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Christlich-jüdischer Workshop in Jerusalem

„Über den Wolken muss die Freiheit wohl grenzenlos sein“

Vom 14.-19. November trafen sich in Jerusalem etwa 35 Jüdinnen und Juden und Christinnen und Christen unterschiedlicher Herkunft, um in einem christlich-jüdischen Workshop das Thema „Grenzen“ zu verhandeln. Aus Westfalen nahmen Verena Mildner, Theologin an der Westfälischen Wilhelms-Universität, und Ralf Lange-Sonntag, zuständiger Referent im Landeskirchenamt, am Workshop in der ehemaligen Martin-Luther-Schule nahe der Erlöser-Kirche in der Jerusalemer Altstadt teil.

Zum Workshop hatten die Evangelisch-Lutherische Kirche in Jordanien und dem Heiligen Land (ELCHL) und die Evangelische Kirche im Rheinland (EKiR) in Kooperation mit der EKD, dem International Council of Christians and Jews (ICCJ) und der Evangelischen Kirche von Westfalen (EKvW) eingeladen. Es war bereits der sechste Workshop, den ELCJHL und EKiR veranstaltet hatten. Die bisherigen Treffen hatten überwiegend im Heiligen Land, aber auch in Deutschland stattgefunden. Neben Vertreterinnen und Vertreteraus Deutschland nahmen diesmal – trotz aller Einschränkungen durch das Corona-Virus – jüdische und christliche Theologinnen und Theologen aus Israel, der Westbank, Chile, Frankreich und England teil.

Drei Tage hatten die Teilnehmenden Zeit, miteinander ins Gespräch zu kommen und die verschiedenen jüdischen und christlichen Stimmen zu hören. Es wurde dabei bewusst auf Fachvorträge verzichtet, sondern nach den im ökumenischen Gespräch erprobten Regeln des „safe space“ ans Thema herangegangen. So war viel Zeit für einen intensiven, persönlichen und ehrlichen Austausch mit Raum für unterschiedliche Meinungen und Ansichten, die offen vorgetragen werden konnten und respektvoll behandelt wurden. Eine Regel lautete z.B. „Ich danke Gott, dass ich etwas hören darf, was ich so nicht erwartet habe und auch nicht hören wollte“. Die Regeln des „safe space“ beinhalten auch, dass über die Positionen und Stellungnahmen nichts nach außen dringt, sondern dass das Gesagte in der Gruppe bleibt.
 
Jede Teilnehmerin und jeder Teilnehmer hatte jeweils einen biographischen und einen biblischen Zugang zum Thema „Grenzen“ vorbereitet, die als Grundlage für das Gespräch dienten. Die Beiträge der Teilnehmenden behandelten die unterschiedlichsten Arten von Grenzen und Begrenzungen: Die historische innerdeutsche Grenze, die Grenze zwischen Israel und der Westbank, Sprachgrenzen, aber auch psychologische Grenzen. Besonders eindrücklich waren die Ausführungen der palästinensischen Christen im Hinblick auf ihre Situation. Als kleine Kirche im arabischen Kontext sorgen sie sich um die Sicherheit ihrer Mitglieder, Kinder und das Fortbestehen ihrer Gemeinden und sehnen sich nach einer Lösung des politischen Konflikts zwischen Israel und Palästina. 

Das gemeinsame Treffen wurde als wichtiger Schritt wahrgenommen, im Gespräch zu bleiben, Vertrauen aufzubauen und sich so gegenseitig Gehör zu verschaffen. Der nächste Workshop ist für August nächsten Jahres geplant und wird im hessischen Heppenheim stattfinden, und zwar im Martin-Buber-Haus, dem Sitz der Geschäftsstelle des ICCJ. Von dort wird eine Delegation der Gruppe nach Karlsruhe zur Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) fahren und dort einen Workshop im sogenannten „Brunnenprogramm“ anbieten.

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