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7. europäisches Symposion: EKvW und polnischer Ökumenischer Rat arbeiten zum Thema Flucht und Migration

Zum Umgang mit Fremden in Europa

Die Flüchtlingsfrage ist eine gesamteuropäische Aufgabe. So lässt sich ein Fazit des westfälisch-polnischen Symposions formulieren, das die Evangelische Kirche von Westfalen (EKvW) und der Polnische Ökumenische Rat (PÖR) in Breslau durchgeführt haben.

Während die polnische Regierung in den Medien vor allem durch nationalistische, von Ängsten getriebene, ausländerfeindliche Haltung auffällt, befassen sich die Kirche in Polen intensiv mit dem Thema Fremde und Flüchtlinge. »Unsere jetzige Regierung hat den Wahlkampf mit Ängsten vor Fremden geschürt und so die Wahlen gewonnen. Ich schäme mich dafür«, sagt Jerzy Samiec, leitender Bischof der evangelisch-augsburgischen Kirche in Polen.

Im Juli dieses Jahres haben die sieben Mitgliedskirchen des PÖR gemeinsam mit Vertretern der katholischen Kirche ein geistliches Wort zur freundlichen Aufnahme von Geflüchteten in Polen veröffentlicht. Ein Zeichen gegen den medial geschürten Fremdenhass.

Die Bibel sei voll von Fluchtgeschichten. Deshalb könnten Christen die Schicksale der vor Bürgerkrieg, Gewalt und Verarmung Geflohenen nicht ignorieren. Als Christen in Europa sind wir nah beieinander, wenn wir uns der gemeinsamen, christlichen Werte vergewissern. So lautete eine zentrale Erkenntnis des Symposions. Das Gebot der Nächstenliebe lade zu tätigem Handeln ein: in Polen, Ungarn, Deutschland und in Italien. Auch wenn die gesellschaftlichen und kulturellen Kontexte in den vier Ländern unterschiedlich sind, können positive Geschichten über Flucht und Geflüchtete erzählt werden.

Zum Beispiel die von Izajasz Techane Mesfin. Er kam vor über 30 Jahren als Student aus Afrika nach Polen. Dann wurde er abends in Breslau von Skinheads überfallen und schwer verletzt. Gerettet hat ihn eine polnische Familie. Sie pflegten ihn in der nahegelegenen Wohnung und brachten ihn ins Krankenhaus. Heute arbeitet der äthiopische Christ für den PÖR und engagiert sich für Flüchtlinge. Mittlerweile ist er eingebürgert, spricht perfekt polnisch und erzählt ohne Groll von dem Überfall vor 20 Jahren mit großer Wertschätzung für seine damaligen Retter.

Polen tue sehr viel für ukrainische Bürgerkriegsflüchtlinge, berichtet Maryna Los. Sie kommt aus Charkiv aus der Ostukraine. Von dort, wo die Rebellen ganze Stadtteile zerstört und damit eine Binnenmigration von Hunderttausenden Ukrainern verursacht haben. In Polen hat sie schnell Aufnahme in Breslau gefunden. Bei Behördengänge und der Arbeitssuche halfen ihr Menschen der örtlichen, lutherischen Gemeinde. Da sie in der Ukraine zur lutherischen Gemeinde gehörte war das Ankommen in Polen leichter für sie.

Die westfälische Wirklichkeit und das Engagement der Kirchen für Flüchtlinge stellten Mitglieder des Europaausschusses der EKvW vor. Aus der Stadt Nyíregyháza in Ungarns Nordosten berichtete ein lutherischer Pfarrer über die Flüchtlingsarbeit und den Aufbau eines Integrationshauses in seiner Gemeinde. Italiens Situation stand ebenfalls auf der Tagesordnung. Die kleine, italienische Waldenserkirche nennt ihr gemeinschaftliches Engagement für die Mittelmeerflüchtlinge mediterranean hope. Mit  »humanitären Korridoren« ermöglichen Sie 1.000 Menschen auf der Flucht eine sichere Passage nach Italien.

Breslau, die niederschlesische Metropole Polens und ihre multireligiöse Vergangenheit waren im Rahmen eines Rundgangs durch das »Viertel des gegenseitigen Respekts« Teil des dreitägigen Austausches. Janusz Witt, Mitgründer der Bonhoeffer-Gesellschaft in Breslau zeigte im Altstadtbereich wie eng lutherische, polnisch-orthodoxe Kirche und die jüdische Synagoge kooperieren.

Und auch die Bronzezwerge fanden großes Interesse. Ab 2001 wurden die kleinen, 30 Zentimeter großen Figuren in der Altstadt aufgestellt. Sie erinnern an das satirisch-künstlerische Element der „Orangenen Alternative“, einer politischen Protestbewegung aus Breslau im ehemals kommunistischen Polen. Heute sind sie ein neues, touristisches Wahrzeichen der Stadt.

Der PÖR vertritt sieben lutherische, reformierte, methodistische, baptistische, orthodoxe und altkatholische Kirchen im mehrheitlich katholischen Polen und ist Hauptkooperationspartner der EKvW.

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