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Werner Prüßner, Fred Sobiech und Wolfram von Moritz gehen / Monika Pesch und Rainer Timmer kommen

Wechsel im landeskirchlichen Leitungsfeld Bildung

MedienInfo 45/2020
 

Sie waren im landeskirchlichen Leitungsfeld Bildung ein starkes Team: Werner Prüßner (64), Fred Sobiech (65) und Wolfram von Moritz (65). Am Dienstag (18. August) entpflichtete Präses Annette Kurschus die Landeskirchenräte, die jetzt in den Ruhestand treten.

Gleichzeitig wurden die Religionspädagogin Monika Pesch als Landeskirchenrätin und der Theologe Rainer Timmer als Landeskirchenrat eingeführt.

„Im Leitungsfeld Bildung ist richtig was los. Ein gewaltiges Gehen und Kommen nicht nur sämtlicher Protagonisten. Nein, obendrein auch noch ein kompletter Umzug des Bildungsflurs aus dem Gebäudeflügel B des Landeskirchenamtes in ein eigenes Bildungshaus vis à vis.“ Mit diesen Worten begann Präses Annette Kurschus ihre kurze Ansprache zum Festakt in der Bielefelder Süsterkirche. Knappe Form, kleine Gemeinde, alles deutlich kürzer, deutlich weniger. „Viel weniger Worte jedenfalls, als nötig wären, um jeden Einzelnen und jede Einzelne so zu würdigen, wie wir es gern täten“, so die leitende Theologin der westfälischen Landeskirche. Kurschus würdigte den Teamgeist von Werner Prüßner, Fred Sobiech und Wolfram von Moritz. Sowohl untereinander als Kollegen als auch als Botschafter und Ansprechpartner der Landeskirche auf unterschiedlichen Ebenen. Und jeder Einzelne habe auf ganz unverwechselbare Weise zu dieser Stärke beigetragen.

Der Jurist Werner Prüßner sei für sie „wohltuend verblüffungsfest in Sachfragen; klar und schnörkellos in juristischen Auskünften; tief verankert in der Botschaft des Evangeliums, aktiv begeistert für die Blechbläserei.“ Am Theologen Fred Sobiech schätze sie die „poetische und literarische Ader, die uns nicht nur in Andachten und Predigten berührte, sondern auf humorvolle Weise manchen Spiegel vorhielt – bis zum Kollegiums-Knigge, der uns als eine Art schmunzelndes gruppendynamisches Vermächtnis bleiben wird.“ Und der Religionspädagoge Wolfram von Moritz, damals aus dem Amt des Schulleiters der Hans-Ehrenberg-Schule ins Landeskirchenamt gerufen, sei immer „spürbar brennend für unsere evangelischen Schulen“ gewesen: „Sie haben nie einen Zweifel daran gelassen, wie wichtig es ist, dass wir Schulen in landeskirchlicher Trägerschaft unterhalten, und das Thema Schule unermüdlich in Kontakt zu unserem kirchlichen Handeln gebracht. Ihre klaren und präzisen Einschätzungen von Situationen und Personen haben mich immer beeindruckt.“

Drei gehen. Zwei kommen. Einer fehlt.

Drei gehen. Und drei sollten kommen. Wieder als Team. Wieder stark. Ein Jurist, ein Theologe und eine Religionspädagogin. Doch einer fehlt. Auch daran erinnerte die Präses und gedachte des Anfang Juni 2020 verstorbenen Juristen Andreas Heidemann, der erst im Februar seinen Dienst im Landeskirchenamt angetreten hatte: „Das war wohl das Härteste, was wir zuletzt als Hausgemeinde zusammen lernen mussten – wie verletzlich unser Leben ist. Wie ohnmächtig wir dann sind. Und auch: Wie tröstlich im gemeinsamen Trauern die gemeinsame Erinnerung sein kann. Und wie stark die Verheißung des Lebens trägt. Nicht am Tod vorbei. Aber über den Tod hinaus.“

Die zwei, die kommen und sich voller Tatendrang auf ihre neuen Aufgaben freuen, sind Monika Pesch (51) und Rainer Timmer (58). Mitten aus der Schulpraxis ins Landeskirchenamt wechselt Monika Pesch. Mit dem für Kurschus „so wichtigen Blick von außen, den wir so nötig brauchen“. „Sie wird ein Gewinn für euch sein!, hieß es, als wir uns auf die Suche machten“, erinnert sich Kurschus. „Und deshalb trauten wir uns, Sie abzuwerben aus unserem Ev. Gymnasium Lippstadt, wo man sie gern als Schulleiterin behalten hätte. Wie gut, dass Sie bereit sind, unser Kollegium religionspädagogisch zu verstärken.“ Und auch auf die Zusammenarbeit mit Rainer Timmer, dem bisherigen Leiter des Pädagogischen Instituts in Haus Villigst, freut sie sich: „Wer dich auch nur ein bisschen kennt, ahnt: Du bist ein Glücksfall für uns. In fachlicher wie menschlicher Hinsicht. Klug und besonnen. Humorvoll und feinfühlig. Gewillt, das Ganze hier auch mit zu deiner Sache zu machen.“

