Erster Weiterbildungskurs Traumapädagogik: 13 Traumapädagoginnen und Traumapädagogen zertifiziert
Weil die Zeit nicht alle Wunden heilt
Am 2. Juni hat erstmals die Zertifizierung des neuen Weiterbildungskurses »Traumapädagogik« im Amt für Jugendarbeit der Evangelischen Kirche von Westfalen (EKvW) in Haus Villigst stattgefunden. 13 neuen Traumapädagoginnen und Traumapädagogen wurde die abschließende Urkunde ausgehändigt.
Mit der Übergabe der Zertifikate durch Landesjugendpfarrer Udo Bußmann endete der erste Weiterbildungskurs Traumapädagogik, der von Pfarrerin und Traumapädagogin Sabine Haupt-Scherer vom Amt für Jugendarbeit der EKvW in Kooperation mit der Gewaltakademie Villigst angeboten wurde.
In fünf Modulen, die insgesamt 14 Fortbildungstage umfassten, lernten die Teilnehmenden, wie seelische Verletzungen auf das Gehirn von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen Einfluss nehmen (neurobiologische Grundlagen), was das für Folgen im Denken, Fühlen und Verhalten hinterlässt und wie man traumatisierte Menschen angemessen unterstützen kann. Der diagnostische Blick konnte geschärft und ein methodisches Repertoire eingeübt werden. In ihren Abschlussarbeiten und Präsentationen stellten die Teilnehmenden unter Beweis, was sie im letzten Dreivierteljahr dazugelernt hatten. Dabei sind Erklärungsmodelle für Betroffene, traumasensible Schulkonzepte und Unterrichtseinheiten für unterschiedliche Zielgruppen (ErzieherInnen, Lehrerkollegien, jugendliche Straftäter, Polizisten und DeeskalationstrainerInnen) entstanden. Die Teilnehmenden sind nun in der Lage, traumapädagogisch mit betroffenen Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen zu arbeiten, präventive Konzepte zu entwickeln und erworbenes Wissen an Interessierte weiterzugeben.
Die Fortbildung war nötig geworden, weil der Bedarf an traumapädagogischem Wissen und Handeln in den letzten Jahren stetig gestiegen ist. Menschen ist heute bewusster als früher, dass überfordernde Gewalt- und Ohnmachtserfahrungen auf der Seele Spuren hinterlassen, die nicht einfach die Zeit heilt. Kinder mit Erfahrungen von Gewalt, »Missbrauch« (sexualisierter Gewalt) und Vernachlässigung sind mehr in den Fokus geraten. Zuletzt ist der Bedarf an traumapädagogischem Wissen und Handeln durch den Umgang mit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen mit Fluchterfahrungen noch einmal deutlich angestiegen.
Nach den ersten 13 Traumapädagoginnen und Traumapädagogen, die nun zertifiziert sind, beginnt der zweite Durchgang des Kurrikulums im Oktober diesen Jahres und ist bereits ausgebucht. Ein dritter Durchgang ist ab Oktober 2017 geplant.
Landesjugendpfarrer Udo Bußmann und Leiter des Amtes für Jugendarbeit der EKvW überreichte die Zertifikate an: Sabine Beinlich, Carl Wilhelm Borgstedt, Susanne Fabian, Britta Frenssen, Marko Hannak, Ulf Hecht, Ingrid Hubbig, Evangelia Kalachani, Linda Kammertöns, Simone Kascholke, Eva Lüdtke, Regina Osladil und Markus Parusel-Grotefeld.
Die Arbeitshilfe »Traumakompetenz für die Kinder- und Jugendarbeit«, in der Ausbilderin Sabine Haupt-Scherer Grundwissen, so wie es in der Weiterbildung vermittelt wird , verschriftlicht hat, ist für 6 € im Amt für Jugendarbeit der EKvW erhältlich.