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Evangelisches Erwachsenenbildungswerk Westfalen und Lippe e. V. fuhr mit multireligiöser Gruppe nach Majdanek

Blicke in Vergangenheit, Zukunft und Gegenwart

27 Männer und Frauen im Alter von 23 bis 76 Jahren – Christen, Juden, Eziden, Aleviten und Muslime – haben sich Anfang November in Lublin und Warschau auf Spurensuche begeben. Spurensuche in der deutschen Geschichte, der europäischen und der individuellen. Am Ende wussten sie viel über ihre Unterschiede und noch mehr über ihre Gemeinsamkeiten.

Veranstalter der Gedenkstättenfahrt, die bewusst in der Nähe des 80. Jahrestages der Novemberpogrome lag, waren das Evangelische Erwachsenenbildungswerk Westfalen und Lippe e. V. (EBW) und das Internationale Bildungs- und Begegnungswerk in Dortmund. Die Fahrt war Teil des Projekts open4, einem vom Bundesinnenministerium geförderten multikulturellen Bildungsprojekt, mit dem das EBW betraut wurde.

Die Teilnehmenden kamen aus den Kirchenkreisen Dortmund, Siegen und Minden-Lübbecke. Die Studienfahrt führte die multikulturelle und -religiöse Gruppe zur KZ-Gedenkstätte Majdanek und zur islamischen Allianz in Lublin sowie zu Orten des polnischen Judentums in Lubin und Warschau. Die Teilnehmenden diskutierten mit der polnischen Demokratie-Gruppe „Homo Faber“ über die Zukunft Europas und erzählten von Verbrechen und Völkermord in der Geschichte ihrer eigenen Herkunftsländer.

Eine persönliche und bewegende Studienfahrt. Neben Fröhlichkeit, Neugierde auf den Anderen und kulturellem Interesse gab es auch Bedrückendes auf der Reise. Rund 80.000 Lagerinsassen wurden im Konzentrationslager Majdanek durch Gas und die Folgen von Hunger und Arbeitsdienst ermordet. Diese Fahrt gestattete nicht nur einen intensiven Blick in die Vergangenheit, sondern beschäftigte sich auch mit Gegenwart und Zukunft: Im „Theater N. N.“ erfuhr die Gruppe, dass dort seit den 1990er Jahren mit Unterstützung der Stadt, dem ausgelöschten jüdischen Leben wieder eine Geschichte und ein Gesicht gegeben wird – zu jedem der ehemals 41.000 Juden und Jüdinnen in Lublin soll eine Personenakte mit Fotos und Daten angelegt werden.

Beeindruckend war der Besuch beim freien und unabhängigen Verein „Homo Faber“, der eine kleine zentrale Informationsstelle für Migranten und Migrantinnen sowie Geflüchtete eingerichtet hat und Mitorganisator eines jährlichen Filmfestivals zu Krieg und Frieden ist. Zur Reise gehörte auch ein Besuch im Zentrum für Islam, das sich u. a. für den interreligiösen Austausch stark macht. Die Gruppe aus NRW war die erste Delegation, die sich für das muslimische Leben in Polen interessierte. Zum Abschluss der Reise nahm die Gruppe noch an einer kritischen Stadtführung durch Warschau teil.

 

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