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Der Mensch im Fokus

So unterstützt die EKvW Pfarrer*innen und IPT-Mitarbeiter

„Familien-“ oder „Menschenfreundlichkeit“ sind Eigenschaften, die man öfter hört, wenn es um gute Arbeitsbedingungen geht – nicht nur in der Kirche. Doch Papier und Stellenprofile sind geduldig: Darum ist es uns wichtig, nicht nur programmatisch, sondern bei all unseren Maßnahmen der Personalentwicklung den ganzen Menschen in den Fokus zu nehmen.

Supervision und persönliches Coaching

Dabei darf es nicht nur um seine Fähigkeiten und Kompetenzen hinsichtlich der zu erfüllenden Aufgaben gehen, sondern auch um seine individuellen Bedürfnisse und Entwicklungen. Dazu stellen wir entsprechende Strukturen zur Verfügung. So gehört zum Beispiel das Angebot der berufsbegleitenden Supervision zu den unverzichtbaren Standards für alle haupt- und ehrenamtlich Mitarbeitenden in unserer Kirche. Im Pfarrdienst ist Gruppensupervision im Vikariat und in den ersten Amtsjahren sogar fester Bestandteil der Ausbildung. Viele Teams machen regelmäßig davon Gebrauch, sich in ihrer Zusammenarbeit unterstützen zu lassen.

Seit über zehn Jahren ist überdies das Angebot der persönlichen Personalberatung und des individuellen Coachings fest verankert. Im neugeschaffenen Fachbereich „Supervision und Personalberatung“ im Institut für Aus-, Fort- und Weiterbildung (IAFW) sind diese beiden Bereiche nun zusammengeführt, um die einzelnen Angebote noch besser aufeinander abstimmen zu können. Im IAFW ist auch das Gemeinsame Pastoralkolleg beheimatet, das neben vielen fachlichen Fortbildungsangeboten auch gezielt Angebote vorhält, die der persönlichen Stärkung, Reflexion und beruflichen Neuorientierung dienen.

Gesund im Pfarramt

Sie sind damit Teil eines breiten – mittlerweile auch für andere Berufsgruppen erweiterten – Konzeptes „Gesund im Pfarramt“, das die Inanspruchnahme von hilfreichen Angeboten rechtlich zusichert. Dazu gehört neben Einkehrtagen, Exerzitien, Oasentagen, Zuschüssen zu Gesundheits- und Präventionskursen auch die Möglichkeit eines sechswöchigen Aufenthaltes im Haus „Inspiratio“. Dort wird die Möglichkeit eröffnet, im geschützten Rahmen und unter fachkundiger Begleitung die eigene Situation zu bedenken. Für Pfarrerinnen und Pfarrer gibt es überdies das Angebot bei voller Fortführung der Besoldung ein einsemestriges „Kontaktstudium“ zu absolvieren, das neben der theologischen Reflexion auch die Chance zur Neubesinnung im Dienst bietet.

Zeitmanagement

Solche Maßnahmen und Fortbildungen wirken allerdings nur dann nachhaltig, wenn die Strukturen für den Dienst angemessen sind. Hier nimmt die EKvW eine Vorreiterrolle in der ganzen EKD ein, indem sie bereits seit 2016 mit dem sogenannten „Terminstundenmodell“ und der Software „Aufgabenplaner.ekvw.de“ Instrumente eingeführt hat, die einen objektiven Abgleich von Erwartungen und menschlichen Ressourcen ermöglichen. Andere Kirchen sind dem mittlerweile gefolgt und setzen eigene Versionen der gleichen Software ein.

