Westfälische Präses predigte zum Auftakt des 25jährigen Jubiläums
Hoffnungsort Evangelische Schule
Die Evangelische Gesamtschule Gelsenkirchen-Bismarck (EGG) wird 25 Jahre alt. Das will die angesehene Schule in landeskirchlicher Trägerschaft mit mehreren Veranstaltungen unterschiedlicher Art feiern.
Den Auftakt machte ein Gottesdienst bei einer schulinternen Kollegiumsfortbildung im Haus Villigst. Die Predigt hielt Präses Annette Kurschus, die sich auch anschließend Zeit nahm, mit den Mitgliedern des Kollegiums in Dialog und Austausch zu treten.
„Eine Evangelische Schule muss ein Hoffnungsort sein“, sagte Annette Kurschus in ihrer Predigt. Hoffnung sei indes nicht blauäugiger Optimismus oder blindes Vertrauen in den Fortschritt. „Auch die Überzeugung: ‚Gott allein wird’s richten‘ – wie der Deus ex machina des griechischen Theaters auf Knopfdruck alle Probleme löst - ist keine wirkliche Hoffnung.“
So einfach sei es nicht - nicht mit dem Glauben und auch nicht mit den biblischen Texten, in denen Gott den Menschen Zukunft und der Erde Bestand verheiße. „Die Bibel ist keine göttliche TÜV-Plakette mit Ewigkeitsgarantie für den Lauf der Welt“, sagte die Präses. Christliche Hoffnung sei immer eine Hoffnung ‚dennoch‘. „Sie vertraut darauf, dass Gottes Möglichkeiten noch lange nicht am Ende sind, wenn wir Menschen nicht mehr weiter wissen.“
Die Gelsenkirchener Schule sei ein Hoffnungsort, und doch teile man dort die Hoffnung nicht aus wie Sprüche in Glückskeksen. „Hoffnung ist die Haltung, in der Sie miteinander leben und aufeinander angewiesen sind“, beschrieb es die Präses. „Hoffnung ist: Hoffen. Ein Tun.“ Hoffen sei durch und durch praktisch. „Man hofft, indem man hofft. So ist es auch mit der Schöpfungsgeschichte. Sie wird Gottes Wort, indem sie erzählt wird und Hoffnung zu Gehör bringt.“
Die Versuchung sei groß, zum Jubiläum den exzellenten Ruf der Evangelischen Gesamtschule Gelsenkirchen-Bismarck zu loben. „Das mache ich aber jetzt nicht. Wir sind ja unter uns, und Sie wissen selbst am besten, wie toll diese Schule ist“, sagte Annette Kurschus mit einem Augenzwinkern. Auch wüssten die Lehrerinnen und Lehrer selbst am besten, wo die Grenzen und die Unmöglichkeiten der Schule lägen. „Alles andere wäre mir verdächtig. Eine Evangelische Gesamtschule in Bismarck kann und will keine Insel der Seligen sein, schließlich liegt sie mitten in einer Gegend, die zu den ärmsten im Land zählt“, so die Präses.
Kurschus verwies auch auf die Gewaltandrohungen, die die Schulgemeinschaft jüngst in Atem gehalten hatten. „Unseliges und Unsägliches haben Sie zu Beginn dieses Jubiläumsjahres im Januar erlebt und erlitten“, sagte sie. Sie selbst habe in diesen Tagen mit angehaltenem Atem auf Anrufe gewartet, die sie auf dem Laufenden hielten. „Gut, dass keiner Person ein Haar gekrümmt wurde.“ Dennoch sei wohl niemand ganz ungeschoren aus solch dramatischen Stunden herausgekommen. „Umso größer ist meine Hochachtung – ich wähle das Wort mit Bedacht! –, dass Sie den Schulalltag mittlerweile wieder als Ihren Alltag angenommen haben“, konstatierte die Präses. „Gewiss nicht so, als sei nichts geschehen. Aber besonnen und nüchtern – womöglich mit einer überlebenswichtigen und ganz und gar nicht naiven Art von Gottvertrauen.“