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Interprofessionelle Pastoralteams in der Gemeindearbeit / Profile kirchlicher Berufe stärken

„Eine zukunftsträchtige Gestalt der Dienstgemeinschaft“

SynodeAKTUELL 2/2021
 

Für Oberkirchenrätin Katrin Göckenjan-Wessel sind sie „eine attraktive, lebbare und zukunftsträchtige Gestalt der Dienstgemeinschaft“: die Interprofessionellen Pastoralteams in Kirchengemeinden.

Die Personaldezernentin der westfälischen Landeskirche sieht in der gleichberechtigten Zusammenarbeit von Pfarrerinnen und Pfarrern mit Diakoninnen und Gemeindepädagogen kein notwendiges Sparmodell, sondern einen zukunftsweisenden Leitungsstil. Ob und wie das in den vergangenen Monaten auf Wunsch der Kirchenleitung erarbeitete und jetzt zur Landessynode vorgelegte Konzept „Interprofessionelle Pastoralteams in der Evangelischen Kirche von Westfalen“ künftig landeskirchenweit umgesetzt wird, werden die Synodalen in den nächsten Tagen beraten und voraussichtlich am Mittwoch (2. Juni) beschließen.

Derzeit gibt es in Westfalen 17 offizielle Pilotprojekte mit Interprofessionellen Pastoralteams. 15 weitere Kirchengemeinden haben das Modell schon jetzt in Eigeninitiative übernommen. Denn der Veränderungsprozess wurde bereits 2015 durch die intensive Debatte um das Pfarramt angestoßen. Das konstruktive Miteinander von Theologen und Kirchenmusikerinnen, Diakonen und Gemeindepädagoginnen, aber auch Verwaltungsleuten und Ehrenamtlichen vor Ort in den Kirchengemeinden ist Basis und das Ziel der Interprofessionellen Pastoralteams, die auch ein biblisches Fundament haben – den berühmten Satz des Apostels Paulus an die Gemeinde in Korinth: „Es sind viele Gaben, aber es ist ein Geist!“ (1. Korinther 12,4)

Interprofessionalität, so Göckenjan-Wessel, stelle die gemeinsame Aufgabe in den Mittelpunkt: „Gegenseitiges Lernen gehört ausdrücklich zur Teamkultur und wird aktiv gefördert. Interprofessionell zu arbeiten, ist dynamisch. Es ermöglicht eine intensive Zusammenarbeit und hat sich in der Erprobung schon als besonders gut geeignet erwiesen, um die anstehenden und komplexen Aufgaben gemeinsam zu bewältigen.“ So könnten sowohl der gemeinsame kirchliche Auftrag als auch das je eigene Profil der kirchlichen Berufe zum Strahlen gebracht werden: „Wenn Menschen gerne, gut und fröhlich zusammenarbeiten, dann strahlt das unmittelbar aus – in die Gemeinde, in den Stadtteil – in die Region. Die Botschaft von der Liebe Gottes nimmt auf eine ansprechende Weise Gestalt an.“ Und sie ist überzeugt „Mit dem Konzept der Interprofessionalität setzt die EKvW auch innerhalb der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) einen besonderen Standard.“

Zum Hintergrund

Über vier Jahre hat die Evangelische Kirche von Westfalen erprobt, welche Aufgaben unabdingbar beim Pfarramt bleiben, und welche Aufgaben wieder an die anderen kirchlichen Berufe und an Ehrenamtliche zurückgegeben werden. Aus dieser Erprobung ist das zukunftsweisende Konzept der Interprofessionellen Pastoralteams entwickelt worden.

Die Synode diskutiert über Grundentscheidungen (Qualitätsstandards), die am Ende Gegenstand von Beschlüssen sind. Es gibt dazu einen inhaltlichen und einen demografischen Hintergrund.

Zum Inhaltlichen: Zwischen 1980 und 1995 hat sich die Zahl der Personen im Pfarrdienst verdoppelt. Pfarrerinnen und Pfarrer haben seitdem viele Aufgaben übernommen, die eigentlich zu anderen Berufsgruppen gehörten, wie Öffentlichkeitsarbeit, Jugendarbeit oder die Bauleitung bei der Kirchenrenovierung. Das sieht inzwischen anders aus: Mit sinkenden Kirchenmitgliederzahlen werden auch Stellen im Pfarrdienst abgebaut. Das führt zu Überlastung. Die Aufgaben des Pfarrdienst sollen deshalb auf die Kernaufgaben konzentriert werden.

Zum demografischen Hintergrund: Noch können die Zugänge die Abgänge der Pfarrerinnen und Pfarrer, die den Ruhestand erreichen, ausgleichen. Voraussichtlich ab 2028 können die vorhandenen Personen den Bedarf allerdings nicht mehr decken. Auch deshalb ist ein Umdenken notwendig, um die vielfältigen Aufgaben für ein lebendiges Gemeindeleben neu zu verteilen.

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