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Nacht der offenen Kirchen in Westfalen und Lippe

Klang, Text und Raum wirkten zusammen

Fast 26.000 Menschen haben an der siebten Nacht der offenen Kirchen in Westfalen und Lippe teilgenommen. Zwischen Pfingstsonntag und -montag kamen gut durchschnittlich 170 Besucher in jede der 150 geöffneten Kirchen. 

Spitzenreiter war wieder die Stadtkirche Unna mit 850 Gästen. Seit 2004 sind in der Evangelischen Kirche von Westfalen (EKvW) alle zwei Jahre an Pfingsten viele Kirchen bei Nacht zu einem abwechslungsreichen Programm geöffnet. Präses Annette Kurschus, leitende Theologin der EKvW, besuchte in diesem Jahr drei Kirchen im Ruhrgebiet: In Dortmund, Herne und Gelsenkirchen. »Sehr unterschiedliche Programme spiegeln Ideenreichtum und Vielfalt wider«, so ihr Resümee: »Klang, Sprache und Raum wirkten zusammen: Viel Musik, gut ausgewählte Texte und stimmungsvoll beleuchtete Räume gaben den nächtlichen Kirchen eine ganz eigene Atmosphäre.«

Ein Besucher der musikalisch-literarisch-künstlerischen Nacht in der Jakobuskirche Pelkum-Wiescherhöfen (Hamm) fand »Kirche erfrischend anders«. In der Georgskirche Amelunxen gab es einen Filmgottesdienst – »Toll, wie mit ein bisschen Popcorngeruch und einer Leinwand ein Kino aus unserer Kirche werden kann«, fand ein Zuschauer. Und in der Nicolaikirche Ahlen-Vorhelm stellte ein katholischer Besucher fest: »Ich wusste gar nicht, dass die Evangelen so gut feiern können.«

Von Dortmund über Herne nach Gelsenkirchen: Nächtliche Eindrücke

Husen-Kurl, 19 Uhr. Wo der Stadtrand Dortmunds ländlich ist, an der Kirche in Husen-Kurl, herrscht munteres Treiben. Die Clowninnen Mads, Gertraud und Adelgunde von Fleckenstein wirbeln herum, begrüßen Ankommende mit Kratzfuß und lebhaften Gebärden. Während sich draußen viele noch ihre Bratwurst schmecken lassen, stehen drinnen auf der Orgelempore 14 Frauen und singen aus voller Kehle. Es ist der Chor »Cantamus« von der katholischen Nachbargemeinde.

Die Bankreihen in der neugotischen Kirche füllen sich. Und nun erschallt es, angeführt von Frauenchor und Orgel: »Lobe den Herrn, meine Seele«, »Laudato si« und viele weitere Loblieder. Nach einer Dreiviertelstunde kommen Mads, Gertraud und Adelgunde nach vorne. Sie nehmen ein halbes Dutzend Frauen und Männer mit ins Schlepptau. Auf dem Altar stehen Trauben, Käse und Brot bereit, ebenso Wasser in großen Karaffen. Essen und Trinken werden nun an die Kirchenbesucher verteilt.

Herne, 20.45 Uhr. Die Emmauskirche hat von außen den kühlen Charme der siebziger Jahre. Innen jedoch: warmes Licht, im Mittelgang steht ein Buffet, die Backsteinwände erstrahlen in flammendem Rot, das schlichte Altarkreuz, indirekt beleuchtet, hat einen Umriss aus gelbem Licht. Besucher plaudern angeregt bei Fingerfood und Weinschorle, leise Gitarrenmusik erklingt.

An einem Tisch im Altarraum haben zwei Männer und eine Frau Platz genommen. Als die Kirchenältesten Sabine Swienty, Ulrich Stückemann und Dieter Schierbaum jetzt mit ihrer Rezitation beginnen, ist die Atmosphäre hoch konzentriert. Sie lesen Texte über Engel. Aus der Bibel, wo es im 91. Psalm heißt: »Denn er hat seinen Engeln befohlen, dass sie dich behüten...« Und Geschichten, wo Menschen anderen Menschen zum Engel werden. Es kommt aber auch zur Sprache, dass »die biblischen Engel nicht von Pappe« sind: Sie können auch Gewalt ausüben - »sie machen ernst mit Gottes Anspruch auf unser ganzes Leben.«

Gelsenkirchen, 22.40 Uhr. Heute Abend steht die Altstadtkirche unter dem Motto »leicht und liebevoll«. Kantor Jens-Martin Ludwig sitzt am Flügel und spielt Klassiker wie »Es gibt auf Erden nicht nur den einen« oder »Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt«. Manche summen oder singen mit. Ganz klar: Es geht um die Liebe. Auch in den Texten von Paulus bis Karl Valentin, die Christina Borkowski und Martina Gräwe jetzt lesen.

Es folgt ein kunstvolles Feuerspektakel: Das Artistenpaar »Flames of Evil« heizt dem Publikum, das auf dem Kirchenvorplatz in der Kälte steht, kräftig ein – die beiden jonglieren mit brennenden Fackeln, spucken Feuer und zünden ein wahres Feuerwerk großartiger Bilder. »Das Wichtigste an der Kirche wird sein, was sie sein könnte«, wird Pfarrer Wolf-Rainer Borowski später sagen. Er spricht von einer Kirche, die auch »feurig und von brennender Leidenschaft« ist. (Pressemitteilung 22/2016)

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