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Präses Annette Kurschus predigte in der Neustädter Marienkirche Bielefeld

Neubeginn – immer wieder möglich

BIELEFELD/WESTFALEN - Zu Weihnachten hat Präses Annette Kurschus Hoffnung gemacht, dass Gottes Kommen in die Welt den Weg in ein neues Jahr verändern wird – gerade nach einem Jahr wie dem zurückliegenden.

In ihrer Predigt in der Neustädter Marienkirche in Bielefeld sagte die leitende Theologin der Evangelischen Kirche von Westfalen am 1. Weihnachtstag (25.12.): »Unsere Wege nach dem Weihnachtsfest werden uns wieder in unseren Alltag führen. Und doch werden die Rückwege andere Wege sein. Von diesem Weihnachtsfest berührt. Wege, die von dem weihnachtlichen ›Als aber‹ verändert sind.«

Die Predigt spürte dem Erscheinen Gottes in der Welt nach – ausgehend vom Kernsatz des biblischen Predigttextes: Als aber erschien die Freundlichkeit und Menschenliebe Gottes, unseres Heilands, machte er uns selig. »Wie bitter nötig die Welt solch göttliches Erscheinen und einen göttlich neuen Schein braucht, ist uns in diesem Jahr überdeutlich geworden, trotz aller menschlichen Freundlichkeit und menschlichen Menschenliebe, von denen wir derzeit mehr erleben, als ich je zu hoffen gewagt hätte«, betonte Präses Kurschus.

Aber wie soll man sich das Erscheinen Gottes vorstellen? Die biblische Weihnachtsgeschichte erzähle davon, dass Gott sich womöglich ganz anders in der Welt zeige als erwartet: »All das scheinbar Imponierende und Glänzende steht seit der Geschichte in Bethlehem unter einem anderen Stern: Weniger grell ist dieser Stern, beinahe unscheinbar, verletzlich, bedürftig. Durch und durch gewaltlos ist er und eben darin zutiefst barmherzig und menschenfreundlich.«

Ohne jede moralische Schwere und doch unüberhörbar deutlich brachte Kurschus am Beispiel des bekannten Weihnachtsliedes »O du fröhliche« von 1815 die Flüchtlingsfrage ins Spiel. Die Melodie von »O du fröhliche« gehörte ursprünglich zu einer Marienhymne aus Sizilien. Dem Dichter sei diese Melodie von einem italienischen Waisenkind zugetragen worden, das es nach Deutschland verschlagen hatte. »Vielleicht«, so Kurschus, »würde man dieses Kind heute einen unbegleiteten minderjährigen Flüchtling nennen.« Ihm zum Trost habe der Dichter sein Weihnachtslied mit der sizilianischen Melodie unterlegt.

Wirklich überraschend: »Das klassische evangelische und klassisch deutsche Weihnachtslied hat eine Melodie, die weder deutsch ist noch evangelisch – und die entstanden ist aus der Fürsorge für ein fremdländisches Kind. Welche Melodien hätten wir wohl heute zu lernen zum Trost derer, die zu uns kommen? Wie und was müssten wir singen, damit die Fremden bei uns spüren: Mit der Geburt Christi ist nicht nur die Christenheit gerettet, sondern die ganze verlorene Welt?«, fragte die Präses.

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