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auf einen Blick
Dr. Annabel Höpfners Quereinstieg ins Pfarramt

„Es kommt ja jetzt wirklich auf jede Nase an“

Aus jedem Wort der frischen Vikarin Annabel Höpfner ist herauszuhören, wie sehr sie für ihre neue Aufgabe brennt und wie viel Vorfreude damit einhergeht. Schließlich hat sie keine Anstrengungen gescheut, sogar Griechisch und Hebräisch im berufsbegleitenden Studium gelernt, um dort anzukommen, wo sie jetzt ist: In der Gemeindearbeit.

Eigentlich hatte Annabel Höpfner einmal ganz andere berufliche Pläne. Die angehende Pfarrerin hat bereits ein Studium der Biologie mit einer Promotion abgeschlossen. Den ersten Teil ihres Vikariats hat Höpfner kürzlich in der Schule verbracht und gelernt, Religion zu unterrichten. Sie lobt, wie sie dort aufgenommen wurde und die Betreuung ihres Mentors sowie die Unterstützung durch die Hans-Ehrenberg-Schule: „Ich habe da wirklich Riesen-, Riesen-Glück gehabt“. Aber für sie steht fest: „Lehrerin wollte ich nie werden!“. Mittlerweile ist sie sicher, dass sie sich durch ihren beruflichen Werdegang und ihr persönliches Standing Kompetenzen angeeignet hat, die ihr in dieser Funktion helfen. Doch auch wenn sie die Arbeit in der Schule als gute und wichtige Erfahrung wahrgenommen hat, möchte Annabel Höpfner woandershin: Ins Gemeindepfarramt.
Die Entscheidung, nochmal die Studienbank zu drücken, ist ein längerer Prozess gewesen. Rund um das vierzigste Lebensjahr stellte sich für die promovierte Biologin Annabel Höpfner die Frage, ob ihre Tätigkeit als Fakultätsreferentin an der Universität Bielefeld der Job bis zur Pensionierung sein solle. In diesem Findungsprozess wurde der Wunsch nach einem Job, der auch Berufung zugleich ist, immer lauter: „Warum eigentlich nicht das machen, was ich gern in meiner Freizeit tue und wofür ich, seitdem ich Familie habe und voll arbeite, gar nicht mehr genug Zeit habe. Warum eigentlich nicht Gemeinde machen?!“
Damit war sie ihrer Zeit jedoch voraus. Ihre erste Kontaktaufnahme mit der Evangelischen Kirche von Westfalen war ernüchternd: An einen Quereinstieg ins Pfarramt war nicht zu denken. Gemeinsam mit Pfarrer Holger Gießelmann, der für die Nachwuchsgewinnung der westfälischen Landeskirche zuständig ist, dachte Höpfner darüber nach, Diakonin zu werden und so einen anderen kirchlichen Beruf zu ergreifen. Auch ein Vollzeit-FH-Studium der sozialen Arbeit wurde gedanklich durchgespielt, doch daran wären insgesamt zu viele Kompromisse geknüpft gewesen. „Da war ich tatsächlich ein bisschen unglücklich“, gesteht Höpfner im Rückblick.
Wie Fügung klingt es, dass ihre Schwägerin aus Wuppertal ihr wenige Monate danach von einem berufsbegleitenden Quereinstiegs-Studium der evangelischen Theologie an der ortsansässigen kirchlichen Hochschule erzählte. So kam das Ganze ins Rollen, Gespräche mit der Evangelischen Kirche von Westfalen wurden wieder aufgenommen und der Grundtenor des Möglichen trat deutlicher zutage.
Das Studium begonnen hat Annabel Höpfner schlussendlich nicht in Wuppertal, sondern in Greifswald. Dort konnte sie zwei Semester eher durchstarten, es waren weniger Präsenzzeiten vonnöten und es wurden keine Studiengebühren fällig. Irgendwie sei sie da rein gestolpert und fühlte sich anfangs wie in einer Testphase, erklärt sie. Doch mit jedem absolvierten Kurs wurde es immer konkreter.
Höpfner knüpfte an ihre Kontakte zur westfälischen Landeskirche an. Dass ihr Vikariat in Westfalen stattfinden sollte, war durch ihre Lebenssituation mit Familie und Eigenheim von vornherein klar gewesen. In diesen Gesprächen ging es darum, gemeinsam herauszufinden, was möglich ist. Die Vikarin lobt den Einsatz der Landeskirche, die den Wechsel von der Landes- zur Kirchenbeamtin sowie eine Vikariatsstelle in Wohnortnähe zwar anfangs nicht versprechen, aber schlussendlich doch ermöglichen konnte. „Ich bin tatsächlich sehr beeindruckt, dass das alles geklappt hat“, resümiert die angehende Pfarrerin. Wie gut, dass sie hartnäckig geblieben ist und damit auch Weichen für zukünftige Quereinsteiger gestellt hat. „Schließlich bin ich ja auch nicht die Oberausnahme. Solche Leute wie ich werden künftig öfter mal vorkommen.“ Und sie sollen unbedingt öfter vorkommen. „Es kommt ja jetzt wirklich auf jede Nase an“, bringt die Vikarin den Pfarrerinnen- und Pfarrermangel auf den Punkt.
Der Weg von Seiten der Landeskirchen und Hochschulen ist mittlerweile mit anerkannten berufsbegleitenden, Quereinstiegsstudiengängen der evangelischen Theologie geebnet. Annabel Höpfner ist ein gelungenes Beispiel für den Quereinstieg ins Pfarramt und eine Inspirationsquelle. Sie freut sich auf die Aufgaben, die vor ihr liegen und will durch ihre Laufbahn andere, die den Wunsch dazu hegen, bestärken, eine ähnliche Richtung einzuschlagen: „Ich finde es schön, wenn ich mit meinem Werdegang Menschen auf die neuen Möglichkeiten hinweisen und sie ermutigen kann, diesen Weg zu gehen.“

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Datum: 18.10.2023