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Präses Kurschus in der Christuskirche Bochum zum 80. Jahrestag des Kriegsbeginns

Die schöpferische Kraft der Erinnerung

MedienInfo 53/2019
 

80 Jahre nach dem Beginn des Zweiten Weltkriegs hat Präses Dr. h. c. Annette Kurschus am Sonntag (1.9.) in Bochum die schöpferische Kraft der Erinnerung in den Mittelpunkt gestellt: „Eine Kraft, die zurechtweist und zurechtrückt, die unser Handeln korrigiert und orientiert.“

Die leitende Theologin der Evangelischen Kirche von Westfalen hatte am Vortag in Warschau in einem deutsch-polnischen Gottesdienst gepredigt und eröffnete nun gemeinsam mit dem Bochumer Oberbürgermeister Thomas Eiskirch in der Christuskirche ein Konzert des polnischen Trios „Kroke“.

Das Erinnern habe in Gott seinen Ursprung: „Wo Gott gedenkt, wendet er sich zu, schreitet helfend und heilend ein.“ In dieses Erinnerungsgeschehen rufe Gott die Menschen hinein, damit sie ihr Leben und Handeln daran ausrichten und sich in die Pflicht nehmen lassen.

Kurschus erinnerte daran, dass der Zweite Weltkrieg durch den Überfall der Deutschen Wehrmacht auf Polen ohne jede Vorwarnung ausgelöst wurde. Die eigene Kriegsschuld wurde dabei von Anfang an durch Lügenpropaganda ins Gegenteil verkehrt. Die Präses warnte vor den „erschreckend lauten Stimmen, die sich dem Erinnern verweigern und nach einem Schlussstrich rufen. Zu einem ‚Fliegenschiss der Geschichte‘ wird das Unfassbare weggelogen“.

Doch nur durch Fragen, Erzählen und Erinnern nach dem Vorbild des Volkes Israel bleibe die Vergangenheit fruchtbar. Nur so „ist in allem Schrecken Hoffnung geblieben. Bis heute“. Wenn die Generation der Zeitzeugen nicht mehr lebt, „wird es an uns sein, die Erinnerung wach zu halten und weiterzugeben“. Präses Kurschus ist auch stellvertretende Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und Beauftragte der EKD für die deutsch-polnischen Beziehungen.

„Kroke“: Kraftvolles musikalisches Zeichen für ein friedliches und versöhntes Europa

Sie berichtete, dass es vor dem gemeinsamen Gottesdienst in Warschau Sorgen und Zweifel gegeben hatte angesichts der heiklen politischen Beziehungen zwischen Polen und Deutschland. Dass er dann doch stattfinden konnte, wertete sie als Zeichen der schöpferischen Kraft der Erinnerung: „Die Geschichte der Versöhnung nach dem Schrecken des Nazi-Terrors, den unser Land schuldhaft über die Völker der Welt gebracht hat, gibt jener Kraft der Erinnerung ein schönes, ein europäisches Gesicht.“

Das Konzert mit dem Trio „Kroke“ - jiddisch für Krakau - nannte sie „ein kraftvolles Zeichen für ein friedliches und versöhntes Europa“. Jerzy Bawos, Tomasz Kukurba und Tomasz Lato seien musikalische Brückenbauer, „die jiddischen Klezmer mit polnischem Jazz, europäischer Klassik und orientalischen Grooves, mit westlichem Pop und östlichen Sounds verbinden.“

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