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Völkermord durch deutsche Truppen ab 1904 traumatisiert Nachkommen bis heute

Deutsche und namibische Kirchen arbeiten für Versöhnung

Vertreterinnen und Vertreter evangelischer Kirchen aus Deutschland und Namibia haben sich in der vergangenen Woche im namibischen Okahandja getroffen, um des Völkermords durch deutsche Kolonialtruppen an den Herero und Nama während der Jahre 1904 bis 1908 zu gedenken.

Es war das erste gemeinsame Gespräch nach Abschluss eines kirchlichen Forschungsprojektes zur deutschen Verantwortung an dem Genozid, dessen Ergebnisse die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) im Jahr 2015 vorgestellt hatte.

Die Kirchen wollen gemeinsam zu einem breit angelegten Heilungsprozess beitragen, denn »viele namibische Nachkommen tragen bis heute an dieser traumatische Erfahrung«, heißt es in einer Abschlusserklärung des Treffens. Die gegenwärtige Generation habe »eine besondere Chance und Verantwortung, das Trauma und die Schuld, die durch das, »was während der Jahre 1904 bis 1908 geschah, zu bearbeiten und zu überwinden«. Die namibischen und deutschen Verantwortlichen in den Kirchen fordern alle Akteure auf, »bei der Behandlung dieser Frage Sensibilität anzuwenden«. Seit 2002 stehe die Frage des Völkermordes als drängendes Thema auf der Agenda der Kirche. »Nun kamen wir in einer Atmosphäre des Vertrauens aus verschiedenen Kirchen in Namibia und Deutschland zusammen, um intensiv auf vielfältige Erfahrungen und Ansichten unter uns zu hören«, so die Erklärung weiter.

Auf deutscher Seite nahmen an der »Ökumenischen Konsultation zum Völkermord« teil: Oberkirchenrat Klaus J. Burckhardt von der EKD, Oberkirchenrat Dr. Ulrich Möller von der Evangelischen Kirche von Westfalen, Oberkirchenrätin Barbara Rudolph (Evangelische Kirche im Rheinland) und Julia Besten von der Vereinten Evangelischen Mission.

Deutsche Truppen hatten einen 1904 begonnen Aufstand der Herero und Nama gegen die Kolonialmacht blutig niedergeschlagen. In der Zeit bis 1908 töteten sie dabei rund 90.000 Menschen. Im ersten Völkermord des 20. Jahrhunderts haben die rheinischen Missionare eine sehr zwiespältige Rolle übernommen. Zum einen zeigten sie eine große Loyalität zur Kolonialmacht, andererseits setzten sie sich aber auch für die Belange der Herero und Nama ein. (Pressemitteilung 8/2017)

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