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Kirchlicher Aktionstag gegen Atomwaffen in Büchel mit Annette Kurschus

Mehr als kalter Krieg und lauwarme Diplomatie

MedienInfo 31/2020
 

So lange in Deutschland Atomwaffen lagern, ist das Versprechen des Zwei-plus-Vier-Vertrags, von Deutschland werde nur Frieden ausgehen, nicht eingelöst. Darauf hat Präses Annette Kurschus, stellvertretende Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), hingewiesen.

In einem Film, der am Samstag (6.6.) zum kirchlichen Aktionstag am Bundeswehr-Fliegerhorst Büchel im Internet gezeigt wurde, sagte Kurschus auch, dieses Versprechen sei so lange uneingelöst, „wie Jahr für Jahr in Deutschland produ-zierte Waffen Kriege und Bürgerkriege befeuern“.

Der „Vertrag über die abschließende Regelung in bezug auf Deutschland“ machte 1990 den Weg für die deutsche Wiedervereinigung frei und wurde zwischen BRD und DDR einerseits und den vier Siegermächten des Zweiten Weltkriegs andererseits abgeschlossen. Er gilt als Schlusspunkt der Nachkriegszeit. Annette Kurschus, leitende Theologin der Evangelischen Kirche von Westfalen, erinnerte daran, dass vor 30 Jahren die deutsche Teilung mit der Wiedervereinigung endete. „Wie groß waren 1990 die Dankbarkeit und die Hoffnung, nun könne endlich eine friedliche Beziehung zwischen den Menschen und Völkern wachsen!“ Sie erinnerte an die Position der EKD, „dass die Drohung mit Nuklearwaffen nicht mehr als Mittel legitimer Selbstverteidigung“ gelten kann. Mit ihrer Forderung nach „einem endgültigen Verbot atomarer Bewaffnung“ bekräftigte sie den Beschluss der Friedenssynode der EKD von 2019.

Büchel, ein kleines Dorf zwischen Koblenz und Trier, gilt als der einzige Standort in Deutschland, an dem US-Atomwaffen gelagert werden. Die deutsche Luftwaffe bildet hier im Rahmen der NATO Piloten für den Einsatz mit diesen nuklearen Waffen aus. Dagegen wendet sich der kirchliche Aktionstag als Protest von Christen verschiedener Konfessionen, der in diesem Jahr wegen der Corona-Pandemie im Internet stattfand. Durch das Virus drohten andere Gefahren aus dem Blick und in Vergessenheit zu geraten, warnte Kurschus: „Zum Beispiel das Gewalt- und Vernichtungspotenzial, das von Nuklearwaffen ausgeht.“ Dass die Projektgruppe „Kirchen gegen Atomwaffen“ die „Unruhe hierüber wachhält“, dafür dankte ihr die stellvertretende Ratsvorsitzende im Namen der Evangelischen Kirche in Deutschland.

Sie beschrieb die biblische Vision vom Friedensreich Gottes, „das keine Grenzen kennt und schon gar nicht an unseren Grenzen haltmacht: nicht an den Grenzen menschlicher Territorien, nicht an den Grenzen unserer menschlichen Vernunft und Unvernunft, nicht an den Grenzen unserer kleinen Vorstellungen und großen Vorurteile“. Die damit verbundene Hoffnung richte sich auf einen Frieden, „der mehr ist als die Abwesenheit von Krieg, mehr als das Ergebnis militärischer Abschreckung, mehr als kalter Krieg und lauwarme Diplomatie. Auf einen Frieden, den Gott will und sucht und schafft.“ Das bleibe allein Gottes Sache. „Unsere Sache ist es: Unbeirrt darauf zu setzen und daran festzuhalten“, so Kurschus: „Allen Widersprüchen, allem Augenschein und den neuen Rüstungsdebatten zum Trotz. So setzen wir mit unseren kleinen Möglichkeiten ein Zeichen: hier und heute und auf diesem Wege – für den Frieden in unserer Welt. Gern stelle ich mir vor, wie Gott sich unser klei-nes Zeichen zu eigen macht. Und darin wirksam wird.“

Die kurze Ansprache von Annette Kurschus ist am Samstag ab 12.30 Uhr im Internet zu sehen (http://ekvw.de/buechel). Bereits ab 12 Uhr wird der gesamte Film mit Wortbeiträgen, Musik und Szenen der bisherigen kirchlichen Aktionstage in Büchel auf der Homepage der Projektgruppe gezeigt (www.KirchenGegen-Atomwaffen.wordpress.com).

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