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Konferenz der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen setzte sich mit Thema Flüchtlinge auseinander / Einführung des Vorstandes

»Flüchtlinge werden Nachbarinnen«

Vierzig Teilnehmerinnen der 2-tägigen Konferenz der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen e.V. im April in Soest begaben sich mit dem Kölner Forumtheater »inszene« interaktiv in die persönliche und verbandliche Auseinandersetzung mit dem Thema »Flüchtlinge werden Nachbarinnen, Mitschüler und Kolleginnen«.

Sie konnten damit die Situation der Geflüchteten und ihrer Helfenden besser verstehen und lernten, wie sie persönlich, als Gruppe oder Verband mit bestimmten Situationen umgehen können. »Wir konnten uns äußern, uns eine Meinung bilden, Lösungswege ausprobieren und ein Problem von allen Seiten her angehen« stellte eine Teilnehmerin aus Hattingen begeistert fest.

Gute Flüchtlinge – schlechte Flüchtlinge

»Die aktuelle Debatte um »richtige« Flüchtlinge bzw. Armutsflüchtlinge ist klar populistisch motiviert!« stellt Heinz Drucks fest, »Die Inanspruchnahme eines Rechts stellt keinen Missbrauch oder Betrug dar!« Er referierte aus seiner langjährigen Arbeit als Mitarbeiter in der Flüchtlingsberatungsstelle der Diakonie Ruhr-Hellweg über Gründe und Fluchtursachen, gesetzliche Regelungen und Integrationsfragen und stand für Fragen zur Verfügung. Mit Sorge betrachtete der Flüchtlingsberater das Einsortieren in Flüchtlingsklassen. »Die Syrer sind derzeit die guten Flüchtlinge.« Menschen vom Balkan sind zunehmend weniger gut gelitten. »Die Politik der sogenannten sicheren Herkunftsländer ist unpraktikabel«, findet Drucks. Jedes Schicksal müsse nun mal individuell geprüft werden, um das Asylrecht nicht auszuhöhlen. Das Asylverfahren, so Drucks, dauere immer noch zu lange und zwar in NRW z.B. für Syrer ca. 8-10 Monate und für Menschen aus Eritrea oder den Irak länger als 3 Jahre.

»Nur mit Ehrenamt ist die Flüchtlingshilfe hier und anderswo möglich!« Aktuell kämen z.B. im Kreis Soest 1,5 hauptamtliche Flüchtlingsberater auf knapp 3.600 Geflüchtete, d.h. auf 1.400 Personen mit Aufenthaltsgestattung, 1.760 Personen mit einer sogenannten »Bescheinigung über Meldung als Asylsuchender« und knapp 440 Personen mit Duldung.

Schutzräume für Frauen und Kinder nötig

Viele Flüchtlinge, schilderte Drucks, haben in Unrechtsstaaten Willkür und Verfolgung gerade von Behörden und Institutionen erlebt: »Behörden wirken auf viele nicht vertrauenswürdig.« In den Herkunftsländern dürfe niemand seine Situation den Offiziellen schildern, um nicht Gesundheit oder Leben aufs Spiel zu setzen. Nun in Deutschland müssen die Betroffenen auspacken. Ihre einzige Chance: »Sie müssen klarmachen, was sie erlebt haben, dass es für sie kein Zurück gibt. Sie müssen größtmögliche Offenheit an den Tag legen.« Die gesundheitliche Versorgung sei eine Katastrophe und zudem würden 30 bis 50 % der Geflüchteten unter schweren Traumatisierungen leiden. Neben der Bewilligung einer Therapie sei v.a. die Suche nach einem Therapeuten ein großes Problem. Der gebürtige Recklinghäuser stellt fest: »Es ist davon auszugehen, dass kaum eine geflüchtete Frau nicht von ihren Schleppern vergewaltigt wurde.« Hinzu käme, dass die nicht individuelle Unterbringung in den Erstaufnahme-Einrichtungen, die bis zu sechs Monate andauert, zu massiven sexuellen Übergriffen an Frauen und Kindern führe. »Sexualisierte Gewalt an Frauen und Kindern ist das größte Problem heute, ein Massenphänomen in den Sammelunterkünften.« Aktuell wichtigste Forderung sei es daher, Schutzräume für Frauen und Kindern zu fordern.

Orientierungshilfe in biblischen Texten

»Von der Vertreibung aus dem Paradies bis zum himmlischen Jerusalem, der gesamte biblische Kanon ist eine Geschichte der Migration, eine Geschichte von Menschen, die auf dem Weg sind«, stellte anschließend Angelika Weigt-Blätgen, leitende Pfarrerin der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen e.V., in ihrem theologischen Impuls heraus. Aus der Perspektive des Unterwegsseins erscheinen die biblischen Texte in einem anderen Licht. »Dieser andere Blick setzt einen anderen Blick auf Gott und auf die Menschen frei.«  

Gottesdienstliche Einführung des Vorstandes

Mehr als 50 Gäste kamen der Einladung zum Festgottesdienst am 22. April 2016 in Soest nach, um den Vorstand der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen e.V. feierlich in sein Amt einzuführen.

Angelika Weigt-Blätgen, leitende Pfarrerin der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen e.V., ermutigte den Vorstand des Verbandes und die anwesenden Gäste, »zu gehen – geistig, spirituell und tatsächlich – mit einem eigenen emotionalen Stadtplan unseres Glaubens und unserer Vision von der Fülle des Lebens im Vertrauen auf Gott.«

Zum Vorstand gehören Inge Schnittker (Hagen) als Vorsitzende, Erika Denker (Siegen) und Vizepräses Albert Henz als stellvertretende Vorsitzende und Dagmar Gravert als Schatzmeisterin. Zu den weiteren Vorstandsmitgliedern zählen Helga Berghoff (Bochum), Pfarrerin Petra Buschmann-Simons (Unna), Barbara Mengel (Vlotho), Jeane Otto-Bairaktaris (Wattenscheid), Pfarrerin i.R. Renate Schleisiek (Münster), Dr. Beate von Miquel (Bochum) und Angelika Waldheuer (Münster). Als berufene Mitglieder gehören zum Vorstand Iris Jänicke (Siegen) und seit September 2015 Pfarrerin Diana Klöpper, Frauenbeauftragte der Evangelischen Kirche von Westfalen. Bis Oktober 2015 waren im Vorstand mit dabei Ursel Leibold (Gladbeck-Bottrop-Dorsten) und Superintendent Klaus Majoress (Lüdenscheid-Plettenberg).

 

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