Austausch mit Vertreter*innen der örtlichen Politik im Rahmen der Visitation
Von Pfarrern und Bürgermeistern
Welchen Blick haben Bürgermeister*innen auf die Evangelische Kirche? Welche Erwartungen hegen Kirche und Politik gegenseitig? Und welche Kooperationen und Vernetzungen gibt es vor Ort im Bereich des Evangelischen Kirchenkreises Hamm? Diese und weitere Fragen und Anregungen wurden diskutiert beim Treffen einer Delegation der Evangelischen Kirche von Westfalen mit den sechs Bürgermeister*innen aus dem Einzugsgebiet des Kirchenkreises und Abgeordneten aus Land- und Bundestag.
Der Austausch fand statt im Rahmen der Visitation, zu der Präses Annette Kurschus, weitere Mitglieder der Kirchenleitung und Expert*innen der Evangelischen Kirche von Westfalen den Evangelischen Kirchenkreis Hamm vier Tage lang besuchen. In 50 Einzelveranstaltungen informieren sich die Vertreter*innen der Landeskirche dabei über Themen aus Bereichen wie Seelsorge, Jugendarbeit, Gemeindeentwicklung, Diakonie oder Gesellschaftliche Verantwortung. Auch der Austausch mit politischen Mandatsträger*innen aus der Region ist Teil der Visitation.
Beteiligt am gut einstündigen Austausch waren, neben dem Bundestagsabgeordneten Bernhard Daldrup und dem frisch gewählten Landtagsabgeordneten Justus Moor der Hammer Oberbürgermeister Marc Herter, Bürgermeisterin Katrin Reuscher (Sendenhorst), die Bürgermeister Carsten Grawunder (Drensteinfurt), Lothar Christ (Werne), Thomas Stohlmeier (Ascheberg) und Alexander Berger (Ahlen). Sie alle bescheinigten der Evangelischen Kirche in ihrem Einzugsbereich gute Kontakte vor Ort und einen fruchtbaren Austausch im gesellschaftlichen Miteinander. Die Delegation der Evangelischen Kirche von Westfalen wurde angeführt von Präses Annette Kurschus. Außerdem dabei: die Mitglieder der Kirchenleitung Merle Vokkert und Michael Bertrams sowie Kirchenrätin Daniela Fricke und die Referentin der Präses, Silke Niemeyer. Als Vertreterin des Kirchenkreises nahm Superintendentin Kerstin Goldbeck an dem Gespräch teil.
Die Gesellschaft, so ein Tenor des Austauschs, brauche Ankerpunkte. Das gelte für aktuelle Krisen wie die Corona-Pandemie oder die Begleitung des Krieges in der Ukraine. Vor allem aber stehe das Demokratieverständnis auf dem Prüfstand. Statt konstruktiver Kritik seien mehr und mehr Hass und gewaltbesetzte Reaktionen zu beobachten. Hier sahen Kirchen- und Politikvertreter*innen ein Handlungsfeld, auf dem gemeinsames Agieren geboten sei, um der beschriebenen Entwicklung entgegenzuwirken.
Ziel müsse es auf allen Ebenen sein, gute Ideen und sinnvolle Impulse zu den Menschen zu bringen, sie im besten Fall selbst zur Beteiligung an gesellschaftlichen Prozessen anzuregen. Dafür ist der direkte Kontakt in den politischen wie den Kirchengemeinden unerlässlich. In diesem Sinne müssten auch Pfarrer eigentlich wie Bürgermeister sein, postulierte Präses Annette Kurschus. Ziel müsse es auch für sie sein, vor Ort bekannt zu sein und den Menschen Anliegen und Angebote ihrer Kirche im Austausch nahezubringen.
Forderungen von Kirchenkritikern nach Abschaffung kirchlicher Formen in der Öffentlichkeit, etwa des Läutens von Kirchenglocken, erteilten die anwesenden Politiker*innen einhellig eine klare Absage. „Wir sind kein säkularer, sondern ein religionspluraler Staat“, so Hamms Oberbürgermeister Marc Herter. Er ermutigte die Evangelische Kirche, sich weiterhin aktiv in gesellschaftsgestaltende Prozesse einzubringen. Kirche solle Orientierungsangebote machen, so Herter, davon könne es nicht zu viel geben.
Superintendentin, Bürgermeister*innen und Abgeordnete vereinbarten, sich künftig in regelmäßigen Abständen zum direkten, offenen Austausch zu treffen.