Deutsch-Polnische Gärten: Kirchenvertreter pflanzen in Warschau Baum als Zeichen der Verbundenheit und Versöhnung
Zeichen für die Zukunft
Sie sollen zum Symbol der Freundschaft werden: die „Deutsch-Polnischen Gärten“ im Skaryszewski-Park in Warschau. Frieden, Versöhnung, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung lauteten die Leitmotive beim gemeinsamen Pflanzen einer jungen Hainbuche.
Zu der Pflanzaktion waren Vertreterinnen und Vertreter der Evangelisch-Augsburgischen Kirche in Polen, der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) sowie der Evangelischen Kirche von Westfalen (EKvW) im Stadtteil Praga am Dienstag (7. August) zusammengekommen. Bischof Jerzy Samiec (Evangelisch-Augsburgische Kirche in Polen (EAK), der Propst für Rheinhessen und Nassauer Land Dr. Klaus-Volker Schütz und der Ökumenedezernent der Evangelischen Kirche von Westfallen Dr. Ulrich Möller pflanzten gemeinsam die Hainbuche carpinus betulus „Fastigata“.
Damit bekräftigten sie ihre Partnerschaft und drückten zugleich ihre Verbundenheit über Grenzen hinweg aus. Mit Bezug auf den biblischen Garten erinnerte Probst Dr. Klaus-Volker Schütz aus der EKHN daran: Gott der Herr nahm den Menschen und setzte ihn in den Garten Eden, dass er ihn bebaute und bewahrte.
Für den polnischen Bischof Jerzy Samiec ist es besonders wichtig, auch in politisch schwierigen Zeiten Kontakte und Austausch zu pflegen. Es sei Aufgabe der Kirchen, sowohl historisches Erbe als auch zukünftige Kooperationen kritisch im Blick zu haben
Der westfälische Oberkirchenrat Dr. Ulrich Möller betonte, dass Bäume, Blumen, Wiesen und Gärten zu Gottes guter Schöpfung gehörten. Angesichts der Folgen des weltweiten Klimawandels seien die Kirchen aufgerufen, sich für den Erhalt der Schöpfung einzusetzen - und zwar auf der ganzen Welt.
Die Iserlohner Superintendentin Martina Espelöer ergänzte, dass zur Partnerschaftsarbeit mit Polen auch das Erinnern an den Holocaust gehöre. Nur so könne Versöhnung gelingen.
Sichtbares Zeichen praktischer Kooperation
Seit der Regierungsübernahme der national-konservativen PiS-Regierung in Warschau knirscht es im Verhältnis Polens zur Europäischen Union (EU). Vor diesem Hintergrund gilt die Pflanzaktion als ein sichtbares Zeichen praktischer Kooperation zwischen Kirchen in Deutschland und Polen. 1991 hatten der damalige Bundeskanzler Helmut Kohl und der frühere Außenminister Hans-Dietrich Genscher gemeinsam mit polnischen Regierungsvertretern den deutsch-polnischen Nachbarschaftsvertrag unterzeichnet.
Die deutsche Botschaft in Warschau hatte gemeinsam mit der Stadt Warschau die Initiative der Gestaltung eines deutsch-polnischen Gartens als Revitalisierung einer Parkanlage im Stadtteil Praga unweit der Weichsel in unmittelbarer Nähe der Schokoladenfabrik Wedel gestartet. Sie wollten damit auch der deutsch-polnischen Freundschaft in Warschau neues Leben vermitteln.
Interessant dabei ist, dass der Fürst-Pückler-Park Bad Muskau bereits ein grenzübergreifendes Projekt zwischen Polen und Deutschland ist. Er liegt zu einem Drittel in der sächsischen Stadt Bad Muskau, der größere Teil ist nördlich der Stadt Łęknica in Polen angesiedelt. Dieser Park ist ein staatenübergreifendes Weltkulturerbe.
Ob sich der neue Park in Warschau zu einem vergleichbaren Projekt entwickeln kann, wird die Zukunft erst zeigen. Jedenfalls ist es die große Hoffnung von Fried Nielsen, dem Gesandten und Leiter der Kulturabteilung der deutschen Botschaft in Warschau. Er hatte die sommerliche Pflanzaktion mit einem Grußwort eröffnet. Das Projekt wird von der Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit getragen. Zum Abschluss sang der Chor der evangelischen Gemeinde aus Goleszow.
Die westfälische Delegation mit Oberkirchenrat Dr. Ulrich Möller, Superintendentin Martina Espelöer und Europareferent Thomas Krieger aus dem Amt für Mission, Ökumene und kirchliche Weltverantwortung (MÖWe) besuchte an zwei Tagen die Evangelisch-Augsburgische Kirche in Polen, den Polnischen Ökumenischen Rat und die polnisch-reformierte Kirche, die langjährige Partner der EKvW sind. Zum Kurzbesuch gehörten ebenso Gespräche in der deutschen Botschaft und bei der Stiftung Ocalenie, die in Warschau einige Tausend Migrantinnen und Migranten betreut. Trotz regierungsamtlich untersagter EU-Förderung wird sie über erfolgreiches Fundraising durch die Bevölkerung in ihrer Integrationsarbeit unterstützt.
Hintergrund: Deutsch-Polnische Gärten
Die Deutsch-Polnischen Gärten in Warschau sind nach dem Deutsch-Französischen Garten in Saarbrücken (1960) und dem Deutsch-Amerikanischen Freundschaftsgarten in Washington D. C. (1983) weltweit das dritte Projekt eines völkerverbindenden Freundschaftsgartens unter Beteiligung Deutschlands. Die Revitalisierung einer Grünfläche im Skaryszewer Ignacy-Paderewski-Park wurde gemeinsam von der Deutschen Botschaft Warschau und der Stadt Warschau in Zusammenarbeit mit deutschen und polnischen Partnern geplant. Aus der räumlichen Verbindung der Gartenkulturen Deutschlands und Polens soll dort ein Symbol der deutsch-polnischen Freundschaft entstehen und zu einem festen Element der Warschauer Parklandschaft werden.
Zitat
"Wir haben uns entschieden [...], einen Baum zu pflanzen als Zeichen für die Zukunft unserer freundschaftlichen partnerschaftlichen Verbindung. [...] Die Bäume, Blumen, Wiesen und Gärten sind Teil von Gottes kostbarer Schöpfung, die uns anvertraut ist und die Gott uns auch anvertraut, zu bewahren angesichts all dessen, was menschliche Zerstörung in der Schöpfung anrichtet. " - Dr. Ulrich Möller