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Pfarrerinnen und Pfarrer feierten in Dortmund Ordinationsjubiläum

Mit Demut und Wagemut

Die Dortmunder Reinoldikirche war zweimal gut gefüllt. Auch wenn zahlreiche ordinierte Theolog*innen aus der Evangelischen Kirche von Westfalen der Einladung nicht folgen konnten, feierten mehr als 100 Pfarrerinnen und Pfarrer an zwei aufeinanderfolgenden Tagen ihr Ordinationsjubiläum. Eingeladen waren all diejenigen, die seit 10, 25, 50 oder gar 60 Jahren ordiniert sind.

Weil in den zurückliegenden beiden Jahren aufgrund der Corona-Pandemie keine Jubiläumsfeier stattfinden konnte, waren in diesem Jahr die Jubilarinnen und Jubilare aus drei Jahrgängen dabei. Die Jubiläumsfeier begann mit einem Festgottesdienst in St. Reinoldi, gestaltet von der Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen, Annette Kurschus, die die Predigt hielt, der Personalreferentin der Landeskirche, Oberkirchenrätin Katrin Göckenjan-Wessel und Reinoldikantor Christian Drengk.

In all ihren Dienstjahren als Pfarrerinnen und Pfarrer hätten die Jubilare immer wieder Gegenwind verspürt, so Präses Annette Kurschus in ihrer Predigt. Und das Boot der Kirche sei in diesen Zeiten generell in stürmischen Gewässern unterwegs.

Kurschus nahm in ihrer Predigt Bezug auf den Text aus dem Matthäus-Evangelium, der Jesu Gehen übers Wasser beschreibt. Als die Jünger im Boot ihn kommen sahen, erschraken sie und wähnten in seinem Schatten ein Gespenst. An die Pfarr-Jubilarinnen und -Jubilare gewandt erinnerte sie daran, wie bereichernd es im Pfarrberuf sei, immer wieder bei den Deutungen biblischer Worte, die sich mit dem Leben verbänden, mitwirken zu dürfen. In ihrem langen Berufs- und Glaubensleben seien den Pfarrerinnen und Pfarrern sicherlich schon allerlei Schatten und Gespenster begegnet, sagte die leitende Geistliche. Dabei handele es sich allerdings keinesfalls immer tatsächlich um ein Gespenst, so die Präses augenzwinkernd. Anders herum sei auch nicht jedes vermeintliche Gespenst, wie damals auf dem Wasser, in Wahrheit Jesus.

Ein Jesus-Gespenst indes, so Kurschus, geistere zuhauf durch die Gemeinden. Es trage allerlei Attribute, die ihm zugesprochen würden. Selten sei das Bild des Gottessohns dabei hingegen noch überraschend oder begeisternd.

In der Geschichte aus dem Matthäus-Evangelium beruhigte Jesus die aufgebrachten Jünger mit dem Hinweis auf sich selbst. „Ich bin’s; fürchtet euch nicht!“ Petrus habe darauf Bezug genommen: „Wenn du, dann ich“, so die Präses. Er habe den Schritt hin zu Jesus auf dem Wasser gewagt und sei dennoch untergegangen. Er habe die Differenz, die Lücke zwischen sich selbst und dem Göttlichen nicht gänzlich überwinden können. „Doch diese Lücke zwischen ihm und Gott ist seine Chance“, sagte Annette Kurschus, „die macht ihn demütig und mutig zugleich.“

Vielleicht sei es gerade die Verheißung des Dienstes, demütig und wagemutig zugleich genau den einen Schritt voran zu setzen, so die Präses. Dazu ermutigte sie die Jubilarinnen und Jubilare in ihrem Pfarrdienst. Sie dürften dabei gewiss sein, dass auch das „Badengehen“ erlaubt sei, ohne im Stich gelassen zu werden. Auch Jesus selbst sei gescheitert, aber er sei durch den Tod hindurch gehalten worden.

Manchmal, so die Präses, könne es auch eine regelrechte Lust sein, sich gegen den Gegenwind zu lehnen. Sie ermunterte die Jubilarinnen und Jubilare, sie mögen immer wieder „Jesus aufs Wasser stellen, in Frage stellen … und uns selbst und unsere Zweifel dazu. Dann werden wir Jesus neu erkennen.“

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