Konfessionell-kooperativer Religionsunterricht: NRW-Schul- und Bildungsministerin Yvonne Gebauer zu Gast in der Gesamtschule Friedenstal in Herford
Win-Win-Modell „kokoRU“
MedienInfo 11/2019
„Gemeinsamkeiten stärken - Unterschieden gerecht werden“ – so lautet das Programm des konfessionell-kooperativen Religionsunterrichts – kurz: kokoRU –, der seit dem aktuellen Schuljahr in weiten Teilen Nordrhein-Westfalens und damit auch in der Evangelischen Kirche von Westfalen (EKvW) möglich ist. An der Gesamtschule Friedenstal in Herford wird kokoRU schon seit einigen Jahren im Modell getestet.
Prominenter Besuch machte sich jetzt vor Ort ein Bild davon: NRW-Schul- und Bildungsministerin Yvonne Gebauer besuchte heute die Schule und war beeindruckt von den Ergebnissen, die die Schüler und Schülerinnen des 9. Jahrgangs zu den sieben Werken der Barmherzigkeit in Diakonie und Caritas erarbeitet hatten.
„Zeiten der homogenen Lebenswelten sind vorbei“
Die evangelischen Landeskirchen Rheinland, Westfalen und Lippe sowie die katholischen Bistümer Aachen, Münster, Essen und Paderborn haben im Juli 2017 eine gemeinsame Vereinbarung unterzeichnet, die kokoRU an Grundschulen und in der Sekundarstufe I ermöglicht. Landeskirchenrat Fred Sobiech: „Konfessionell-kooperativer Religionsunterricht nimmt ernst, dass unsere Welt, unsere Wirklichkeit, unsere Gesellschaft plural sind. Die Zeiten der homogenen Lebenswelten sind vorbei. Verschiedenheit und Vielfalt sind heute der Normalfall. In dieser Wirklichkeit sind Identität und religiöse Mündigkeit nur noch im Modus des Dialogs zu haben. Dies wird nun in einer geregelten transparenten Organisationsform ermöglicht. Damit werden Schule und Lehrer entlastet, die hier bisher eigene Wege in einer „rechtlichen Grauzone“ gehen mussten: eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten.“
Bernd Höner, kommissarischer Schulleiter, betonte: „Dialog ist der tragende Pfeiler des konfessionell-kooperativen Religionsunterrichts.“ Und Christoph Glins, katholischer Religionslehrer, ergänzte: „Konfessionalität wird greifbarer, die Qualität des Unterrichts steigt“.
Die Realisierung von kokoRU muss bei der Schulaufsicht beantragt werden, für einen Antrag ist eine Fortbildung der Religionslehrer obligatorisch. Bisher haben in NRW ca. 1.900 Religionslehrer an den als Unterstützung konzipierten Fortbildungen teilgenommen. Im Bereich der EKvW sind bisher 169 Schulen beteiligt, NRW-weit insgesamt 221 Schulen. Unterrichtet wird im Wechsel von einer Lehrkraft für katholische und evangelische Religion, um beide konfessionellen Perspektiven authentisch kennenzulernen. Die jeweils konfessionellen Lehrpläne werden dabei aufeinander bezogen.
Die bisherigen Rückmeldungen von Lehrkräften, Schulaufsicht und Schulleitungen sind überwiegend positiv. Eine wissenschaftliche Evaluation ist vorgesehen.
Als die Landeskirchen und Bistümer 2017 ihre Vereinbarung über den konfessionell-kooperativen Religionsunterricht unterzeichneten, sagte NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer, das Ziel religiöser Bildung sei es, aus der eigenen religiösen Identität heraus dem anderen „respektvoll, tolerant und
neugierig zu begegnen“. Davon, ob dies im konfessionell-kooperativen Religionsunterricht gelingt, konnte die Ministerin sich jetzt in der Gesamtschule Friedenstal überzeugen.