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Rana Plaza und die Coronakrise zeigen: Ausbeutung zerstört Leben

Schutzschirm auch für Näherinnen und Arbeiter in Textilfabriken

Am 24. April 2013 stürzte die Textilfabrik Rana Plaza in Bangladesch ein und begrub mehr als 1.100 Menschen unter sich. Tausende Arbeiterinnen und Arbeiter wurden verletzt. Die katastrophalen und unmenschlichen Arbeitsbedingungen, die dadurch sichtbar wurden, lösten weltweit Entsetzen aus. Der Druck der Öffentlichkeit führte dazu, dass es teilweise Verbesserungen in den Fabriken gab. Nun trifft die Corona-Krise die Näherinnen und Textilarbeiter in Fernost, aber auch anderen Regionen, hart.

Sieben Jahre nach dem Unglück gibt es nach wie vor eklatante Missstände und Menschenrechtsverletzungen bei der Herstellung von Kleidung auch für Deutschland: Die Löhne reichen nicht zum Leben, Gewerkschaftsmitglieder leiden unter Repressalien, unbezahlte Überstunden sind Normalität.

Die aktuelle Covid-19-Pandemie trifft die Näherinnen und Textilarbeiter, ob in Bangladesch, Kambodscha oder Indien, jetzt mit voller Wucht. Modeketten haben ihre Bestellungen storniert, Stofflieferungen fallen aus. Viele Textilfabriken müssen schließen und bleiben auf bereits produzierten Textilien sowie ihren Kosten sitzen. Ohne jegliche Lohnfortzahlungen, Abfindungen oder andere soziale Absicherungen werden die Arbeiterinnen und Arbeiter entlassen - sie und ihre Familien geraten in Existenznot.

Gemeinsam mit der Kampagne für Saubere Kleidung fordert die Evangelische Kirche von Westfalen (EKvW), dass deutsche Modeunternehmen sich ihrer Verantwortung stellen, die sie gegenüber Beschäftigten in den Textilfabriken haben. „Die Näherinnen müssen weiterhin ihren regulären Lohn erhalten. Zudem ist es notwendig, dass sie sich vor dem Coronavirus schützen können, indem entsprechende Vorkehrungen in den Fabriken getroffen werden“, erklärt Dietrich Weinbrenner, Beauftragter für nachhaltige Textilien der westfälischen Kirche. „Die wirtschaftlichen Folgen der Krise dürfen nicht auf dem Rücken der Arbeiterinnen und Arbeiter ausgetragen werden. Es muss verhindert werden, dass sie nach der Wiedereröffnung der Fabriken unzählige, unbezahlte Überstunden machen müssen.“ Die Coronakrise sollte die Unternehmen dazu bringen, die Überproduktion von Textilien sowie das Preisdumping in der Einkaufspraxis zu beenden und stattdessen die Beschäftigten menschenwürdig zu bezahlen und ökologisch verantwortlich zu handeln.

Katja Breyer, Beauftragte für den Kirchlichen Entwicklungsdienst der Landeskirche, fordert: „Die Coronakrise zeigt, dass gesetzliche Vorgaben notwendig sind, damit Arbeiterinnen und Arbeiter nicht schutzlos ausgeliefert sind und Menschenrechte in weltweiten Lieferketten eingehalten werden. Es braucht für die Menschen, die für unsere Produkte tagtäglich hart arbeiten, einen dauerhaften Schutzschirm - vor Menschenrechtsverletzungen und Ausbeutung.“ Einen solchen Schutzschirm, den Deutschland aufspannen müsse, sieht sie im sogenannten Lieferkettengesetz. Ein solches Gesetz würde Unternehmen verpflichten, „Verantwortung für Menschenrechte auch in Textilfabriken wahrzunehmen.“

Auch in Ost- und Südosteuropa wird für deutsche Modefirmen produziert. Dort berichten Arbeiterinnen und Arbeiter ebenso über Menschenrechtsverstöße. Dies zeigt eine gemeinsame Studie des evangelischen Hilfswerkes Brot für die Welt und der Kampagne für Saubere Kleidung, die zum Jahrestag des Fabrikeinsturzes in Rana-Plaza vorgestellt wird. Befragt wurden Beschäftigte in Bulgarien, Kroatien, Serbien und in der Ukraine. 

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