Es liegt auf der Hand: Die klare Begrenzung der Arbeitsbelastung und -erwartung ist Grundlage und Voraussetzung für „menschen- und familienfreundliche“ Arbeitsbedingungen. Die aufgrund der enormen Gestaltungsfreiheit eigentlich gerade im Gemeindepfarramt gut mögliche „familiengerechte“ Gestaltung der Arbeitszeit lässt sich nur dann realisieren, wenn die Aufgaben in einem überschaubaren Rahmen bleiben. Doch die in der Zeit des Personalreichtums immens angewachsenen Erwartungen führen in Zeiten des Personalrückgangs oftmals zur Überforderung der Mitarbeitenden, vor allem im Pfarrdienst. Hier hilft der Aufgabenplaner mit einer transparenten Darstellung der erwarteten Aufgaben im Vergleich zur verfügbaren Arbeitskraft.

Bei der Umsetzung dieses Abgleichs nehmen unsere Superintendentinnen und Superintendenten eine zentrale Rolle ein. Sie sind erste Ansprechpersonen. Denn auf der Ebene der Kirchenkreise lassen sich am besten passende Maßnahmen und Entscheidungen realisieren, die deutlich machen, was wir in der EKvW konkret unter einer „auf den Menschen fokussierten Personalentwicklung“ verstehen. So können sich Kirchenkreise beispielweise durch Projekte, Maßnahmen und Strukturen in Fragen der Vereinbarkeit von Beruf und Familie nach dem „Gütesiegel Familienorientierung“ zertifizieren lassen.

Mobilität

Ein gutes Beispiel für das Zusammenwirken zwischen Kirchenkreisen und Landeskirche ist in diesem Zusammenhang das sogenannte „Mobilitätskonzept“ für den Pfarrdienst. Hier wurden Kirchenkreise, die ihren Pfarrerinnen und Pfarrern für ihre dienstliche Mobilität (E-)Fahrräder zur Verfügung stellen wollten, durch einen landeskirchlichen Zuschuss und die Bereitstellung entsprechender gesetzlicher Rahmenbedingungen unterstützt. Allein bei der Berufsgruppe der Pfarrerinnen und Pfarrern gelang es so, fast einem Drittel zu einer klimafreundlichen Mobilität zu verhelfen. Es wäre wünschenswert, wenn die Kirchenkreise und -gemeinden ein ähnliches Konzept dafür bei ihren eigenen Beschäftigten umsetzten.

Was für IPT-Mitarbeiter gilt

Zuletzt sind mit dem Modell der „IPTs“ auch die Mitarbeitenden anderer Berufsgruppen (wieder) stärker in den Blick gekommen, was bundesweit Anerkennung erfuhr. So werden Zug um Zug Strukturen und Maßnahmen aus der Personalentwicklung für den Pfarrdienst auf alle Mitarbeitenden in den IPTs übertragen.

Auch das IPT-Konzept selbst verdankt sich u.a. einer auf den Menschen fokussierten Personalentwicklung in der EKvW. Schaut man sich in anderen EKD-Gliedkirchen um, nimmt man wahr, dass dort der Personalrückgang im Pfarrdienst bereits deutlich weiter fortgeschritten ist. Zahlreiche zur Wiederbesetzung freigegebene Pfarrstellen können nicht besetzt werden, was aufgrund von Vertretungsdiensten zu enormen Belastungen führt.

Hier hat die EKvW mit einer realistischen, an der tatsächlich zur Verfügung stehenden Zahl von Pfarrerinnen und Pfarrern orientierten Planung in Form von Korridorzeiträumen und Personalplanungsräumen und der Etablierung eines „zweiten“ Personalstamms in Gestalt der IPTs eine Voraussetzung dafür geschaffen, dass auch in Zukunft die Arbeitsbelastung für alle Mitarbeitenden in einem zumutbaren Rahmen bleibt. Denn unsere Kirche braucht – neben Gottes Geist – vor allem motivierte und gesunde Menschen, um ihren Anteil am Auftrag Gottes erfüllen zu können. Eine auf den Menschen fokussierte Personalentwicklung kann und soll dazu beitragen.

Pfarrer Michael Westerhoff
Referent für Personalentwicklung in der EKvW

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