sie hat hier ihren Mann neun Monate begleitet. Nach seinem Tod ist sie dem Haus verbunden geblieben und bringt ihre Zeit ein. Darum geht es: Über die konkreten Aufgaben hinaus wie Essen verteilen „einfach da sein“. Zeit haben für ein Gespräch, das sich gerade ergibt. „Situative Begleitung“ nennt das der gelernte Krankenpfleger Michael Roes: „Der Kontakt entsteht durch das Tun.“ Menschen wie Christa Neuhaus gewinnen das Vertrauen der Bewohner, indem sie zuverlässig und respektivoll sind. Das gilt natürlich auch für Hauptamtliche wie die Pflegefachkraft Monika Christen, die findet: „Es ist ein Privileg, hier zu arbeiten.“ An Weihnachten ist es besonders. Gleich werden die „Engelchen“ kommen, kostümierte Kinder, die singen und Gedichte aufsagen. Dann feiert man Gottesdienst, und anschließend gibt es ein festliches Essen.

Dass es nicht immer so harmonisch ist, dass das Sterben auch schrecklich sein kann, wird in dem Gespräch nicht verschwiegen. Präses Kurschus erinnert sich an ihre Zeit als junge Gemeindepfarrerin. Damals hat sie regelmäßig Menschen im Hospiz besucht. „Ich habe große Hochachtung vor ihrer Arbeit“, sagt sie.

Johannes-Hospiz: Todkranke Menschen werden liebevoll umsorgt

Menschen mit unheilbaren Erkrankungen, deren Lebenserwartung auf wenige Wochen oder Monate begrenzt ist und die ein hohes Maß an medizinischer und pflegerischer Versorgung benötigen, können in ein stationäres Hospiz aufgenommen werden, wenn an anderer Stelle eine angemessene Versorgung nicht mehr möglich ist.
Solchen Menschen in der letzten Phase ihres Lebens die Gewissheit geben, dass sie gut umsorgt sind: Dieser Aufgabe widmet sich das Johannes-Hospiz Münster. Zusätzlich zum stationären Hospiz gehört auch eine ambulante Begleitung dazu, ebenso Hilfen für Menschen in Trauer und eine Akademie mit Fort- und Weiterbildung zu Sterbebegleitung, Palliativmedizin u.a.

Im Johannes-Hospiz in Münster arbeiten 35 Hauptamtlich und 45 Ehrenamtliche, die sich um zehn Bewohner kümmern. Träger sind die Diakonie und die Caritas Münster, die Bischof-Hermann-Stiftung Münster und die St. Franziskus-Stiftung der Franziskanerinnen Münster-St. Mauritz.
 

Zurück