VEM fordert Perspektivwechsel innerhalb der weißen Kirche in Deutschland
Rassismus und Kirche
Zum internationalen Tag gegen Rassismus am 21. März erinnert die Vereinte Evangelische Mission (VEM), zu der auch die Evangelische Kirche von Westfalen gehört, daran, dass laut Mikrozensus im Jahr 2022 in Deutschland mehr als 26 Prozent aller Erwachsenen und über 40 Prozent aller Grundschulkinder einen Migrationshintergrund und dadurch eine andere Lebenswirklichkeit hatten als die meisten weißen deutschen Menschen.
Dies gilt beispielsweise für People of Color, deren Lebensrealität von strukturellen, institutionellen und individuellen Diskriminierungen - auch im kirchlichen Kontext – bestimmt werde. Hier seien die kirchlichen Verantwortlichen gefordert, einen Perspektivwechsel zu vollziehen, um die verschiedenartigen Formen von Diskriminierung auch innerhalb der eigenen weiß geprägten Institution wahrzunehmen und Verantwortung für den Schutz der Betroffenen zu übernehmen.
Großer Bedarf an antirassistischer Bildungsarbeit in Deutschland
„Seit den Aufdeckungen der Correctiv-Recherchen haben viele Leute den Ernst der Lage begriffen. Unsere Demokratie ist in Gefahr und es gehen nicht nur Hunderttausende auf die Straßen, sondern es fragen auch vermehrt Menschen nach Anti-Rassismus-Trainings bei uns an. Dieser hohen Nachfrage kann ich als Einzelperson gar nicht nachkommen. Allein in diesem Jahr musste ich schon über 100 Absagen schreiben. Daher wird es Zeit für die Evangelische Kirche, dass sie Ressourcen für antirassistische Bildungsarbeit und Empowermentarbeit zur Verfügung stellt, um Menschen seelsorgerlich zu begleiten, die durch Rassismus benachteiligt und traumatisiert sind. Der Bedarf ist enorm und es gibt viel zu wenig qualitative Angebote für beides“, so Sarah Vecera, selbst Person of Color und bei der VEM als Bildungsreferentin zuständig für den Schwerpunkt „Rassismus und Kirche“.
Rassismus ist ein weltweites Phänomen
Internationale Partnerschaften zwischen Kirchenkreisen, Gemeinden oder sozialen Einrichtungen, die teilweise schon seit mehr als 40 Jahren bestehen, haben laut VEM viel zum globalen Lernen beigetragen. Dennoch seien auch sie immer wieder im Rassismus gefangen. Dies zeige sich zum Beispiel durch Stereotype, Überlegenheitsdenken, patriarchale Verhaltensweisen und subtile Abwertungen. Dennoch sei Rassismus kein deutsches oder europäisches Phänomen wie der Generalsekretär der VEM, Pfarrer Dr. Andar Parlindungan, betont: „Rassismus ist eine weltweite Krankheit, die wir in fast allen Ländern unserer Mitglieder beobachten wie beispielsweise im indonesischen Westpapua gegenüber der indigenen Bevölkerung.“ Hier setze sich die VEM mit ihrer Menschenrechtsarbeit in Afrika und Asien ebenfalls gegen Rassismus und Diskriminierung ein.
VEM-Podcast am 29. März thematisiert antiasiatischen Rassismus
Mit Publikationen wie der „Alle-Kinder-Bibel“ und Online-Formaten wie dem Blog „Rassismus und Kirche“ leistet die VEM nicht nur Aufklärungsarbeit, sondern fordert auch zum Dialog auf. „Unser Podcast „Stachel und Herz“ dreht sich ebenfalls um das Thema. Mein Podcast-Tipp ist die Folge am 29. März, in der wir uns mit dem antiasiatischen Rassismus beschäftigen werden. Dieses Thema findet im deutschen Diskurs derzeit wenig Beachtung, ist für uns in der VEM aber von großer Bedeutung“, erläutert Sarah Vecera, die auch Autorin des Bestsellers „Wie ist Jesus weiß geworden? Mein Traum von einer Kirche ohne Rassismus“ ist.
Hintergrund:
Die Vereinte Evangelische Mission (VEM) mit Büros in Wuppertal, Indonesien und Tansania ist eine internationale, gleichberechtigte Gemeinschaft von 39 Mitgliedern, darunter 32 evangelische Kirchen in Afrika und Asien sowie sechs deutsche EKD-Kirchen und die v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel. Die VEM verfolgt konsequent ein ganzheitliches Missionsverständnis. Dazu gehört, die Lebensumstände notleidender und benachteiligter Menschen unter Achtung ihrer persönlichen Würde und Berücksichtigung ihres kulturellen Kontexts zu verbessern.