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Diakonie-Präsident fordert bessere Palliativversorgung in Kliniken und Altenheimen

Lilie: Nein zu organisierter Sterbehilfe

Diakonie-Präsident Ulrich Lilie hat erneut die mangelhafte palliative Versorgung in Krankenhäusern und Alteneinrichtungen beklagt. Ein Nein zu organisierter Sterbehilfe beinhalte zugleich ein Ja zur Verbesserung der Sterbebegleitung, sagte Lilie am Sonntag in Schwerte. Mehr mitmenschliche Präsenz und eine bessere Hospiz- und Palliativ-Care-Versorgung könnten hier Abhilfe schaffen.

Bundesweit stürben jährlich 800.000 Männer und Frauen in einer stationären Einrichtung, die Mehrheit von ihnen nach einer längeren Behandlungs- und Pflegephase, sagte Lilie. »Der Tot wird so unsichtbar, er wird delegiert an medizinische und pflegerische Einrichtungen.« Dem gegenüber stünde jedoch ein deutlicher Mangel an qualifizierten Fachkräften, der weiter steigen werde. Hinzu käme eine Unsicherheit bei vielen Haus- und Heimärzten. Noch immer gebe es Ärzte, die aus Angst, die Patienten könnten abhängig werden, kein Morphium zur Schmerzstillung verabreichen wollten, sagte Lilie auf einer Tagung der Evangelischen Akademie Villigst zum Thema Sterbehilfe.

Eine flächendeckende Versorgung mit Hospizen und Palliativstationen sei wirtschaftlich nicht machbar, gab der Diakonie-Präsident zu bedenken. Deshalb sollten die Erkenntnisse der Palliativmedizin stärker in die Einrichtungen der stationären Altenhilfe hineingetragen werden, forderte Lilie. Er sprach sich entschieden gegen jede Form von organisierter und kommerzialisierter Sterbehilfe aus. Er forderte aber in Einzelfällen für die behandelnden Ärzte »die Freiheit für Gewissensentscheidungen«, ohne dass sie dann strafrechtlich belangt werden könnten. Lilie sprach sich hier gegen ein schärferes Strafrecht aus.

Der Münsteraner Theologieprofessor Traugott Roser wandte sich gegen den ärztlich assistierten Suizid, wie er zurzeit von der Politik diskutiert werde. Es sei ein Skandal, wenn schwerstkranke Menschen keinen Anspruch auf eine psycho- oder physiotherapeutische Behandlung hätten, die geeignet sei, deren Lebensumstände deutlich zu verbessern, kritisierte der evangelische Theologe. Bei der Sterbebegleitung müsse es immer darum gehen, den Menschen so viel Pflege wie möglich zukommen zu lassen und nicht dem Tod das Feld zu überlassen. »Der Tod kann nicht das Ziel sein«, mahnte Roser, der selbst über langjährige Erfahrungen bei der Begleitung Schwerstkranker und in der Palliativversorgung verfügt. (epd)

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