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Weihnachtsbotschaft von Präses Annette Kurschus

Hoffnungszeichen

Die Nachricht kam vor wenigen Tagen, sie wurde kaum beachtet: Flüchtlinge aus Afrika und dem Nahen Osten können bald legal und gefahrlos über das Mittelmeer nach Europa reisen und dort Asyl beantragen.

Dieser »humanitäre Korridor« soll zunächst etwa tausend besonders schutzbedürftigen Menschen zugutekommen, allein reisenden Frauen und Kindern. Die notwendigen Visa stellt die italienische Regierung aus. Das Pilotprojekt ist dem Bund evangelischer Kirchen in Italien (FCEI) und der katholischen Gemeinschaft Sant’Egidio zu verdanken.

Sie haben erfolgreich mit dem Innen- und dem Außenministerium Italiens verhandelt, entsprechende Verträge sind unterzeichnet. Die Aktion kostet etwa 1,2 Millionen Euro, die ersten Flüchtlinge sollen Ende Januar nach Italien gebracht werden. Auch unsere Evangelische Kirche von Westfalen leistet einen finanziellen Beitrag dazu.

Sicher: Tausend sind wenig angesichts der Hunderttausende, die auf der Flucht ihr Leben riskieren. Aber jeder einzelne Mensch, der sich nicht in die Hände verbrecherischer Schlepper begeben muss und nicht im Mittelmeer ertrinkt, ist solchen Einsatz wert. Und vielleicht wird aus dem unscheinbaren Anfang mehr, womöglich sind die humanitären Korridore beispielhaft für die ganze Europäische Union.

Wir können die Weltpolitik nicht einfach so ändern. Aber wir können, jeder an seinem Platz, Hoffnungszeichen setzen. Gott, dem wir unser Leben verdanken, kommt als Mensch in die Welt, als kleines, hilfloses Kind. Diese Botschaft, seit 2000 Jahren unzählige Male gepredigt, weitergesagt, auch zurechtgebogen oder unterdrückt, ist das stärkste Hoffnungszeichen überhaupt. In dem neugeborenen Jesus wird die verrückte Hoffnung lebendig: Aus dem Kleinen, Unscheinbaren wird etwas Großes, Weltbewegendes – gegen jeden Anschein, gegen jede Vernunft und Lebenserfahrung.

Gott hat Gutes im Sinn - mit uns, mit der geschundenen Welt. Wir können und müssen die Welt nicht retten. Aber die Hoffnung kann uns vor trüber Resignation ebenso bewahren wie vor unseligem Aktionismus. Sie kann uns beflügeln, diese verrückte Hoffnung: zu kleinen Zeichen im Alltag. Zum beherzten Widerspruch gegen menschenverachtendes Geschwätz. Zum Gebet. Vielleicht zum tatkräftigen Einsatz in der Flüchtlingsunterkunft nebenan.

Und es ist die Hoffnung unserer Brüder und Schwestern in Italien, die sie zum Projekt der humanitären Korridore bewegt hat.

Ein gesegnetes und hoffnungsvolles Weihnachtsfest!

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