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Präses Kurschus auf der Synode der Waldenser- und Methodistenkirche in Italien

Europa den Spiegel humanitären Versagens vorgehalten

MedienInfo 50/2019
 

Die italienische Waldenserkirche ist mit weltweit knapp 100.000 Mitgliedern – etwa die Hälfte davon allein in Italien – zwar relativ klein, ihr sozialpolitisches Engagement aber ganz groß.

Vor allem in der humanitären Flüchtlingshilfe: „Ihr seid an vielen Stellen mutig vorangegangen in dem, was heute Not tut. Euer stellvertretendes Engagement für ganz Europa ist wegweisend für uns.“ Das sagte Präses Dr. h. c. Annette Kurschus am Montag (26. August) in ihrem Grußwort vor der Synode der Waldenser – und Methodistenkirche in Torre Pellice/Italien.

Besonders drei Projekte hob die leitende Theologin der Evangelischen Kirche von Westfalen (EKvW) dabei hervor: Mediterranean Hope – Search and Rescue (SAR) – humanitäre Korridore. Mediterranean Hope würdigte Kurschus als „ökumenisches Netz der Mittelmeerhoffnung, die niemanden verloren gibt“ und die humanitären Korridore als „unbedingt nötige Alternative, die ihr gegen alle Widerstände erkämpft habt“. Dabei seien unermüdlich und beharrlich „mit erfinderischer Liebe neue Wege gesucht, geebnet und zu sicheren Passagen für die besonders verletzlichen Geflüchteten ausgebaut“ worden. Großen Respekt zollte Kurschus auch den „Search and Rescue“-Seenotrettern und ihren Einsätzen für Menschen auf dem Mittelmeer, der tödlichsten Grenze weltweit: „Einsätze, die sich nicht abschrecken lassen von einem rechtsradikalen Innenminister, der bereit ist, über Leichen zu gehen, wenn es seinen Machtinteressen dient.“ Die SAR-Einsätze hätten ganz Europa den Spiegel des humanitären Versagens vorgehalten.

Hinschauen, wo andere lieber wegschauen

Präses Kurschus dankte für die Lern- und Solidargemeinschaft der Partnerkirchen. Denn inzwischen gibt es – auf Initiative der westfälischen Landeskirche – auch einen humanitären Korridor nach Deutschland: NesT – Neustart im Team. Ein Pilotprojekt, das geflüchteten Menschen neue Lebensperspektiven eröffnen soll. Und zugleich ein Herzensanliegen der Initiatoren: „Wo andere lieber wegschauen, schauen wir hin. Dazu hat uns Christus gesandt und ermutigt; dabei ist er an unserer Seite.“ Viele Kirchen, auch in Deutschland, seien gegenwärtig vor allem mit sich selbst und der Sorge um sinkende Mitgliederzahlen beschäftigt. Unterdessen spielten Rechtspopulisten auf infame Weise mit den Zukunftsängsten der Menschen, warnte Kurschus. „Minderheiten, Migranten und Geflüchtete erhalten weder Schutz noch Aufnahme. Die Achtung der unverlierbaren Menschenwürde fällt kleinkarierten nationalen Eigeninteressen zum Opfer.“ Dabei sei unsere Kirche gerade in diesen Zeiten gerufen und gesandt: „Christus, der Herr unserer Kirche, ruft uns an die Seite der an Leib und Seele Verletzten, der Armen und Schutzlosen. Er selbst stellt sich eindeutig an ihre Seite, macht sich mit ihnen verwechselbar.“

Kirche als Zeugin der Hoffnung

Die Waldenserkirche, mit der die EKvW bereits seit den 80-er Jahren partnerschaftlich verbunden ist, habe sich schon sehr früh sehr klar positioniert, wie Präses Annette Kurschus anerkennend bemerkte: „Hier lebt eine Kirche, die nicht permanent um ihre eigenen Probleme kreist, sondern die zuallererst danach fragt, wozu Gott seine Kirche sendet. Hier lebt eine Kirche, die etwas riskiert, auch und gerade an den Brüchen und Abgründen des Lebens. Eine Kirche, die sich selbst riskiert, um Zeugin der Hoffnung zu sein – und zwar dort, wo Menschen in ihrer von Gott geschenkten Würde verletzt werden.“ 

 

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