„Alles Belehren und Belehrtwerden wird ein Ende haben“

Und dann erinnerte Präses Kurschus noch an den großen reformatorischen Bildungstheoretiker und -praktiker Philipp Melanchthon: Letzterer „zeigte sich am Ende seines Lebens zutiefst von einer wunderbaren Hoffnung beseelt: Es wird eine Zeit kommen, in der werden wir aller Streitigkeiten im Feld der Bildung enthoben sein. Alles Belehren und Belehrtwerden wird ein Ende haben.“ Oder, um es mit den Worten des Propheten Jeremia zu sagen, da wird „keiner den andern noch ein Bruder den andern lehren und sagen: ,Erkenne den HERRN‘, sondern sie sollen mich alle erkennen, beide, Klein und Groß, so spricht der HERR; denn ich will ihnen ihre Missetat vergeben und ihrer Sünde nimmermehr gedenken! (Jeremia 31,34).“

„Was für eine Perspektive! Im wahrsten Sinne des Wortes himmlisch“, freut sich Kurschus. „Im Himmel mag es Köche geben, Kellnerinnen und Sommeliers, Harfenisten und Sängerinnen. Aber Rechtsanwälte und Juristen, Ärztinnen und Pfleger und jede Art von Gottesgelehrten – Priesterinnen und Pfarrer, Präsides und Bischöfinnen, Landeskirchenräte und Oberkirchenrätinnen – werden dort überflüssig sein. Arbeitslos. Zugegeben: das beunruhigt. Doch es nimmt uns auch eine Last. Stellen Sie sich vor, wir leben Kirche in diesem weiten Horizont, mit dieser himmlischen Perspektive. Stellen Sie sich vor, wir gestalten unsere Gegenwart und planen unsere Zukunft in dem Bewusstsein, dass all unser Tun vorläufig ist. Heilsam und heilvoll vorläufig. Weil Gott viel mit uns vorhat und unsere Sache seinerseits zu einem guten Ziel bringen wird. Auch die verkorksten Angelegenheiten und die krumpeligen Wege. Das könnte uns gelassener machen. Es könnte uns beflügeln und ungeahnte Kräfte verleihen. Auch und gerade in diesen seltsamen Zeiten.“

Schulentwicklung ermöglichen – Gestaltungsräume sichern

Nach insgesamt 42 Dienstjahren ließ Fred Sobiech noch einmal die Stationen seines Berufslebens Revue passieren und erinnerte an die für ihn wichtigsten Projekte seiner zehn Jahre im Landeskirchenamt in Bielefeld: 1. Den neuen Lehrplan für die Konfirmandenarbeit („Vom verkopften Wissen hin zur Lebenswelt und Wirklichkeit der Jugendlichen. Lernchancen statt katechetische Fein-Lernziele.“). 2. „Dass nach langen Jahren der konfessionell-kooperative Religionsunterricht in NRW endlich Realität geworden ist. Mit guten Ergebnissen.“ 3. Das Projekt zum Schulanfang und -übergang „Unterwegs in Gottes Welt", das mit Unterstützung der Kirchenleitung auf den Weg gebracht werden konnte und bisher über 200.000 Schülerinnen und Schüler sowie ihre Familien erreicht hat.

Für Wolfram von Moritz, seit 2007 im Landeskirchenamt, stand von Anfang an das Thema „Bildungsgerechtigkeit“ ganz oben auf der Agenda. Der wohl wichtigste politische Meilenstein – mit Beteiligung der westfälischen Landeskirche – war während seiner Amtszeit der Düsseldorfer Schulfrieden (2011). Und die Einführung der freiwilligen „Qualitätsanalyse NRW an Ev. Schulen“ (seit 2010) habe zur „Schärfung des evangelisch-diakonischen Profils unserer Schulen beigetragen, freut sich von Moritz“. Evangelische Schule bedeutet für ihn immer auch „modellhaft gute Schule zu machen“. Sei es durch gute Aus- und Fortbildung, zu dem auch die evangelische „E-SLQ“-Schulleiterqualifizierung gehört. Oder die besonderen Herausforderungen in Espelkamp und Breckerfeld – zwei Standorten, an denen die evangelischen die einzigen weiterführenden Schulen sind. Abschließend brachte der scheidende Vollblut-Schuldezernent seinen Anspruch an das juristische und pädagogische Schuldezernat – als kirchliche Schulaufsicht und Dienstleister für Schulen - noch einmal auf den Punkt: „Schulentwicklung ermöglichen, Gestaltungsräume sichern – auch gegenüber staatlichen Eingriffsversuchen. Und: Flexibel, schnell und situativ entscheiden.“

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