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Instituts für Kirche und Gesellschaft legt Studie vor

Engagiert in Vielfalt – Engagiert im Wandel

Projekt des Instituts für Kirche und Gesellschaft zeigt Entwicklungen und Herausforderungendes Ehrenamts für und mit Geflüchteten auf

Das Engagement für und mit Geflüchteten ist in Bewegung und entwickelt sich stetig weiter.Insbesondere Geflüchtete selbst werden zunehmend im Ehrenamt aktiv und bringen sich in dieAufnahmegesellschaft mit ein. Gleichzeitig haben viele Ehrenamtliche in der Flüchtlingshilfe mitimmer schärferen politischen Restriktionen und Anfeindungen zu kämpfen. Zu diesen Erkenntnissenkommt die Studie „Engagiert in Vielfalt – Engagiert im Wandel“ des Instituts für Kirche und Gesellschaft der Evangelischen Kirche von Westfalen. Sie dient als Abschlussbericht des Projekts „Engagiert in Vielfalt– Wahrnehmung und Stärkung ehrenamtlicher Arbeit mit Geflüchteten in Stadt und Land“, das vom Ministerium für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration des Landes NRW (MKFFI) gefördert wurde.

In dem Projekt wurden sowohl Motive von ehrenamtlich Engagierten untersucht, als auch die lokalen Strukturen und Netzwerke von ausgewählten Modellinitiativen erforscht. Ebenfalls wurde die Einschätzung Geflüchteter selbst zum ehrenamtlichen Engagement erfasst. Die Ergebnisse der Studie sowie die Handlungsempfehlungen waren Diskussionsgegenstand in der Abschlusstagung des Projektes, die in Haus Villigst, Schwerte, stattgefunden hat. Jadranka Thiel, Gruppenleiterin im MKFFI, stellt fest: „Zu Beginn des Projekts 2016 gab es kaum Forschung zum Ehrenamt in der Arbeit mit Geflüchteten. Das Projekt ‚Engagiert in Vielfalt‘ hat geholfen, eine Lücke zu schließen und wichtige Impulse für die Zukunft des Ehrenamts gegeben.“

Es zeigt sich dabei, dass sich das Ehrenamt für Geflüchtete seit der „großen Welle der Hilfsbereitschaft“von 2015 bis 2016 gewandelt hat und sich weiterhin wandelt: Bei der Ankunft der Geflüchteten ging es zunächst um direkte Hilfen und das Schließen von Versorgungslücken, wie etwa durch die Öffnung von Kleiderkammern, Essensausgaben und dem „Willkommen heißen“ in den Notunterkünften. Heute besteht der Schwerpunkt des ehrenamtlichen Engagements vor allem in Aufgaben der längerfristigen Integration. Besonders wichtig sind die Vermittlung von Sprache, Wohnraum und Arbeit. Als Herausforderungen zeigen sich ein Rückgang in der Zahl der Engagierten, sowie die veränderte gesamtgesellschaftliche Debatte. Insgesamt zeichnet sich das Ehrenamt aber durch ein hohes Maß an Flexibilität und Anpassungswillen aus. „Das dauerhafte Engagement in der Flüchtlingshilfe zeigt uns deutlich, dass es noch eine andere Seite des öffentlichen Diskurses um Zuwanderung gibt“, so Landeskirchenrat Dr. Jan-Dirk Döhling.

Zunehmend wandelt sich das Verhältnis zwischen Geflüchteten und ehrenamtlich Engagierten: Geflüchtete werden vom Objekt der Flüchtlingsarbeit zum Subjekt ihrer Integration. Sie agieren auf Augenhöhe in den Initiativen. In allen Modellinitiativen, die im Projekt untersucht wurden, nahmen Geflüchtete selbst ehrenamtliche Aufgaben, in einigen Fällen sogar Leitungspositionen wahr. In diesem Engagement, so die Studie, liegt eine Chance für Integration und mehr gesellschaftliche Teilhabe von Geflüchteten. Erschwert wird dieser Prozess allerdings durch eine häufig unsichere Bleibeperspektive. Sie wird von den befragten Geflüchteten als belastend und ein schränkend beschrieben. Shirawan Rammo, Geflüchteter aus Syrien, berichtete auf der Tagung, dass ehrenamtlich Engagierte als wichtige gesellschaftliche Brückenbauer*innen verstanden werden können, die Integration vorantreiben und Begegnung ermöglichen.

Eine weitere Erkenntnis besteht darin, dass die Aufgaben, die Ehrenamtliche übernehmen, häufig sehr umfangreich und zeitintensiv sind. Dies liegt an den komplexen Netzwerken und Strukturen, in denen sich Ehrenamtliche bewegen und die einen hohen administrativen Aufwand bedeuten. Eine dauerhafte, verlässliche Finanzierung von Personal und Sachkosten in den Initiativen ist dabei unerlässlich. Darüber hinaus wünschen sich Engagierte von der evangelischen Kirche und ihren Vertretern, dass sie stärker als bisher gegenüber Politik und Gesellschaft für die Rechte von Geflüchteten eintritt. Insgesamt kann, so ein Ergebnis des Projekts, das Ehrenamt für und mit Geflüchteten als eine soziale Bewegung verstanden werden, die sich für eine offene, inklusive und demokratische Gesellschaft einsetzt. Um dieses Ehrenamt zu stärken, wurden aus den Analyseergebnissen Handlungsempfehlungen für Kommunen, Kirche, Initiativen und Politik entwickelt. Sie sollen zu Diskussionen über den gemeinsamen Integrationsprozess anregen. Dieser Prozess wurde erfolgreich auf der Abschlusstagung begonnen.

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