Evangelische Kirche von Westfalen bezieht Position zum christlich-islamischen Dialog
DITIB: Im Dialog auf Widersprüche hinweisen
Einserseits hat die Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion (DITIB) den Anspruch, als Religionsgemeinschaft in Deutschland anerkannt zu werden - andererseits ist sie abhängig vom türkischen Staat. Auf diesen Grundwiderspruch weist Pfarrer Ralf Lange-Sonntag hin, der Islambeauftragte der Evangelischen Kirche von Westfalen (EKvW).
Die EKvW würdigt zugleich die Integrationsleistung und den jahrelangen Beitrag zum interreligiösen Dialog vieler DITIB-Moscheevereine, schreibt Pfarrer Lange-Sonntag in einer jetzt veröffentlichten Stellungnahme. Die westfälische Landeskirche ist damit die erste, die zur DITIB ausdrücklich Position bezieht.
Der Dialog der evangelischen Kirche mit Vertretern muslimischer Organisationen »schließt als kritisches Gespräch auch diejenigen Themen ein, die kontrovers gesehen oder die als Missstände wahrgenommen werden«, heißt es in dem Text. Dabei bleibe der Austausch mit Muslimen ein Beitrag zum gesellschaftlichen Frieden. Die EKvW suche deshalb den Kontakt und das Gespräch mit unterschiedlichen muslimischen Institutionen und Organisationen, ohne eine davon zu bevorzugen. Die Begegnung sei sowohl mit der DITIB als auch mit der Gülen-Bewegung erwünscht. Letztere wird in der Türkei scharf verurteilt.
Den westfälischen Kirchengemeinden empfiehlt Lange-Sonntag als Beauftragter für den interreligiösen Dialog, den Kontakt zu den DITIB-Moscheegemeinden nicht abreißen zu lassen. Deutsch-türkische Musliminnen und Muslime sollte man nicht vorschnell mit der Politik der türkischen Regierung gleichsetzen. Probleme müssten jedoch in kritischen Gesprächen klar benannt werden. »Dazu gehört auch, auf die Diskriminierung von Christen bzw. von christlichen Kirchen in der Türkei hinzuweisen.« Moscheegemeinden seien zu ermutigen, ihre Standpunkte öffentlich zu verdeutlichen und sich zu den Grundsätzen der deutschen Verfassung zu bekennen.
Die DITIB ist mit 900 Moscheegemeinden der größte muslimische Dachverband in Deutschland. Sie ist eng verbunden mit der staatlichen türkischen Religionsbehörde Diyanet. Einigen Imamen in DITIB-Gemeinden wurde Spitzeltätigkeit für den türkischen Staat vorgeworfen. Anhänger der Gülen-Bewegung klagen, sie würden in DITIB-Moscheen ausgegrenzt. Das Land NRW ging auf Distanz, etwa mit Blick auf die Mitarbeit im Beirat für den islamischen Religionsunterricht oder die Tätigkeit von Imamen in der Justizvollzugsseelsorge. (MedienInfo 58/2018)